Klinikärzte interessiert ein Wechsel in die Gesundheitsindustrie
45 % der Ärzte an deutschen Kliniken denken über einen Wechsel in die Healthcare-Industrie nach. Grund dafür ist vor allem der Wunsch nach neuen Herausforderungen (65 %) sowie nach einer leistungsgerechteren
Bezahlung (50 %). Gleichzeitig sind nur 5 % bereit, auch kurzfristig zu wechseln.
Für fast drei Viertel ist ein Wechsel sogar erst in zwei bis fünf Jahren eine Option. Damit fällt die Mehrheit der Klinikärzte für die Besetzung offener Stellen in der Gesundheitsindustrie aus, da solche Posten in der Regel binnen weniger Monate zu besetzen sind. Das sind Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage der internationalen Personalberatung LAB & Company unter Krankenhausärzten.
"Die Zahlen bestätigen unsere Erfahrungen: Einerseits möchten sich viele Ärzte beruflich verändern - in der Hoffnung auf interessantere Aufgaben, höhere Bezahlung und geringere Arbeitsbelastung. Andererseits sind sie risikoscheu und extrem anspruchsvoll", beschreibt Andrea Schulze-Moews, Gesundheitsexpertin bei LAB & Company, das Dilemma der Gesundheitsindustrie bei der Personalsuche. Trotz hoher eigener Erwartungen an einen möglichen Jobwechsel fürchten beispielsweise 64 % der Befragten eine höhere Arbeitsplatzunsicherheit in der Industrie und 56 % bangen um den Verlust ihrer Reputation als Humanmediziner.
"Diese Bedenken beruhen meist auf der geringen Kenntnis über die attraktiven Möglichkeiten für Mediziner in der Healthcare Industrie", sagt Schulze-Moews. So kennen 74 % der befragten Ärzte Berufsbilder oder Karriereperspektiven in der Industrie nicht oder nur vage. Konsequenz: Als mögliche Aufgaben interessieren die Mediziner fast nur herkömmliche und bekannte Bereiche wie Medical Management (39 %), Clinical Development (37 %) sowie Clinical Research (35 %). "Mit Stellenangeboten für Tätigkeiten wie Brand Management, Kundenmanagement, Regulatory Affairs oder Corporate Strategy verbinden sie hingegen inhaltlich nichts und ziehen daher solche Jobs
gar nicht in Erwägung", so Schulze-Moews.
Der Grund für das Informationsdefizit der Klinikärzte und die daraus resultierende Personalnot der Healthcare Industrie ist für die Personalberaterin hausgemacht. "Ärzte reden mit Ärzten - weil sie nur wenige Berührungspunkte zur Branche haben." Tatsächlich besitzt laut der Umfrage nur ein Viertel der Klinikärzte Kontakte zu Vertretern aus der Wirtschaft. Der Rest informiert sich vor allem über Online-Jobbörsen, Fachzeitschriften und Kollegen über offene Stellen in der Wirtschaft. "Da muss die Healthcare Industrie aktiver kommunizieren", fordert Schulze-Moews.
Weitere Ergebnisse der LAB Healthcare-Umfrage unter www.labcompany.net
Zur LAB Healthcare-Umfrage: An der Umfrage von LAB & Company unter 1.100 Ärzten an deutschen Kliniken haben sich 101 Humanmediziner beteiligt.
11.05.2011