Von Kopf bis Fuß auf W.C. Röntgen eingestellt!

Wilhelm Conrad Röntgen hat einen großen Stellenwert im Leben von Bernhard Lewerich, scheidender Geschäftsführer der Deutschen Röntgengesellschaft: Viele Jahre lang hat sich Lewerich um mehr öffentliche Wahrnehmung für die Belange der nach Röntgen benannten Gesellschaft gekümmert, und nun will er in Zukunft auch dessen Wirkungsstätte in Remscheid zu mehr Glanz und Bedeutung verhelfen.

Bernhard Lewerich
Bernhard Lewerich

Dafür wird er seine Beziehungen spielen lassen, Geld einsammeln, Politiker einladen, mit Reden überzeugen und kurz gesagt, so unermüdlich weiter tätig sein, wie die Gesellschaft das von ihm kennt.

„Mir hat es immer unheimlich viel Spaß gemacht, Menschen dazu zu bewegen, das, was sie können, so zu vermitteln, dass andere davon profitieren.“ 13 Jahre lang hat Bernhard Lewerich als Geschäftsführer der Deutschen Röntgengesellschaft e. V. dieses Ziel verfolgt und dabei der DRG seinen Stempel aufgeprägt. Aus dem Verlagsbranche kommend – unter anderem bei Springer – hatte Wissensvermittlung für ihn stets oberste Priorität.

Ein Vermächtnis Lewerichs, der nunmehr aus Altersgründen Dr. Stefan Lohwasser den Staffelstab übergibt,kann wohl die Akademie Online, ein Bereich der Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie, gelten, an deren Übernahme in das Akademieprogramm er maßgeblich beteiligt war und die seit Januar 2011 regelmäßig Online-Fortbildungen anbietet. Dieses Angebot ermöglicht den Teilnehmern eine stetige, ortsunabhängige Weiterbildung ohne lange Anfahrtswege. Die Kurse finden immer live statt, wobei über eine Chat-Funktion Fragen an die Referenten gestellt werden können. Rund 70 Prozent der Nutzer sind Radiologen, die sich auf diese Weise weiterbilden, rund 30 Prozent Studenten, für die die Teilnahme kostenlos ist.

Besonders stolz ist Lewerich jedoch auf die jüngste Veranstaltungsreihe „Keine Angst vor Röntgenbildern im Hammerexamen“. Die Akademie Online beschritt hier gemeinsam mit den Referenten Prof. Michael Uder und PD Dr. Rolf Janka (Erlangen) einen ganz neuen Weg und wandte sich direkt an die Mediziner der Zukunft: In sechs vierstündigen Veranstaltungen wurden Medizinstudenten in Live-Online-Kursen für den zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, im Studenten-Jargon als „Hammerexamen“ bekannt, auf die Interpretation von Röntgenbildern vorbereitet. Mehr als 2.000 Studenten wohnten via Internet den Fallbesprechungen bei, in denen authentische Prüfungsfragen an authentischen Prüfungsbildern gestellt und diskutiert wurden. Zwischenfragen über Live-Chat waren möglich. „Die Resonanz auf dieses Angebot war so groß, dass wir den Fachschaften vorschlugen, die Vorträge in Hörsäle zu übertragen. Viele Studenten waren vorher kaum mit Radiologie in Kontakt gekommen“, erzählt Lewerich: „Radiologie ist ja innerhalb des Ausbildungsplanes kein eigenständiges Fach.“ Für viele Studenten sei diese Begegnung ein Ansporn gewesen, sich intensiver mit dem Fach auseinanderzusetzen: „Es gibt keine bessere Möglichkeit, für die Radiologie zu werben.“

Eine größere Breitenwirkung war auch das erklärte Ziel der DRG, als sie Bernhard Lewerich damalsals Geschäftsführer ins Boot holte. Er habe sich immer gewundert, warum die Gesellschaft ihr Potenzial nicht voll ausschöpfe und nicht die Bedeutung habe, die ihr eigentlich zukommt, sagt er heute.Dass die DRG nunmehr als eine der bedeutendsten medizinischen Gesellschaften dasteht, ist zu einem guten Teil sein Verdienst, auch wenn er selbst viel zu bescheiden ist, dasso zu sagen.

Lewerich kennt die Tücken der öffentlichen Wahrnehmung: „Es besteht die große Gefahr, dass Radiologen in der Öffentlichkeit darauf reduziert werden, die Vorarbeit für ihre Kollegen zu machen. Die Radiologen müssen darauf achten, dass sie als Ärzte und nicht nur als Bildermacher wahrgenommen werden“, warnt er. Den Radiologen müsse daher immer wieder zu Bewusstsein gebracht werden: „Sie sind in allererster Linie Ärzte“.Die Patienten müssten immer sofort darauf hingewiesen werden, dass sie, die Radiologen, diejenigen sind, die erklären können, was auf den Bildern zu sehen ist. Daher freut es Lewerich besonders, dass sein Nachfolger als DRG-Geschäftsführer selbst Arzt ist.

Lewerich, den an der Radiologen-Community stets die Bereitschaft zur gegenseitigen Hilfe beeindruckt hat, bleibt der DRG erhalten. Mit seinem Abgang wird er nicht nur Ehrenmitglied der Gesellschaft, sondern er wird sich in Zukunftgemeinsam mit Prof. Dr. Ulrich Mödder auch um das Geburtshaus von Wilhelm Conrad Röntgen kümmern. Die Gesellschaft hatte im Mai des Vorjahres das Geburtshaus ihres Namensgebers zu einem symbolischen Preis von einem Euro erworben.

Das in der Altstadt des Remscheider Stadtteils Lennep gelegene Gebäude wird derzeit in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz und dem Deutschen Röntgen-Museum saniert und neu gestaltet. Lewerich möchte das Röntgen-Geburtshaus zu einem „kulturellen Kristallisationspunkt“ machen: „Sonst werden ja nur die Geburtshäuser von Kulturschaffendenin Begegnungsstätten verwandelt. Aber Wilhelm Conrad Röntgens Entdeckung hat grundlegende Veränderungen in unserem Menschenbild bewirkt. Gehört das nicht auch zu unserer Kultur?“

11.05.2012

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