Röntgenbefundung besser durch Empathie

Auch Ärzte sind nur Menschen. So kommt eine Studie der Nordamerikanischen Radiolo-gengesellschaft (RSNA) zu dem Schluss, dass Röntgenärzte sorgfältiger und treffsicherer diagnostizieren, wenn ihnen ein Foto des Patienten vorliegt.

Photo: Röntgenbefundung besser durch Empathie

Besonders in der Radiologie ist der Kontakt zwischen Arzt und Patient auf ein Minimum reduziert. "Während die Untersuchung zumeist von medizinisch-technischem Röntgenpersonal durchgeführt wird, bekommt der Radiologe die Patienten nicht zu Gesicht", bestätigt Florian Schneider, Pressesprecher der Deutschen Röntgengesellschaft.

In der Teleradiologie wird dieser Effekt der Anonymität noch verstärkt, da Facharzt und Patient sich an verschiedenen Orten befinden. Das ermöglicht auch kleinen Krankenhäusern bestimm-te Untersuchungen ohne Anwesenheit eines Spezialisten durchzuführen, verschlechtert jedoch den persönlichen Bezug des Arztes zu dem Fall.

Bei der Studie der Radiological Society of North America wurden 318 Röntgenbildern jeweils ein dazugehöriges Portraitfoto des betreffenden Patienten beigefügt, das zuvor bei der Untersu-chung im Krankenhaus aufgenommen wurde. Das Patientenbild erschien automatisch, sobald der Radiologe das Röntgenbild zur Diagnose öffnete.

Unmittelbar nach dem Befund gaben alle 15 untersuchten Radiologen an, höhere Empathie gegenüber den von ihnen beurteilten Patienten empfunden zu haben, da sie deren Fotos gesehen hatten. Außerdem dienten ihnen die Fotos auch für die Entnahme medizinisch relevanter Informationen, etwa über das Leiden der Personen oder über andere körperliche Krankheitszeichen. Keiner empfand die mitgesandten Fotos als zusätzliche Zeitbelastung.

Interessant scheint jedoch besonders die Tatsache, dass die getesteten Ärzte die Befunde sorgfältiger erstellten, nachdem sie die dazugehörigen Portraits zu Gesicht bekamen. Als sie drei Monate später einen Teil der gleichen Untersuchungen erneut vorgelegt bekamen - diesmal ohne Bilder - erkannten dieselben Ärzte 80 Prozent der vorher noch festgestellten Zufallsbefunde nicht. Darunter versteht man Ergebnisse einer Untersuchung, die unerwartet sind, da sie über die Erkenntnisabsicht der eigentlichen Untersuchung hinausgehen. Die Studienautoren wie auch die an der Studie beteiligten Fachärzte sprachen sich einheitlich für eine Integrierung von Fotos in die Diagnoseroutine aus.

(Foto: pixelio/Altmann)

23.12.2008

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