Bildquelle: Uniklinikum Jena; Foto: Rodigast
News • Standardisiertes Befragungsinstrument
Nach OP: „UFO“ erfasst Patienten-Beschwerden
Ein neues, vom Gemeinsamen Bundesausschuss gefördertes Versorgungsforschungsprojekt zielt auf mehr Patientensicherheit
Die gewonnenen Daten sollen die Risikoabschätzung für konkrete Eingriffe und Patientengruppen erleichtern und der Qualitätsverbesserung dienen. Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) koordiniert das Projekt, das vom Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert wird.
Die meisten Symptome werden schließlich zuerst vom Patienten bemerkt
Winfried Meißner
In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 17 Millionen Operationen im Krankenhaus und 8,5 Millionen ambulante Eingriffe durchgeführt. Operationen sind nie ohne Risiko, sie können unerwünschte Behandlungsfolgen haben, wie etwa Nachblutungen, Schmerzen oder Entzündungen, bis hin zu schwerwiegenden Ereignissen wie einer Sepsis. Bisweilen treten solche Probleme aber erst auf, wenn die Betroffenen wieder zu Hause sind und können deshalb zum Teil nicht erfasst werden. Insbesondere bei ambulant durchgeführten Operationen sind detaillierte Informationen wünschenswert: Häufen sich bestimmte unerwünschte Behandlungsfolgen bei bestimmten Operationen? Ist dies abhängig davon, ob die Operation stationär oder ambulant erfolgte, von der Region, in der sie vorgenommen wurde, oder von individuellen Merkmalen der Patienten?
Genau hier setzt das Projekt UFO an. „Das Hauptziel unseres Projektes ist die Entwicklung eines einfachen Befragungsinstrumentes, um Patienten zu möglichen Krankheitssymptomen nach stationären und ambulanten Operationen zu befragen. Die meisten Symptome werden schließlich zuerst vom Patienten bemerkt“, erklärt der Projektleiter Prof. Winfried Meißner, Leiter des Fachbereichs Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena. Weil die Perspektiven und Erfahrungen von Betroffenen eine zentrale Rolle im Projekt spielen, begleitet ein Patientenbeirat das Vorhaben kontinuierlich. Die Datengrundlage bildet neben einer umfassenden Recherche der aktuellen wissenschaftlichen Literatur eine Auswertung von Krankenkassendaten. Der Projektpartner Barmer stellt dafür routinemäßig im Versorgungsalltag erhobenen Daten, wie z.B. Informationen zu Diagnose, Art und Ort der Operation, anschließende Medikamentenverordnungen und Krankheitstage zur Verfügung – selbstverständlich anonymisiert.
Aus diesen Daten gewinnt das Forschungsteam Erkenntnisse zu Art, Schwere und Häufigkeit von Komplikationen nach Operationen, die dann in die Entwicklung des Befragungsinstrumentes einfließen. Dessen Eignung wird anschließend anhand einer Studie mit 2.500 Patienten nach Operation im stationären und ambulanten Sektor überprüft. Winfried Meißner: „Im besten Fall erhalten wir mit dem Fragebogen ein Messinstrument, das zu mehr Patientensicherheit und einer besseren postoperativen Versorgung führt. Er kann auch dazu beitragen, Eingriffe zu identifizieren, die sich für eine Ambulantisierung eignen.“ Damit unterstützt das Projekt die Vermeidung unnötiger Krankenhausaufenthalte. Außerdem soll geprüft werden, ob sich das Befragungsinstrument zur Früherkennung oder sogar zur Vorbeugung möglicherweise später einsetzender, schwerwiegender Komplikationen eignet.
Neben dem Konsortialführer UKJ und der Barmer sind der Bundesverband für Ambulantes Operieren, die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie sowie das Aktionsbündnis Patientensicherheit am Verbund UFO – Erfassung unerwünschter Behandlungsfolgen nach Operationen aus Patientenperspektive beteiligt. Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses fördert das Projekt ab 2025 für dreieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 1,7 Millionen Euro.
Quelle: Universitätsklinikum Jena
26.02.2025