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BRK_2015

physikalisches Verständnis, sondern auch ein psychologisches“, schildert der Kinderradio- loge, der die Aktion „Kinder ohne Angst im Spital“ ins Leben gerufen hat. Eine kindgerechte Umgebung Kinder brauchen nach Ansicht des Professors nicht nur eigene Untersuchungen, sondern auch eine eigene Umgebung, die sie nicht ver- ängstigt. Empathie ist aber nicht nur gegenü- ber den Kindern sondern auch gegenüber den begleitendenErwachsenenerforderlich.Umso unverständlicher ist es für Prof. Sorantin, dass immermehrkinderradiologischeAbteilungen geschlossen werden. So wird es für den radio- logischenNachwuchszunehmendschwieriger, eine adäquate Ausbildungs- und Arbeitsstelle zufindenodergareineakademischeLaufbahn einzuschlagen. Die Entscheidung für die Kin- derradiologie werde deshalb zunehmend zu ei- ner Lebensentscheidung, nicht zuletzt wegen der langen Ausbildungsdauer. Eine Mühe, die sich in Sorantins Augen aber auszahlt. Denn fürihngibteskeinspannenderesundabwechs- lungsreicheres Fach als die Kinderradiologie. International Day of Radiology Der Internationale Tag der Radiologie am 8. November ist in diesem Jahr der Kinderradio- logie gewidmet. Prof. Sorantin und seine Kol- legeninderganzenWeltwerdenaufdiebeson- deren Bedürfnisse von Kindern bei der Bildge- bung hinweisen. Dazu wird es in der Grazer Klinik einen Tag der offenen Tür geben und vieleAktivitätenimNetz,wiezumBeispielein stündliches Streaming aus verschiedenen radi- ologischen Kinderabteilungen in Österreich. V or mehr als einem Jahrhundert, im Jahr 1912, wurde das ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable) erstma- lig formuliert. Der Strahlenschutz hat seitdem enorme Fortschritte gemacht. Nach Meinung von Prof. Dr. Erich Sorantin aber, dem Leiter der Kinderradiologie am Universitätskranken- haus Graz, sind im Hinblick auf die Kinderra- diologie die Möglichkeiten zur Dosisoptimie- rung noch längst nicht ausgeschöpft. In dem interaktiven Workshop „CT-Protokolle made easy“amDonnerstagmittaglädtergemeinsam mitseinerleitendenMTRAdieTeilnehmerein, an konkreten Fällen die Untersuchungsproto- kolleandieBedürfnissederKinderanzupassen und am Simulator auszuprobieren. Keine kleinen Erwachsenen Prof.SorantinistnichtnurRadiologe,sondern auch Kinderarzt – und das mit Leidenschaft. Das Wohl des Kindes steht für ihn an oberster Stelle. „Kinder sind keine kleinen Erwachse- nen. Es bestehen gravierende Unterschiede, nicht nur im Hinblick auf die Größe, sondern auch auf Proportionen und „Body Compositi- on“, zum Beispiel der Verkalkungsgrad. Diese Parameter müssen in Belichtungsprotokolle, in Expositionsparameter und auch in MRT- Sequenzenumgesetztwerden.“Dabeiumfasst die Kinderradiologie vom Fötus bis zum Ado- leszenten alle Körperregionen, von Kopf bis Fuß,mitallenModalitäten–undsiemusseine FüllevonUnterschiedenbeachten.Kinderund JugendlichehabenganzanderePathologienals Erwachsene und auch die Strahlenempfind- lichkeit verändert sich im Laufe des Heran- wachsens.„JekleinerdasKind,destohöherist dieStrahlenempfindlichkeit.Insbesonderedas Gehirn ist in den ersten Lebensjahren beson- dersempfindlich,weilesnochnichtverschaltet ist, wohingegen die Geschlechtsorgane erst ab dem Jugendalter eine höhere Strahlenemp- findlichkeit entwickeln“, erläutert der Kinder- radiologe.UmgekehrtkommtdenRadiologen die kindliche Entwicklung aber auch zu Hilfe. Wegen der schwächeren Verkalkung der Kno- chen und anderer Körperproportionen kann der Ultraschall besser genutzt werden. „Der Radiologe sollte alle diese Dinge berücksichti- gen: Er sollte nicht nur das richtige Verfahren wählen,sonderndiesesVerfahrenauchfürdas Kind optimieren können.“ Die Praxis sieht mitunter aber anders aus. Eine Befragung der Internationalen Atome- nergie-Behörde (IAEO) im Jahr 2012 hat er- geben, dass bei etwa 13 Prozent der CT-Unter- suchungen von Kindern die Dosis überhaupt nicht verändert wird und dass sich in über 40 Prozent die Untersucher gemäß der Firmen- protokolle verhalten. „Bei deutlich der Hälfte derPatientenistdamitdieDosisnichtadäquat. Das ist 100 Jahre nach dem ALARA-Prinzip schondeprimierend“,soProf.Sorantin.Wenn die Dosis nicht an die Kinder adaptiert wird, hat das gravierende Folgen. Laut einer austra- lischen Studie von 2013 verursacht jede drit- te bis vierte Schädel-CT im Kindesalter eine Leukämie oder einen Hirntumor im weiteren Lebensverlauf,beieinemBody-Scantretenbei etwa jedem achten bis neunten Kind schwer- wiegende Strahlenspätfolgen auf. Kleine Kinder brauchen die größten Geräte Während vor 30 Jahren kaum adäquate Un- tersuchungen für Kinder ubiquitär verfügbar waren, ist die CTin vielen Bereichen heute un- verzichtbar.„Esistfalschzubehaupten,diebes- teDiagnostikseieinenichtdurchgeführteCT beim Kind. Aber die Untersuchungen sollten sichanstrikteRichtlinienhalten,vonderIndi- kationbiszudenProtokollen.DenndasRecht auf Bildgebung steigt nicht mit dem Körper- Kinder, Kinder 18 radiologia bavarica2015 Das ABC der Kinderradiologie Herausforderung und Chance Das Recht auf Bildgebung steigt nicht mit dem Körpergewicht Die neue europäische Strahlenschutz- richtlinie Seit 2013 leitet Prof. Dr. Erich Sorantin die Klinische Abteilung für Kinderradiologie der Universitätsklinik für Radiologie in Graz, die einzige strukturierte universitäre kinder- radiologische Abteilung in Österreich. Nach seinem Medizinstudium in Wien legte er zunächst den Facharzt für Pädiatrie ab und anschließend den für Radiologie mit Schwer- punkt Kinderradiologie. Im Jahr 2002 hat er habilitiert und wurde anschließend zum Außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Seine weiteren Forschungsfelder sind Strahlenschutz, nichtinvasive Bildgebung, Biocomputing und -simulation sowie künstliche Intelligenz. Er ist Koordinator eines internatio- nalen Forschungsnetzwerks. Veranstaltungshinweis: Raum: Mozart 1-2 Donnerstag, 1. Oktober 2015, 12:00–14:00 Uhr CT-Protokolle made easy – ein interaktiver Workshop (WS 1) Abb. 1: Radimetrics (Bayer): Demonstration des Effekts von großer Scanlänge am Beispiel Schilddrüse (Thyroid): oranger Balken = Originalscan, roter Balken = wenn Scanlänge gering vergrößert. Abb. 2: Siemens CT Simulator: Phantom mit 5 mm Schichtdicke gescannt  CTDIvol ist 6,65 mGy. Abb. 3: Siemens CT Simulator: Gleiches Phantom mit 2,5 mm Schichtdicke gescannt, bei gleicher Bildqualität  CTDIvol ist 16,73 mGy – die Dosiseffekte verschiedenster Scanparameter können sofort demonstriert werden. Abb. 4: CT-Angiographie (spezielle Mikrobolustech- nik) bei Säugling mit fehleinmündender Lungenvene – diese mündet statt in den linken Vorhof infradia- phragmal in die Vena porta (weißer Pfeil). E URATOM 2013/59, so heißt die neue Strahlenschutz-Grundnormenricht- linie der EU, die den Strahlenschutz innerhalb der EU regelt. Sie basiert auf dem neuesten wissenschaftlichen Kenntnisstand und hat zum Ziel, den Strahlenschutz ge- meinschaftlich und grundlegend weiterzu- entwickeln und innerhalb der europäischen Länder zu harmonisieren. „Die Richtlinie soll Institutionen wie Krankenhäuser bei der Qualitätssicherung und -verbesserung unter- stützen. Insbesondere begrüße ich, dass die individuellen Dosisdaten – EU-weit – Teil des radiologischen Befundes werden sollen“, erklärt Michael Steurer, Leitender Radiolo- gietechnologe an der Universitätsklinik für Radiologie in Innsbruck. Zum Ende der Umsetzungsfrist am 6. Fe- bruar 2018 werden die bisher bestehenden fünf Richtlinien zum Strahlenschutz aufge- hoben. Danach wird der Strahlenschutz nach EURATOM 2013/59 geregelt und optimiert. Gemäß der neuen Richtlinie bedürfen Rei- henuntersuchungen einer speziellen Recht- fertigung durch die zuständige Behörde in Abstimmung mit den entsprechenden me- dizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften oder einschlägigen Stellen. Zudem ist bei strahlentherapeutischen Anwendungen die Exposition im Zielvolumen individuell fest- zulegen und ihre Verabreichung in geeigneter Weise zu überprüfen. Laut Steurer steigt die Dosisbelastung der Gesamtbevölkerung stetig an. Ein we- sentlicher Grund dafür sei die medizinische Exposition, insbesondere durch die Compu- tertomographie, die sich im Vergleich zum Veranstaltungshinweis: Raum: Mozart 4-5 Freitag, 2. Oktober 2015, 16:40–17:00 Uhr Neue EU-Richtlinien für das Dosismonitoring am Beispiel der Computertomographie M. Steurer, Innsbruck/Österreich gewicht.KleineKinderbrauchengrö- ßere,schnellereundleistungsstärkere Geräte, weil sie am Ende der Physik stehen.“ Bei Erwachsenen beträgt der Massefaktor 1:4 (40 bis 160 Ki- logramm Körpergewicht), in der Kinderradiologie liegt er bei 1:300 oder1:400(300Grammbis120/160 Kilogramm).DergeringereAnteilan Gewebe und die andere Zusammen- setzung verringern die Schwächung und führen in der Regel zu Bildern mit weniger Kontrast. „Wenn man die Werte eines Kindes im CT auf die Bedürfnisse eines Erwachsenen hochrechnen würde, könnte das kei- ne Maschine liefern. Die Strukturen sind kleiner, die Muskeln geben we- niger Kontrast und im Knochen ist weniger Kalk. Das alles muss der Ra- diologe unter einen Hut bekommen. Dafür braucht man eine lange Aus- bildung und nicht nur ein technisch-

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