Chronische Krankheit und Kunst

Expressionismus und Medizin-Karikaturen auf dem Internistenkongress

Kunst und Künstler prägen den diesjährigen 119. Internistenkongress: Der „Kopf in Rot-Weiß-Gold“ von Maler Alexej von Jawlenskyals Kongressmotiv, die Dauerausstellung seiner Werke im Kunstmuseum Wiesbaden und ein interdisziplinäres Symposium mit dem Titel „Chronische Krankheit und Kunst“ bilden den Kontrast zum medizinisch-wissenschaftlichen Kongressprogramm der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM).

Photo: Chronische Krankheit und Kunst
Quelle: Alexej von Jawlensky Abstrakter Kopf (Kopf in Rot-Weiss-Gold), 1927, Museum Wiesbaden

Darüber hinaus präsentiert der in Wiesbaden lebende Künstler Gerhard Mester in den Rhein-Main-Hallen Medizin-Karikaturen. Die Jahrestagung der DGIM findet vom 6. bis 9. April 2013 statt.

Das Leitthema des diesjährigen Internistenkongresses „Innere Medizin – Vom Organ zum System“ bringt unter anderem zum Ausdruck, wie sich Krankheiten auf die psychische, berufliche und psychosoziale Situation der Betroffenen auswirken. Dies trete umso deutlicher zu Tage, wenn es sich um chronische Erkrankungen wie Rheuma handelt, meint Kongresspräsidentin Professor Dr. med. Elisabeth Märker-Hermann: „Um die Interaktion von Krankheit und Seele zu verdeutlichen, habe ich das Bild „Kopf in Rot-Weiß-Gold“ von Jawlensky als Kongresslogo gewählt.“ Wie sehr eine Krankheit wie rheumatoide Arthritis künstlerisches Schaffen prägt und verändert, veranschaulicht das Gesamtwerk von Alexej von Jawlensky auf eindrucksvolle Art. Starke Schmerzen und zunehmende Behinderung beeinflussten die Motive und Techniken des von 1921 bis zu seinem Tod im Jahr 1941 in Wiesbaden lebenden Malers.

Zudem beherbergt Wiesbaden die in Deutschland größte Dauerausstellung mit Exponaten Jawlenskys. Mehr als 100 Werke wie Selbstporträts, Bildnisse und Landschaften hängen im Museum Wiesbaden und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zum Internistenkongress in den Rhein-Main-Hallen. „Diese doppelte Chance für eine gelungene Verbindung von Kongress und Kunst wollten wir unbedingt nutzen“, sagt DGIM-Vorsitzende Märker-Hermann. Deshalb findet am ersten Kongresstag ein interdisziplinäres Symposium zum Thema „Chronische Krankheit und Kunst“ statt. Den Vorsitz der Veranstaltung teilen sich der Direktor des Museums Wiesbaden, Dr. Alexander Klar, und Professor Dr. med. Hanjörg Just aus Freiburg. Professor Dr. med. Henning Zeidler, Rheumatologe aus Hannover, stellt den Teilnehmern seine Forschungsergebnisse zu Jawlensky vor. Mit Ausführungen zur Musik ergänzt Professor Dr. med. Sucharit Bhakdi vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsmedizin Mainz die Sondersitzung. Er schildert Details aus dem Leben und Leiden des rumänischen Pianisten und Komponisten Dinu Lipatti, der 1950 im Alter von 33 Jahren am Hodgkin-Lymphom verstarb.

Medizin-Karikaturen des in Wiesbaden lebenden Künstlers Gerhard Mester stellen einen weiteren Gegenpol zur wissenschaftlichen Tagung dar. Eigens für den DGIM-Kongress vergrößern die Veranstalter die dem Genre gemäß kleinformatigen Karikaturen auf großflächige Plakate. So führen die Zeichnungen ihre auf das Wesentliche verdichtete und überspitzt dargestellte Botschaft dem Kongressbesucher noch deutlicher vor Augen. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Mester einen der bedeutendsten Karikaturisten Deutschlands für eine Ausstellung auf dem Internistenkongress gewinnen konnten“, so Märker-Hermann. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger zeichnete Mester im Januar 2013 mit dem Karikaturenpreis 2012 der deutschen Zeitungen aus.

Terminhinweis:
Interdisziplinäre Sondersitzung „Chronische Krankheit und Kunst“
Mit der Möglichkeit des Besuchs der Jawlensky Ausstellung (nicht geführt)
Termin: Samstag, 6. April 2013, 10.00 bis 11.30 Uhr
Ort: Vortragssaal im Museum Wiesbaden
Anschrift: Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden

21.03.2013

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