Chirurgie zwischen Faszination, Mut und Demut

131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Die Chirurgie steht vor großen Herausforderungen. Faszinierende neue technische Möglichkeiten erlauben Eingriffe, die noch vor Kurzem undenkbar waren.

Photo: Chirurgie zwischen Faszination, Mut und Demut

Zugleich sehen sich operative Fächer mit Risiken konfrontiert, die zu schweren Krankheitsverläufen führen können und nicht zuletzt auch Versicherungsprämien in Rekordhöhen steigen lassen. Wie sich die Chirurgie in diesem Spannungsfeld zum Wohl der Patienten einrichten kann, diskutieren rund 5500 Chirurgen vom 25. bis 28. März 2014 unter dem Motto „Chirurgie zwischen Faszination, Mut und Demut“ auf dem 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) in Berlin. Faszination, Mut und Demut – jeder Aspekt dieses Dreiklangs steht Pate für einen Kongresstag. Der vierte Tag widmet sich dem Schwerpunktthema „Leben mit Einschränkungen“. Erst- und einmalig findet der Kongress bereits im März auf dem Südgelände der Messe Berlin statt. Diesjähriges Partnerland ist Israel.

Faszination, Mut und Demut sind notwendig, um den Beruf des Chirurgen erfolgreich ausüben zu können – das ist die Botschaft, die das Kongressmotto vermitteln will. „Und genau diese Eigenschaften und Fähigkeiten sollten wir jetzt aktivieren, um uns als Chirurgen im Spannungsfeld von Fortschritt, Patientenwohl und ökonomischen Druck zu positionieren“, erklärt Professor Dr. med. Joachim Jähne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH).

Dem Motto folgend, widmet sich der erste Kongresstag dem Themenkomplex Faszination. „Hier stehen neue Operationstechniken im Vordergrund“, erläutert Jähne, der die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung gGmbH in Hannover leitet. Darunter finden sich innovative Methoden zur Blutstillung, Fortschritte in der Roboterchirurgie oder „mitdenkende“ Operationssäle. „Diese Neuerungen können Operationsergebnisse verbessern, Erholungszeiten verkürzen oder für mehr Patientensicherheit sorgen“, so Jähne. Videositzungen vermitteln einen Einblick in die chirurgische Praxis.

„Mut“ ist das übergeordnete Thema des zweiten Kongresstages. „Chirurgen brauchen ihn, um neuen Methoden zum Durchbruch zu verhelfen“, so Jähne. Mut sei heute aber auch notwendig, um Fehlentwicklungen wie die zunehmende Ökonomisierung in der Medizin aufzuhalten. „Wir sollten zudem couragiert Studien auf den Weg bringen, die den Langzeitnutzen von Eingriffen bewerten“, betont DGCH-Präsident Jähne. „Solche Versorgungsstudien liegen im gemeinsamen Interesse von Patienten, Kostenträgern und Chirurgen.“ Erste Langzeitergebnisse für Hüftgelenkoperationen, schwere Schädel-Hirnverletzungen und Wirbelsäuleneingriffe werden auf dem Kongress vorgestellt.

Doch die Chirurgie erfordert neben Mut gleichermaßen Demut. „Das bedeutet vor allem, vor jedem Eingriff eine Risikoabwägung vorzunehmen“, so Jähne. Jede Operation sei mit möglichen Komplikationen verbunden. „Im ungünstigen Fall muss der Patient nach einem Eingriff mit Einschränkungen leben“, betont der DGCH-Präsident. „Wir sollten uns daher ein Stück weit auf unsere Grenzen besinnen und im Zweifel den ärztlichen Leitsatz primum non nocere – zuerst einmal nicht schaden – vor die olympische Losung citius, altius, fortius – schneller, höher, stärker – stellen.“

Partnerland des 131. DGCH-Kongresses ist Israel. Um an das Unrecht zu erinnern, das jüdischen Ärzten in der Zeit des Nationalsozialismus zugefügt wurde, zeigt die DGCH an allen Kongresstagen die Ausstellung „Fegt alle hinweg“. Am 26. März wirbt ein Fünf-Kilometer-Lauf im Tiergarten für die Organspende-Bereitschaft. Interessierte sind herzlich eingeladen, ab 16.30 Uhr mitzulaufen.

Weitere Infos zu Programm und Hinweise zur Anmeldung unter www.chirurgie2014.de.

 

27.01.2014

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