Die Do's und Don'ts für den Chefarzt
Fit für die Führungsspitze mit dem Oberarzt-Seminar auf dem Deutschen Röntgenkongress.
Nach der positiven Resonanz im letzten Jahr findet auch auf dem diesjährigen Deutschen Röntgenkongress wieder das Oberarzt-Seminar „Chefarzt in der Radiologie“ statt.
Coaching-Programm für angehende Führungskräfte in der klinischen Radiologie wird vom Chefarztforum in der Deutschen Röntgengesellschaft (CAFRAD) angeboten und macht den Nachwuchs fit für alle zukünftigen Aufgaben, die neben der medizinischen Tätigkeit auf sie zukommen: von der Administration über die Betriebswirtschaft bis zur Personalführung. Mitorganisiert wird das Seminar ebenfalls zum zweiten Mal von Prof. Dr. Michael Freund, Chefarzt der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum Aschaffenburg. Im Gespräch mit RöKo Heute erklärt er, wie man nicht nur Chefarzt wird, sondern auch bleibt.
„Ein Chefarzt muss heute mehr sein als nur ein herausragender Mediziner, der sein Fachgebiet exzellent beherrscht“, weiß Michael Freund. „Er muss auch in der Lage sein, seine Abteilung zu strukturieren und am Laufen zu halten. Denn die beruflichen Anforderungen aus der freien Wirtschaft haben mittlerweile im medizinischen Arbeitsumfeld Einzug gehalten.“ So ist der Chefarzt heute zum Großteil Manager, der Leistungen zeitnah für sein Unternehmen erbringen muss.
Das gilt im Allgemeinen, aber auch im Besonderen in der Radiologie, die ein Querschnittsfach in der Krankenhauslandschaft darstellt. Dies bedingt zahlreiche Berührungspunkte mit nahezu allen anderen Fachdisziplinen, die besonders dem radiologischen Chefarzt einiges an sozialer Kompetenz abverlangen, so Freund: „Die Kollegen treten mit zahlreichen Anforderungen an unser Fach heran. Um erfolgreich zu sein, müssen wir daher ein gewisses Maß an Pragmatismus, aber auch konstruktive Kritikfähigkeit mitbringen. Die Radiologie steht im Spannungsfeld zwischen zeitnaher und qualitativ hochwertiger Erbringung der notwendigen Leistungen und muss gleichzeitig eine effiziente Ressourcenverwaltung betreiben, ohne dass der Krankenhausbetrieb ins Stocken gerät. Ansonsten steht die Radiologie leicht unter Druck und der Chefarzt gerät in die Gefahr isoliert da zu stehen. “
Gerade jungen Chefärzten, die neu in einer Klinik durchstarten, rät Prof. Freund deshalb, sich in vornehmer Zurückhaltung zu üben, bis man Haus und Leute kennen gelernt hat. Fingerspitzengefühl sollte man auch gegenüber der Krankenhausverwaltung an den Tag legen. Weiß doch der erfahrene Geschäftsführer, dass die „Wünsche“ des radiologischen Chefarztes hinsichtlich der technischen Ausstattung seiner Einrichtung in der Regel bei 500.000 Euro Investitionskosten beginnen. Um den Geschäftsführungen den Schrecken vor den Investitionskosten der Radiologie zu nehmen, kann es zum einen ausschlaggebend sein, wie groß die Unterstützung durch die ist, zum anderen, wie gut die Kenntnis der eigenen radiologischen Leistungszahlen ausfällt: „Kennt man seine Erlössituation nicht und muss sich auf die zur Verfügung gestellten Daten verlassen, dann ist man ausgeliefert.“
Des Weiteren ist es gut, mit den Besonderheiten vertraut zu sein, die das Arbeiten bei kommunalen, kirchlichen, privaten oder universitären Krankenhausträgern mit sich bringt. Wer beispielsweise in einer katholischen Klinik angestellt ist, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die persönliche Lebensführung mögliche Kündigungsgründe auslösen kann, sollte gegen Kirchengrundsätze verstoßen werden. Viele Chefärzte sind sich häufig all ihrer Rechte und Pflichten gar nicht bewusst, weil sie sich nicht mit den juristischen Details ihres Arbeitsvertrages beschäftigt haben, erzählt Michael Freund: „Als Mediziner hat man keine Ahnung von Mitbestimmungs-, Arbeits- oder Gesellschaftsrechten, Finanzcontrolling etc. Aber diese Punkte stehen alle im Vertrag. Man sollte sich also damit intensiv auseinandersetzen. Hinzu kommt, dass unsere Verträge im Gegensatz zu denen von Oberärzten außertariflich geregelt sind. Das heißt, es verstecken sich darin häufiger Inhalte, die zu Regelverstößen aus Unwissenheit führen können."
Bevor man also unterschreibt, rät Prof. Freund dazu, den Rat erfahrener Kollegen einzuholen sowie sich an juristische Experten zu wenden. Oder man besucht einfach am Kongresssamstag das Oberarztseminar „Chefarzt in der Radiologie“, in dem die erfahrenen Experten unter anderem auch zum Thema „Chefarztverträge“ Rede und Antwort stehen.
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Was ist eigentlich CAFRAD?
Im Mai 2008 hat sich das Chefarztforum Radiologie als Interessensgemeinschaft radiologischerChefärztinnen und Chefärzte innerhalb der Deutschen Röntgengesellschaft gebildet. Inzwischen hat das CAFRAD schon über 180 Mitglieder und ist ein sehr lebendiges Forum geworden, in dem sich radiologische Chefärzte auf vielfältige Weise austauschen. Dies geschieht in zwei ganztägigen Treffen im Frühjahr und Herbst sowie auf dem RöKo und einem geschlossenen Internetforum, das eine Diskussionsplattform und vielfältige Informationen, z. B. zu Rechtsthemen, zur Ökonomie radiologischer Abteilungen, zu Fragen der Personalbedarfsanalyse, zu Weiterbildungsfragen, zur Berufspolitik u.v.m. enthält.
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Im Profil
Prof. Dr. Michael Freund studierte Medizin in Frankfurt am Main. In diesem Jahr feiert er sein zehnjähriges Chefarzt-Jubiläum an der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum Aschaffenburg. Seit Juli 2011 ist er Ärztlicher Direktor des Hauses. Zuvor war Freund in leitender Funktion zwei Jahre lang Oberarzt am Zentralinstitut für Klinische Radiologie des Universitätsklinikum Münster.
09.05.2012