Fresenius will Konkurrent Rhön Klinikum schlucken

Milliardenübernahme im deutschen Klinikmarkt: Der Gesundheitskonzern Fresenius will für rund 3,1 Milliarden Euro den Klinikbetreiber Rhön-Klinikum kaufen.

Ulf Schneider
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Mit der Übernahme will Fresenius zusammen mit seiner Tochter Helios den unangefochtene Marktführer unter den privaten Klinikbetreibern in Deutschland schaffen. Der neue Krankenhausverbund Helios-Röhn käme dann auf einen Jahresumsatz von rund sechs Milliarden Euro. "Der geplante Erwerb der Rhön-Klinikum AG ist ein bedeutender Schritt im weiteren Ausbau unseres Krankenhausgeschäfts" erklärte Fresenius-Chef Ulf Schneider. Mit der Bündelung der Geschäfte könne Fresenius neue Wege in der Gesundheitsversorgung gehen. Rhön-Klinikum kündigte umgehend an, die Übernahme-Offerte zu prüfen.

Fresenius bietet den Rhön-Klinikum-Aktionären 22,50 Euro je Aktie. Die Offerte liegt um 52 Prozent über dem Schlusskurs der Rhön-Klinikum-Aktie vom Mittwoch. Die im Nebenwerteindex MDax notierten Rhön-Titel sprangen am Donnerstagvormittag um rund 50 Prozent auf 22,14 Euro in die Höhe, blieben aber unter dem Übernahmepreis. Die im Leitindex Dax notierte Fresenius-Aktie büßte 4,4 Prozent auf 70,65 Euro ein.

Für das Angebot soll eine Mindestannahmequote von 90 Prozent plus eine Rhön-Klinikum-Aktie gelten. Der Unternehmensgründer und Großaktionär von Rhön-Klinikum, Eugen Münch, unterstützt die Übernahme. "Ich halte den Zusammenschluss für einen richtigen und wegweisenden Schritt", erklärte Münch. Er hält zusammen mit seiner Familie 12,5 Prozent der Rhön-Klinikum-Anteile. Ein Verkauf an Dritte liege nicht in seinem Interesse, sagte der langjährige Vorstands- und Aufsichtsratschef des Unternehmens aus Neustadt an der Saale.

Helios und Rhön-Klinikum gehören bereits neben dem Asklepios-Konzern zu den drei größten privaten Klinikbetreibern in Deutschland. Daher erwartet Schneider bei den Kartellbehörden keinen Spaziergang. "Es ist nicht auszuschließen, dass einzelne Klinikstandorte veräußert werden müssen, um die kartellrechtliche Freigabe zu erhalten", erklärte das Fresenius-Management. Zu Helios gehören aktuell 75 Kliniken und 31 medizinische Versorgungszentren. Die Gruppe versorgt mehr als 2,7 Millionen Patienten pro Jahr. Rhön-Klinikum besitzt derzeit 53 Krankenhäuser und 39 medizinische Versorgungszentren. Pro Jahr wurden zuletzt mehr als 2,2 Millionen Patienten behandelt.

Mit dem Zusammenschluss von Helios und Rhön erhofft sich Fresenius Größenvorteile unter anderem im Einkauf, im Servicebetrieb und in der Verwaltung. Damit werde sich künftig die operativen Rendite (Ebitda-Marge) der neuen Gruppe um ein bis zwei Prozent verbessern lassen, erklärte Schneider. Er erwartet, dass sich der Zukauf im ersten vollen Jahr der Zugehörigkeit zu Fresenius positiv auf das Konzernergebnis auswirken wird. Der Gewinn je Aktie werde aber leicht belastet. Im zweiten vollen Jahr solle der Zukauf dann auch zum Gewinn je Aktie beitragen.

ABSCHLUSS IM DRITTEN QUARTAL GEPLANT

Fresenius-Chef Schneider will die Übernahme im dritten Quartal unter Dach und Fach zu bringen. Eine Börsennotierung der neuen Helios-Rhön-Gruppe sei nicht geplant. Fresenius will den Zukauf über Kredite und eine Anleihe finanzieren. Dazu kommen Kapitalmaßnahmen im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro. Dies könne eine Bezugsrechteemission, die Ausgabe neuer Aktien oder auch eine Wandelanleihe sein, sagte ein Sprecher. Die Else-Kröner-Stiftung will sich nach Angaben von Fresenius mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag daran beteiligen. Über Aktien der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care will Schneider die Übernahme nicht finanzieren. Zusagen zur Finanzierung gebe es bereits von den Geldhäusern Deutsche Bank, J.P. Morgan, Societe Generale, Credit Suisse und der UniCredit.

FRESENIUS HEBT AUSBLICK 2012 an

Fresenius legte am Donnerstag auch Eckdaten zum ersten Quartal vor und hob seinen Geschäftsausblick für 2012 an. Danach nahm der Konzernumsatz in den Monaten Januar bis März um 13 Prozent auf 4,42 Milliarden Euro zu. Der Konzerngewinn kletterte um 18 Prozent auf 200 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr erwartet Fresenius-Chef Schneider nun einen währungsbereinigten Anstieg des Konzerngewinns um zwölf bis 15 Prozent. Bisher wurden acht bis elf Prozent Zuwachs erwartet. Der Konzernumsatz soll 2012 währungsbereinigt um zehn bis 13 Prozent zulegen. Fresenius peilt hierbei das obere Ende dieser Spanne an. 

30.04.2012

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