Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

RRR 2015

Vollständige akute thrombotische Obstruktion der rechtsseitigen Beckenvenen bei einer 60-jährigen Patientin mit Gerinnungsstörung und Beinschwellung. 6 RADIOLOGIEREPORTRUHR 2015 interventionell ... schnellundohneUmschweifereagiert werden“, so der Radiologe. Auch Hä- modialysepatienten sollten primär in- terventionell vorgestellt werden. Eine medikamentöseTherapieisthiernicht zielführend. „Hämodialysepatienten haben häufig Probleme mit dem ve- nösen Abfluss, der einer Rekanalisati- on bedarf“, so Patrick Haage, „häufig tritt die Stenose anastomosenah auf.“ Ist der Durchfluss bei der Blut- wäsche über den Dialyseshunt nicht mehr optimal, kann von einem Eng- pass oder Verschluss im Gefäßsystem ausgegangen werden. „In einem sol- chen Fall diagnostizieren wir klinisch, verifizieren angiographisch, punktie- ren das betroffene Gefäß und inter- venieren problemorientiert“, erläutert Prof. Haage. Bei Dialysepatienten ist die Evidenz weniger strittig, der inter- ventionelle Radiologe wird bei Eng- stellen oder Verschlüssen der Gefäße regelhaft als Erster tätig. Das ist auch in den entsprechenden aktuellen eu- ropäischen und US-amerikanischen Leitlinien so festgeschrieben. Warum wird noch immer verhältnismäßig wenig venös interveniert? „Die meisten Radiologen und inter- ventionellen Radiologen beschäfti- gen sich in der Ausbildung und in der praktischen Ausübung hauptsächlich mit dem arteriellen System“, vermutet derSpezialistunderklärtweiter:„Hier weißmanschonseitvielenJahren,dass Stents im Becken gute Ergebnisse lie- fern und man im Unterschenkel eher dilatierend eingreift. Beim venösen Sy- stem ist die Vorgehensweise ähnlich, nur wird sie weniger häufig angefragt und seltener praktiziert.“ Prof. Haage bearbeitet ein Feld, über das es noch spärlich Literatur und wenige rando- misierteStudiengibt,umzumBeispiel den Stellenwert der mechanischen Be- handlungvontiefenVenenthrombosen nachzuweisen.„DieRekrutierungvon Patienten in groß angelegten Studien ist aufwendig und langwierig, nichts- destotrotzeinMussfüreinedauerhafte Etablierung unserer Methoden“, so Haage abschließend. O bwohl Interventionen am ve- nösen System etabliert sind, wird die Behandlungsform sehr unterschiedlich von Radi- ologen angenommen. „Häufig liegt es an der richtigen Indikation zum Ein- griff“, sagt Prof. Dr. Patrick Haage, Direktor des Lehrstuhls für Klinische Radiologie der Universität Witten/ Herdecke, und möchte Radiologen zur minimal-invasiven Variante er- muntern. Denn gerade zentralvenöse Obstruktionen kommen recht häufig vor und lassen sich interventionell gut behandeln. „Rund 200.000 Menschen pro Jahr erleiden allein in Deutschland eine tiefe Venenthrombose (TVT)“, so die Schätzung Haages. Er erklärt: „Die Therapie kann auf vielfältige Weise vorgenommen werden und differiert je nach Patient und Situation.“ So kön- nenInterventionenamvenösenSystem mitBallons,Stentsoderdurcheineun- terstützendeThrombektomiedurchge- führt werden, in der Regel begleitend zur pharmakologischen Behandlung. „Gerade bei jüngeren Patienten sollte die Möglichkeit einer mechanischen Intervention geprüft werden. Bedau- erlicherweise gibt es wenig harte Evi- denz, wie man welche Patienten mit TVT zu behandeln hat“, beschreibt HaagedasDilemma.DieBehandlung richtet sich nach der Gefäßregion und dem Zustand des Patienten. „Auch Thrombosen im Gehirn (SVT) kön- nen interventionell behandelt werden“, erklärtder Experte,„eineIntervention kann auch bedeuten, ein Gefäß nicht zu rekanalisieren, sondern zu emboli- sieren.“ Bei der Varikozele, die bei jün- gerenmännlichenPatientenpotenziell zuUnfruchtbarkeitführt,istnichtnur eine operative, sondern auch eine in- terventionelleembolischeLösungeine sinnvolle Alternative. Im Notfall und bei Dialyseshuntpatienten unentbehrlich Im Notfall ist die mechanische In- tervention ein hervorragendes Mittel. „Bei einem Bronchialkarzinom, das die obere Hohlvene ummauert oder sogar infiltriert, erlebt der Patient ei- nen Blutstau. In einem solchen Akut- fall einer malignen Erkrankung muss Esdarfmehr interveniertwerden Prof. Patrick Haage ist Direktor des Zentrums für Radiologie am HELIOS Klinikum Wuppertal und Medizinischer Beirat der HELIOS Kliniken. Der Experte mit zusätzlichem MBA darf sich nicht nur zertifizierter DGQ-Qualitätsmanager im Gesundheitswesen nennen, sondern hält zudem den Lehrstuhl für Klinische Radiologie an der privaten Universität Witten/Herdecke. Der Autor von über 200 Veröffentli- chungen ist ehemaliger Präsident der Vascular Access Society (VAS) und im Vorstand der Cardiovascular and Interventional Radiological Society of Europe (CIRSE). Veranstaltungshinweis: Raum: Congress-Saal Donnerstag, 29.10.2015, 14:00 Uhr Update: Interventionen am venösen System Patrick Haage, Wuppertal Session: Interventionen Erfolgreiche antegrade Flusswiederherstellung nach mechanischer Rekanalisation. moderate Evidenz insbesondere bei der Behandlung der Femoralarterien. Die zweite Säule stellt die Behandlung von Diabetikern dar. „Dabei handelt es sich um Patienten, die überwiegend im Unterschenkel- beziehungsweise Pedalstromgebiet behandelt werden müssen. Hierfür steht erst seit ein paar Jahren das entsprechende Material zur Verfügung. Das betrifft sowohl Füh- rungsdrähte, Ballonkatheter wie auch verschiedenartigeStents“,schildertder interventionelle Radiologe. Die dritte Säule besteht in der Be- handlung der gebeugten Segmente der Arteria poplitea. Als eine der er- sten Kliniken haben die Mediziner am Universitätsklinikum Würzburg D ie Behandlung peripherer ar- terieller Verschlüsse hat in den vergangenen Jahre große Fortschritte gemacht. Neue Kathetersysteme, vor allem medika- mentenbeschichtete Ballonkatheter, senkendieRevaskularisationsrateund erlauben, arterielle Segmente zu be- handeln, die bis vor Kurzem noch als No-Stent-Zonen galten. Aber immer nochgibtesvieleBehandlungsansätze, indenenmehrEvidenzerforderlichist, schildert Prof. Dr. Ralph Kickuth, lei- tender Oberarzt für Interventionelle Radiologie am Institut für Diagnos- tischeundInterventionelleRadiologie des Universitätsklinikums Würzburg. Dreisäuliger Behandlungsansatz Die Behandlung der peripheren ar- teriellen Gefäße umfasst derzeit drei wichtige Säulen. Für die kurzen Ge- fäßläsionen bis zu 15 Zentimetern (TASC-A-und-B-Läsionen)zeigendie medikamentenbeschichteten Ballon- katheter beziehungsweise Stents eine MehrEvidenz vonnötenEin Update zu Interventionen an den peripheren arteriellen Gefäßen Prof. Dr. Ralph Kickuth hat nach dem Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum von 1995 bis 2001 seine Facharztausbildung „Diagnos- tische Radiologie“ am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Marienhospitals Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum absol- viert. Nach weiteren zwei Jahren als Oberarzt in der Klinik wechselte er 2004 an das Institut für Diagnos- tische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie des Inselspitals, Universitätsklinikum Bern, das ihn 2006 zum leitenden Oberarzt für interventionelle Radiologie beförderte. Seit 2008 ist Prof. Dr. Kickuth leitender Oberarzt für interventionelle Radiologie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Würzburg und seit 2011 Mitglied des erweiterten Direktoriums des Zentrums für Innere Medizin. In diesem Jahr wurde er zum Universitätsprofessor für Interventionelle Radiologie an die Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg berufen. 1 2 3 Abb. 1: Okklusion der Arteria poplitea in allen drei Segmenten. Abb. 2: Situation während einer perkutanen transluminalen Angioplastie. Abb. 3: Erfolgreiche Rekanalisation der Arteria poplitea, jedoch mit flussbehindernder Dissektion. 123

Seitenübersicht