Interview • The President's Speech

Es zählt der Antrieb, besser zu werden

Mit bewährten Formaten und neuen Ideen geht der RadiologieKongressRuhr 2016 an den Start. Kongresspräsident Univ. Prof. Dr. Dieter Liermann, Direktor des Instituts für Diagnostische, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Marien Hospital Herne, begleitet die Tagung seit ihrem Entstehen und berichtet über das aktuelle Angebot und künftige Pläne.

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Kongresspräsident Univ. Prof. Dr. Dieter Liermann, Direktor des Instituts für Diagnostische, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Marien Hospital Herne.

Sie haben den Kongress mit initiiert und waren bereits 2009 Kongresspräsident. Was hat sich in den Jahren seither getan?

Wir haben mit deutlich weniger als 1000 Teilnehmern angefangen und können jetzt mit ein wenig Stolz feststellen, dass sich der RadiologieKongressRuhr zum zweitgrößten Kongress der medizinischen Bildgebung nach dem Deutschen Röntgenkongress entwickelt hat. Ich habe den Kongress in den ganzen Jahren, wenn nicht als Präsident, dann doch als Teil der Kongressfakultät begleitet, weil ich unser Format für eine wichtige Investition in die Zukunft halte.

Als wir anfingen, erschien mir insbesondere die Gruppe der Assistenzärzte im allgemeinen Tagungsgeschehen nicht ausreichend berücksichtigt zu sein. Die Assistenzärzte sind nun mal die Träger der künftigen Radiologie. Wenn wir sie nicht ausreichend einbinden und für unsere Ziele gewinnen, vergeben wir eine wichtige Chance, die Inhalte unseres Fachs weiterzugeben. Mittlerweile ist diese Gruppe an vielen Stellen berücksichtigt, die MTRAs sind integriert und auch die Studenten werden zunehmend angesprochen.

Wie sollte das Angebot für Assistenzärzte aussehen?

Für Assistenzärzte muss das Angebot breitgefächert sein, damit sie davon profitieren können. Natürlich darf auch nicht vernachlässigt werden, dass sie bei den Veranstaltungen Punkte sammeln können, die sie heutzutage bei Bewerbungen vielerorts vorweisen müssen.

Uns gelingt es glücklicherweise immer wieder, ausgewiesene Experten für ein breites Angebot zu gewinnen. Der Bedeutung der Fortbildung tragen wir ausreichend Rechnung und als weiteres Ziel würde ich gerne eine stärkere Einbindung der Wissenschaft forcieren. Meiner Meinung nach können wir das Interesse junger Ärzte nur dann wecken, wenn man einerseits die „Profis“ reden lässt, und ihnen andererseits die Möglichkeit bietet, sich selbst zu beteiligen. Wie baut man Vorträge auf? Welche wissenschaftlichen Aspekte sind zu berücksichtigen? Dieses sind Fragen, die in Kursen behandelt werden könnten. Künftig kann man auch darüber nachdenken, derartige Vorträge ins Programm aufzunehmen, um feststellen, wie die Resonanz der Zuhörer aussieht. Doch das sollten wir sehr vorsichtig angehen, weil wir ja nicht das bestehende, erfolgreiche Format gefährden wollen. Darüber hinaus würden wir uns eine Menge Mehrarbeit aufbürden, da ein Gremium benötigt wird, das eine Auswahl trifft. Andere Kongresse haben aber bewiesen, dass eine derartige Verbindung durchaus fruchtbar sein kann.

Außerdem wird es auf der diesjährigen Tagung um Aspekte bei der Uroradiologie gehen. Das Thema wird vielfach etwas stiefmütterlich behandelt – auch weil die Urologen das Zepter hier gerne in der Hand behalten.

Porf. Dr. Dieter Liermann

Welche Programmpunkte sind Ihnen besonders wichtig?

Die „Fit für den Facharzt“-Angebote haben sich bewährt und sind sehr beliebt. Dabei halten hochkarätige Referenten Übersichtsreferate zu ausgewählten Gebieten, die über die Jahre hinweg variieren. Außerdem wird es auf der diesjährigen Tagung um Aspekte bei der Uroradiologie gehen. Das Thema wird vielfach etwas stiefmütterlich behandelt – auch weil die Urologen das Zepter hier gerne in der Hand behalten. Natürlich spielen auch MRT, PET und Ultraschall eine Rolle, die zu den klassischen Aufgaben der Uroradiologie zählen. Der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen Urologie und Radiologie kommt eine erhebliche Bedeutung zu.

Selbstverständlich dürfen auch die abdominelle Bildgebung und weitere Möglichkeiten wie diffusionsgewichtete Bilder nicht als Thema fehlen. Die Teilnehmer können sich darauf freuen, dass das Abdomen mal ein wenig anders präsentiert wird: von Kollegen, die das viele Jahre machen, und ein großes Spektrum anbieten können. Hands-on-Workshops sind ebenfalls ein sehr beliebtes Format, bei dem es ganz praktisch viel zu lernen gibt. Dieses Jahr sind gleich zwei Workshops zu den Themen Becken/Bein und Stroke anberaumt. Wir haben auch hier erfahrene Kollegen und Firmen gewinnen können, die uns unterstützen.

Die Intervention liegt derzeit im Trend?

Die Interventionelle Radiologie erweitert das Spektrum unseres Fachs, weil sie uns erlaubt, auch therapeutisch tätig zu sein. Für mich bedeutet die Intervention die Krönung der Radiologie. Natürlich geraten wir da in Konkurrenzsituation mit anderen Fächern, die ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Als Interventionalisten müs- sen wir kämpferischer sein – und besser. Wir haben Themen zusammengestellt, die zwar bekannt sind, jedoch unter neuen Aspekten behandelt werden. Becken- und Oberschenkel-Intervention gehören ebenso dazu wie die Interventionelle Radiologie der Lungenembolie, ein spannendes und nicht unumstrittenes Thema.

Nach wie vor wird in der Intervention nicht alles richtig gemacht. Man braucht viel Erfahrung, muss Wege und Irrwege gegangen sein, und bereit sein, aus Komplikationen und Fehlern zu lernen. Doch nur wer viel damit arbeitet, kommt auf Ideen, wie es besser gemacht werden kann. Dieses ist der Antrieb der Interventionellen Radiologie. Wer sich dem nicht stellt, kann nicht hervorragend werden.

Last but not least, das Programm für die MTRAs

Die MTRAs haben selbstverständlich erneut ihren festen Platz im Programm. So steht der Freitag ganz im Zeichen der Themen Strahlenschutz, Kontrastmittel, Tuberkulose und Prostata-MRT. Zudem findet wieder der beliebte „Schülerdonnerstag“ für die MTRA von Morgen statt. So gibt es auch dieses Jahr in Bochum wieder viel zu sehen, zu lernen und zu entdecken.

Seien Sie dabei!

Ihr Prof. Dr. Dieter Liermann

02.11.2016

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