es die Möglichkeit, Volumen-Perfusions-CTs einfach zu gestalten. Dank der Weiterentwick- lung der Mehrzeilen-CT können wir nun die ganze Leber nehmen und die Perfusion be- stimmen“, berichtet Stroszczynski und führt weiter aus: „Heute ist es so, dass wir spezielle Medikamente haben, die die Durchblutung des Tumors verschlechtern, blockieren oder zu einem Absterben führen. Wenn man das AnsprechenaufdieseMedikamentetestenwill, ist die Volumen-Perfusions-CT ein gutes und frühzeitigesInstrument,umTherapieentschei- dungen zu fällen.“ LI-RADS Eine weitere Innovation ist das LI-RADS (Liver Imaging Reporting and Data System). Es geht darum, letztendlich in der Onkologie standardisierte Beurteilungen, die auch in- ternational vergleichbar sind, zu verwenden und so eine Vereinheitlichung der Berichter- stattung und Datenerfassung zu ermöglichen. Der Fachmann weist mit einem praktischen Beispiel auf die Bedeutung hin: „Mancher Arzt spricht von einem riesengroßen Tumor, für den anderen ist er groß. Es ist also wichtig, dass man sich auf Angaben von Größen einigt. Dieses Structured Reporting ist gerade en vo- gue und wird zukünftig sicherlich mehr und mehr in die Befundung eingehen.“ I n den vergangenen Jahren haben die CT- Hersteller zahlreiche Innovationen in der Hard- und Software auf den Markt ge- bracht. Die CT-Diagnostik profitiert vom ungebrochenen Trend zu immer schnelleren Scannern und von neuen Rekonstruktions- techniken, die deutlich weniger Signal benö- tigen, um ein gutes Bild zu erzeugen. Zudem senken eine geringere Strahlendosis, vermin- derte Kontrastmittelmengen und niedrigere Röhrenspannungen die Invasivität der Unter- suchung – die Folge ist die steigende Anwen- dung in der Breite. Doch der Fortschritt der CT-Technologie ist noch lange nicht am Ende angekommen. „Vielmehr ist das ein ‚Work in Progress‘”, weiß Prof. Dr. Christian Stroszczy- nski, Direktor des Instituts für Röntgendia- gnostikamUniversitätsklinikumRegensburg. Fusionsbildgebung Eine wichtige Entwicklung ist die Hybridbild- gebung. Dabei werden durch Hybridgeräte, also Geräte, die in einem Untersuchungsgang sowohl morphologische (CT- oder MRT-) als auch funktionelle (PET-)Daten erzeugen können, fusionierte Bilddatensätze mit kom- plementären Informationen zur Verfügung gestellt. Insbesondere bei Ganzkörperuntersu- chungen onkologischer Patienten bieten diese Verfahren deutliche Vorteile und genauere Di- agnosengegenüberdenEinzelverfahren.Soist die PET oftmals in der Lage, Primärtumoren undMetastasendeutlichzudetektieren,hinge- genermöglichenCTundMRT,dieseLäsionen anatomisch genau zu lokalisieren. Stroszczyn- ski weist auf die wachsende Bedeutung einer neuen Methode hin, die er unter dem Begriff „Fusion“ zusammenfasst: „Die Kombination von CT- beziehungsweise MRT-Bildern mit dem Ultraschall wird wahrscheinlich von hö- herer Relevanz für die Praxis sein. Dabei wer- den die mit diesen Methoden gewonnenen Datensätze über einen USB-Stick in das Ul- traschallgerät überspielt. Dann werden die Ultraschallbilder auf die CT-Bilder passgenau aufgelegt.“DashatmehrereVorteile,geradein der Onkologie: Zum einen ermöglicht es eine bessereVergleichbarkeitinderVerlaufskontrol- le. Beispiel: Wenn der Arzt nach zwei Wochen die Größe einer Metastase überprüft, kann er die aktuellen Ultraschallbilder mit den alten CT-Bildernvergleichen.DieKontrolleverläuft also im Ultraschall, was Strahlenexposition undKostenverringert.Zumanderenkanndas die Behandlung erleichtern, beispielsweise bei einemhepatozellulärenKarzinom.Diesessieht derArztbeiderKontrastmittelbildgebungmit CT oder MRT nur für eine kurze Zeit. „Da machen wir das Bild und sehen diesen Herd. Bekomme ich jetzt aber den Auftrag, diesen Herd zu punktieren, nützt es mir nichts, dass ich diesen in der Kontrastmittelphase sehe. Denn bis ich die Nadel platziert habe, ist der Herd nicht mehr zu sehen. Nun kann ich aber diesen CT-Datensatz nehmen und in das Ul- traschallgerätladenundbasierendaufdemDa- tensatz dann mit dem Ultraschall den Herd suchen und punktieren“, erklärt der Spezialist. Perfusionsbildgebung Eine große Herausforderung in der Onkolo- gie ist die Bewertung, ob und wie der Patient aufeineBehandlunganspricht.Derwichtigste Faktor dabei ist sicherlich die Tumorgröße, aber die herkömmlichen Messverfahren sind zu ungenau. Die Weiterentwicklung volume- trischer Techniken zur präzisen und reprodu- zierbaren Messung von Tumoren in allen Or- ganen ist deshalb ein wichtiger Schritt. Dabei spielen auch Möglichkeiten der Bildgebung eine Rolle, etwa die Perfusionsbildgebung. Doch diese musste zunächst vereinfacht wer- den. Denn gerade bei beweglichen Organen wie der Leber ist es notwendig, die Bilder in dergleichenSchichtineinemZeitraumvon40 Sekunden zu erzeugen, um die Durchblutung zu messen. Jedoch kann kein Mensch für 40 SekundendieLuftanhalten,weshalbesimmer technische Probleme gab, die atembedingten Artefakte zu eliminieren. „Wenn man Pech hatte, dann ist die Metastase oder der Tumor sozusagen aus dem Bild gerutscht. Jetzt gibt Perfusions-CT & CEUS 4 radiologia bavarica2015 „Work in Progress“CT-Techniken in der Onkologie Prof. Dr. Christian Stroszczynski folgte im Oktober 2010 dem Ruf als Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik ans Universitätsklinikum Regensburg (UKR). Zuvor war er vier Jahre lang stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt am Institut für Radiologische Diagnostik der Carl-Gustav-Carus-Universität Dresden. Seine Schwerpunkte bilden die diagnostische und bildgeführte Diagnose und Therapieverfahren bei Lebererkrankungen, Krebserkrankungen und in der Gefäßmedizin. Veranstaltungshinweis: Raum: Karajan-Saal Freitag, 2. Oktober 2015, 10:50–11:10 Uhr Neue CT-Techniken C. Stroczynski, Regensburg/D FFF 1 – Kolorektales Karzinom Abb: 1: Die dynamische CT erlaubt in Perfusionsstudien die differenzierte Abbildung von Perfusionsparametern wie dem Blutvolumen, der mittleren Transitzeit sowie der Time-to-Peak-Darstellung. Abb. 2: Neue Optionen für die klinische Anwendung ergeben sich durch die Hybridbildgebung von CT und kontrast- angehobenem Ultraschall. Wie die Sonographie der Tomographie Konkurrenz macht In Innsbruck verfolgen Friedrich Aigner und seine Kollegen bereits seit Jahren eine Strate- giezurgezieltenBiopsiedesProstatakarzinoms, die jetzt – auch bei anderen Anwendungsge- bieten – immer mehr im Kommen ist: „Wir kombinieren alle Ultraschalltechniken, also B-Bild, Doppler, Elastographie und CEUS, miteinander zu einer multiparametrischen Bildgebung, wie man sie auch von der Magne- tresonanztomographie kennt.“ Dabei hat jede magnetresonanztomographischeTechnikqua- si ihr sonographisches Pendant, das ähnliche Aufgaben übernimmt: Das B-Bild stellt die Morphologie der Prostata ähnlich wie die T2- gewichtete MR-Sequenz dar, während die Ela- stographie mit der diffusionsgewichteten MR- Sequenzvergleichbarist,dieebenfallsüberdie Zelldichte des Gewebes arbeitet. Nicht zuletzt macht CEUS dasselbe wie die kontrastmittel- verstärkteMRT,nämlichdurchblutungsdyna- mische Prozesse darzustellen. Für beide Methoden, Ultraschall und MRT, gilt, dass sie signifikante Karzinome sehr gut detektieren. Dr. Aigner weiter: „Aus L ängst wird der medizinische Ultraschall nicht mehr nur für die allgemeine Basis- versorgung genutzt, sondern die Techno- logie entwickelt sich zu immer komplexeren Darstellungsformen weiter, die bis auf funkti- onelle und zellulare Ebene reichen. Diese fort- schrittlichenUltraschalltechnologienbrauchen den Vergleich mit CT und MRT nicht zu scheuen, meint Priv.-Doz. Dr. Friedrich Aig- ner von der Universitätsklinik für Radiologie derMedizinischenUniversitätInnsbruck.Der LeitendeOberarztfürdenBereichUrogenitale Radiologieerläutert,wiedieSonoelastographie und der kontrastmittelverstärkte Ultraschall (CEUS) mit wenig zusätzlichem Untersu- chungsaufwand viele zusätzliche Informati- onen bereitstellen. Bei der Elastographie wird sich die Tatsa- che zunutze gemacht, dass Tumoren im Ver- gleich zu gesundem Gewebe eher hart und weniger verformbar sind. Das Verfahren ist in der Lage, diese erhöhte Gewebesteifigkeit farblich codiert im sonographischen Bild dar- zustellen.„ImPrinzipmachenwirdabeinichts anderes als der Kliniker, der suspekte Areale mit den Händen abtastet“, erklärt Dr. Aigner, „nur dass wir dafür nicht die Hände, sondern eine Ultraschallsonde verwenden. Mit dem entscheidenden Vorteil, dass wir mithilfe des Verfahrens auch fingerferne Abschnitte – wie zum Beispiel im Rahmen einer transrektalen UntersuchungdieProstata–erreichenkönnen.“ Tumoren zeichnen sich jedoch nicht nur durch ihre erhöhte Gewebesteifigkeit aus, son- dern auch durch ihre pathologischen Durch- blutungsmuster – an dieser Stelle kommt der kontrastmittelverstärkte Ultraschall ins Spiel. DiegasgefülltenMikrobläschenerlaubeneine erhöhte zeitliche und örtliche Auflösung der Gewebeperfusion. „Die starke Durchblutung im Tumorareal führt dazu, dass das Kontrast- mittel nicht nur rascher aufgenommen wird als im umliegenden gesunden Gewebe, son- dern in der Regel auch schneller wieder ausge- schwemmt wird“, berichtet der Experte, „über dasPerfusionsverhaltengewinnenwirwichtige Erkenntnisse,dieunsdabeihelfen,eineLäsion zu identifizieren und über die Notwendigkeit einer Gewebeprobeentnahme zu entscheiden.“ Prostatakarzinom Gleason Score 8, rechte äu- ßere Drüse. Abb. 1: B-Bild-Ultraschall stellt das Karzinom echoarm dar (Pfeile). Abb. 2: Ultraschallelastographie stellt das Karzinom hart (blau, Pfeile) dar. Abb. 3: Doppler- ultraschall stellt das Karzinom vermehrt durchblutet (Pfeile) dar. Abb. 4: CEUS stellt das Karzinom mit rascher und erhöhter Kon- trastmittelaufnahme (Pfeile) dar. 4321 Veranstaltungshinweis: Raum: Europa-Saal Freitag, 2. Oktober 2015, 10:30–10:50 Uhr CEUS/Elastographie/Bildfusion F. Aigner, Innsbruck/Österreich FFF 2 – Innovative Techniken in der Onkologie Ultraschall holt auf zahlreichen Studien wissen wir, dass, wenn die Bildgebung negativ ist, zumeist nur kleine und insignifikante Karzinome vorliegen. Das könnte ein Thema für die Vermeidung von Überdiagnose und Übertherapie sein.“ Mit dem kostengünstigen, mobilen und schnell durchführbaren Ultraschall könnte der multiparametrische Ultraschall künftig flächendeckendimprimärenSetting(auchim niedergelassenen Bereich) angeboten werden. Da der Ultraschall bei Vorliegen von Verkal- kungen des Organs und bei sehr großen Pro- statae Einschränkungen zeigt, sollte auf das MRT zurückgegriffen werden, insbesondere auchbeinegativerPräbiopsieundanhaltendem Tumorverdacht.