Wundauflagen mit Wirkstoffdepots

Allein in Deutschland müssen jährlich schätzungsweise vier Millionen Patienten mit chronischen Wunden versorgt werden. Eine Wundauflage, die von den Hohenstein Instituten in Bönnigheim im Rahmen eines Forschungsprojektes in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Förderung von Medizin-, Bio- und Umwelttechnologien e.V. (GMBU) in Dresden entwickelt wurde, eröffnet hier neue
Behandlungsmöglichkeiten. Bei der neuartigen Wundauflage werden die Wirkstoffe auf Basis der Nanosol-Technik eingebunden und kontinuierlich abgegeben.

Photo: Wundauflagen mit Wirkstoffdepots

Bisher mussten heilungsfördernde Wirksubstanzen stets unabhängig von einer Wund- auflage, z. B. in Form einer Salbe, auf eine Wunde aufgebracht werden. Bei der Nanosol modifi-zierten Wundauflage sind die einzelnen Zellulosefasern von einer anorganischen Matrix aus inertem Siliziumoxid (SiO2) überzogen. In diese sind die Wirksubstanzen eingebunden, die in der feuchten Umgebung einer Wunde kontinuierlich abgeben werden.

Aufgrund der Vielzahl von Wundtherapeutika und deren chemischer Diversität arbeitete das Team von Dr. Dirk Höfer mit Substanzen, die exemplarisch für bestimmte Wirkstoffgruppen zur
Wundheilung stehen. Es wurde untersucht, inwieweit sie sich zur Einbindung eignen und somit
zu Produkten entwickelt werden können, die in verschiedenen Phasen der Wundheilung und bei verschiedenen Wundtypen Anwendung finden.

So wurden von den Hohensteiner Wissenschaftlern u. a. Wundauflagen mit antibakteriellem Effekt entwickelt. Die Antibiotika sind dabei stabil in den Hohlräumen (Kavitäten) der Nanosol-Schichten eingebunden und werden im feuchten Wundmilieu kontinuierlich sowie in den therapeutisch erforderlichen hohen Dosen abgegeben und tragen so gezielt zur Verhinderung einer Wundinfektion bei. Die Einbindung von Chitosan in Nanosolschichten gelang ebenfalls, es zeigte sich jedoch nicht die gewünschte antimikrobielle Wirkung.

Vielversprechend ist dagegen die Nanosol-Fixierung des Vitaminvorläufers Dexpanthenol, das die Hautregeneration fördert. Die Substanz kann mit Hilfe der an den Hohenstein Instituten entwickelten Technik problemlos auf Viskose angelagert werden. Mit Hilfe textiler Bioassays belegten die Hohensteiner Experten sowohl in vitro als auch in vivo, dass die Substanz unter den physiologischen Bedingungen einer Wunde freigesetzt wird und signifikant die Hautregeneration verbessert.

Auch hinsichtlich der Wundheilung zeigte das Forschungsvorhaben erfolgversprechende Ansatzpunkte. Durch die Modifikation der SiO2-Sole konnte das Team von Dr. Höfer sogar
wundheilende Proteine erfolgreich einlagern und deren gezielte Freisetzung nachweisen.
Beispiele dafür sind das Wundbelag entfernende Enzym Bromelain, Trypsininhibitor, ein
zentrales Regulationsprotein in der Wundheilung und den wundheilenden Wachstumsfaktor
Insulin.

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes zeigen das enorme Entwicklungspotential für die
therapeutische Wundbehandlung mit Hilfe von Textilien. Bis zur Zulassung der textilbasierten
Wirkstofftherapie als Medizinprodukt sieht Projektleiter Dr. Höfer jedoch noch Optimierungs- und
Forschungsbedarf.

Bilder: Hohenstein Institute

20.02.2009

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