Medizintechnikbranche: moderates Wachstum erwartet

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News • Umsatzprognose 2022

Medizintechnikbranche: moderates Wachstum erwartet

Trotz krisenhafter Zeit: Nach Angaben des Deutschen Industrieverbands Spectaris zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar bis August 2022 ein Umsatzplus der deutschen Medizintechnikindustrie von 4,1%.

Für das Gesamtjahr 2022 rechnet der Verband mit einem etwas geringeren Anstieg von 3,5 Prozent, was einem Branchenumsatz von 37,7 Milliarden Euro entsprechen würde. Spectaris verkündete die Zahlen anlässlich des Pressegesprächs zur weltweit größten Medizintechnik-Messe Medica, die am 14. November in Düsseldorf startet. 

Bei einer voraussichtlichen Exportquote von knapp 67% wird im Inland ein Zuwachs von etwas mehr als drei Prozent, beim Auslandsumsatz um rund vier Prozent erwartet. Während die Ausfuhren nach Asien, insbesondere aufgrund von Lockdowns und Reisebeschränkungen in China, im ersten Halbjahr leicht rückläufig waren (-3,7%), stiegen die Exporte nach Nordamerika im gleichen Zeitraum deutlich an (+8,5%). Für die Beschäftigtenzahl wird von einer Steigerung um rund drei Prozent auf dann mehr als 159.000 Mitarbeiter ausgegangen. Laut ifo-Konjunkturumfrage Stand Oktober ist die Stimmung in der Branche allerdings zunehmend getrübt. Mehrheitlich wird mit einer Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten gerechnet. 90% berichten von einer Produktionsbehinderung durch Materialknappheit, 40% durch einen Mangel an Fachkräften. 

Die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit und damit die Existenz vieler kleinerer und mittelständischer Medizintechnikhersteller ist derzeit definitiv gefährdet

Marcus Kuhlmann

„Wir erwarten, dass die deutsche Medizintechnikindustrie im Jahr 2022 ihren Umsatz nominal erneut steigern wird. Ein Grund zur Freude ist das aber nicht“, betont Marcus Kuhlmann, Leiter der Medizintechnik im Deutschen Industrieverband Spectaris. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, massive Lieferkettenstörungen, die Auswirkungen der europäischen Medizinprodukteverordnung (MDR) und drastisch steigende Material-, Energie- und Logistikkosten bereiten zunehmend Sorge. Das Umsatzwachstum ist daher ein zweischneidiges Schwert, denn es wird von Kostensteigerungen begleitet, wodurch sich die Ertragslage verschlechtert.“ 

Kuhlmann weiter: „Die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit und damit die Existenz vieler kleinerer und mittelständischer Medizintechnikhersteller ist derzeit definitiv gefährdet. Die Politik muss schnell und entschlossen handeln, um diesen Krisen mit allen erforderlichen Mitteln zu begegnen.“ Dies betrifft insbesondere Energiekostendämpfung und Finanzhilfen für den Mittelstand, dringende Anpassungen der MDR, die Nutzung von Versorgungs- und Gesundheitsdaten für die forschende Industrie sowie eine verstärkte Forschungsförderung von Schlüsseltechnologien. Außerdem plädiert Spectaris dafür, den Arbeitsschwerpunkt des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle auf die Bedürfnisse der Wirtschaft zu setzen. „Die Unternehmen benötigen schnellere Genehmigungen von Ausfuhren sowie raschere Bewilligungen von Förderanträgen, etwa im Bereich Energieeffizienz“, so Kuhlmann abschließend. 

Vor dem Hintergrund einer weltweit alternden Bevölkerung, der Zunahme chronischer Erkrankungen, des medizinischen und technologischen Fortschritts und nicht zuletzt der Erkenntnis, dass Investitionen in eine moderne Ausstattung ambulanter und stationärer Einrichtungen nicht als zusätzliche Kosten anzusehen sind, sondern zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung führen, sind die Wachstumsperspektiven des globalen Medizintechnikmarktes weiterhin positiv. 

Für das kommende Jahr 2023 rechnet der Verband trotz der großen Herausforderungen mit einem Umsatzzuwachs, auch wenn dieser schwächer ausfallen wird als 2022. 


Quelle: Spectaris

13.11.2022

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