News • ESC 2017
Blutdruck per Ablation senken
Das minimalinvasive Verfahren der renalen Denervierung senkt bei unbehandelten Bluthochdruckpatienten wirksam die Blutdruckwerte, zeigt eine neue Studie.
Die Therapieoption der Nierenarterien-Denervierung oder renalen Denervierung (RDN) sorgt bei Patienten mit Bluthochdruck, die keine antihypertensive Medikation einnehmen, für eine Senkung der Blutdruckwerte. Das zeigt die Spyral Htn-Off Med-Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona präsentiert wurde. Bei der RDN werden die Nervenendigungen in der äußeren Gefäßwand der größeren Gefäße, die die Niere versorgen, minimalinvasiv über einen in die Leistenarterie eingeführten Katheter durch Hitzeeinwirkung zerstört (Ablation).
Nachlässige Auswahl bei Symplicity HTN-3
In die Spyral Htn-Off Med-Studie wurden Patienten mit unbehandeltem Bluthochdruck eingeschlossen, die entweder noch nie Blutdruckmedikamente genommen oder spätestens vier Wochen vor Studienbeginn die Medikamenteneinnahme eingestellt hatten. „Unbehandelter Bluthochdruck“ wurde mit folgenden Werten definiert: 150 bis 180 mmHg systolisch und mehr als 90 mmHg diastolisch bei einmaliger Messung beim Arzt, und ein durchschnittlicher systolischer Wert von 140 bis 170 bei 24-Stunden-Messung. Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt, bei einer wurde die RND durchgeführt, bei der zweiten eine Scheinprozedur.
Vor drei Jahren war eine große Studie zur RDN (Symplicity HTN-3) zu dem Schluss gekommen, dass die Methode keine signifikant bessere Blutdrucksenkung bringt als eine eigentlich wirkungslose Scheinprozedur („Sham“). Experten gehen jedoch davon aus, dass bei Symplicity HTN-3 Patienten nicht sorgfältig genug ausgewählt worden waren, oder dass die Behandlungsqualität nicht immer optimal war. „Wir haben die Lektionen aus dieser Studie gelernt was die Patientenauswahl, die Standards der Durchführung des Verfahrens und den Einfluss der Begleitmedikation betrifft“, so Studienleiter Prof. Michael Böhm von der Universität Saarland, Homburg an der Saar, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).
Reduktion der Werte nach dem Eingriff
In der Denervierungs-Gruppe ergaben alle Blutdruckmessungen eine statistisch relevante Reduktion der Werte nach dem Eingriff, während dies für keine einzige Messung in der Kontrollgruppe zutraf.
Prof. Böhm
Vorgestellt wurden in Barcelona die 3-Monatsergebnisse der ersten 80 Patienten der Studie, von denen 38 einer RND and 42 einem Scheineingriff unterzogen wurden. In der RND-Gruppe war in dem Zeitraum der Blutdruck bei der einmaligen Messung beim Arzt um 10 mmHg (systolisch) und 5,3 mmHg (diastolisch) gesunken, in der Kontrollgruppe waren die entsprechenden Werte minus 2,3 und minus 0,3 mmHg. In der ambulanten 24-Stunden-Messung war bei den RDN-Patienten eine Reduktion des systolischen und diastolischen Blutdruckwertes um 5,5 mmHg bzw. 4,8 mmHg zu beobachten, in der Kontrollgruppe betrugen diese Werte nur 0,5 und 0,4 mmHg.
„In der Denervierungs-Gruppe ergaben alle Blutdruckmessungen eine statistisch relevante Reduktion der Werte nach dem Eingriff, während dies für keine einzige Messung in der Kontrollgruppe zutraf“, so Prof. Böhm. „Das ist insofern von Bedeutung, als auch bereits geringe Senkungen des Bluthochdrucks zu signifikanten Reduktionen bei der Todesrate, Schlaganfallhäufigkeit und dem kardiovaskulären Gesamtrisiko führen.“
Prof. Böhm: „Zur Wirksamkeit der RDN in dieser Studie hat möglicherweise die gegenüber früher weiterentwickelte Methode und Art der Durchführung beigetragen, die heute auf eine möglichst vollständige Denervierung abzielt. Die Tatsache, dass die Patienten in früheren Untersuchungen zusätzlich Blutdruckmedikamente einnahmen könnte die früheren Ergebnisse verzerrt haben.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
29.08.2017