Kostenentwicklung und Einkaufsgesellschaften für Krankenhäuser
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland steigen kontinuierlich - von 212 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf rund 279 Milliarden Euro im Jahr 2010. Ein großer Teil davon entfällt auf die stationäre Versorgung in Krankenhäusern. Vor diesem Hintergrund werden Kosteneinsparungsmodelle für Kliniken wie Einkaufsgemeinschaften immer wichtiger.
In Deutschland wickeln bereits 80 Prozent der Kliniken ihren Einkauf über solche Kooperationen ab und beziehen durchschnittlich die Hälfte ihres Einkaufsvolumens auf diesem Wege. Damit konnten deutsche Krankenhäuser im Jahr 2010 rund vier Milliarden Euro Sachkosten im Vergleich zu anderen europäischen Märkten sparen. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie "Sachkostenentwicklung und Bedeutung von Einkaufsgesellschaften im Krankenhausumfeld", für die Roland Berger Strategy Consultants Interviews mit Vertretern von Krankenhäusern, der Industrie sowie Einkaufsorganisationen geführt hat.
"Die demografische Entwicklung, das wachsende Gesundheitsbewusstsein, allgemeine Preissteigerungen und teure Innovationen führen zu einem ständigen Kostenanstieg im Gesundheitsbereich", sagt Roland Schwientek, Partner von Roland Berger Strategy Consultants und Autor der Studie. Während die Ausgaben in Deutschland im Jahr 2000 noch 212 Milliarden Euro betrugen, stiegen sie bis 2010 auf geschätzte 279 Milliarden Euro. Ein wesentlicher Anteil davon, 66,7 Milliarden Euro, entfallen auf die stationäre Versorgung. Vor diesem Hintergrund organisieren sich bereits 80 Prozent der Kliniken in Einkaufsgemeinschaften. Vor allem bei den Sachkosten, die 38,7 Prozent der Ausgaben ausmachen, sind dadurch Synergien möglich.
Insgesamt vier Milliarden Euro konnten so 2010 bei den Sachkosten eingespart werden.
Große Einsparmöglichkeiten durch Einkaufsgemeinschaften "Einkaufsgemeinschaften bündeln den Produktbedarf von Gesundheitsunternehmen und können so günstigere Preise bei den Produzenten aushandeln", sagt Roland Berger-Experte Schwientek. "Dadurch ergeben sich Einsparmöglichkeiten von 15 bis 20 Prozent im Vergleich zu Kliniken in den Niederlanden und in der Schweiz." In einzelnen Warengruppen seien sogar Einsparungen bis zu 80 Prozent möglich. Laut Studie könnten rund 31,3 Milliarden Euro von den 34,8 Milliarden Euro Sachkosten in stationären und teilstationären Einrichtungen von Einkaufsgemeinschaften sinnvoll abgedeckt werden.
Derzeit werden 12 Milliarden Euro, das heißt 39 Prozent der Sachkosten, durch Einkaufsgemeinschaften abgedeckt. Durchschnittlich beziehen deutsche Krankenhäuser rund die Hälfte ihres derzeitigen Einkaufsvolumens über Einkaufsgemeinschaften. Damit ist der deutsche Markt im europäischen Vergleich bereits weit entwickelt. Mit einer Abdeckung von rund 80 Prozent des gesamten Beschaffungsvolumens sind die USA der weltweit reifste Markt für Einkaufsgemeinschaften.
Einkaufsgemeinschaften bauen Geschäftsbereiche aus Abhängig vom Organisationsgrad lassen sich vier Typen von Einkaufsgemeinschaften unterscheiden: Lose Einkaufskooperationen (insgesamt rund drei Milliarden Euro Einkaufsvolumen), unverbindliche und verbindliche Einkaufsgesellschaften (rund fünf Milliarden Euro) sowie Krankenhausgruppen mit gemeinsamer Einkaufskoordination (rund vier Milliarden Euro). Während sich Einkaufsgemeinschaften in der Vergangenheit auf Einkaufs-Bündelung und Preissenkung bei Sachkosten beschränkt haben, erwarten die Studienautoren von Roland Berger, dass in Zukunft die vollständige Produktpalette auf diese Weise abgedeckt wird und Einkaufsgemeinschaften zusätzliche Serviceleistungen wie zum Beispiel IT, Sortimentsstraffung, Prozessberatung und Logistikdienstleistungen übernehmen werden. Viele Krankenhäuser planen bereits, ihr Volumen, das sie über Einkaufsgemeinschaften beziehen, Schritt für Schritt auszuweiten. "Es gibt noch Wachstumspotenzial sowohl für die Einkaufsgemeinschaften als auch bei noch verborgenen Einsparmöglichkeiten im Krankenhausumfeld", resümiert Schwientek.
Bildquelle: pixelio / Gerd Altmann
14.03.2011