I m kommenden Jahr findet der Deutsche Röntgenkongress (RöKo) vom 4. bis 7. Mai erstmals in Leip- zig statt. Bis zum Jahr 2020 wird das Radiologentreffen alljährlich in der sächsischen Kongressstadt sein Zuhau- se finden. Kongresspräsident Prof. Dr. Peter Landwehr, Chefarzt der Klinik fürDiagnostischeundInterventionelle Radiologie am Diakoniekrankenhaus HenriettenstiftunginHannover,istmit seinem Kongressteam auf das Ereignis im Jahr 2016 bestens vorbereitet. Was erwartet die Kongress- teilnehmer im kommenden Jahr? Wir gehen zum ersten Mal nach der Wende mit unserem Kongress in ein neuesBundesland.Daswar,wieichfin- de,längstüberfällig.„NeueWegegehen“ lautet auch das Motto des Kongresses – und das gilt in mehrfachem Sinn. Wirhoffen,dassunsereZielgruppeuns voller Erwartungen und auch neugie- rig nach Leipzig folgt – und auch in denkommendenJahrenwiederkommt. Wir wollen aber nicht nur die aktiven Teilnehmer und die Zuhörer mitneh- men, sondern auch die Industrie ins Boot holen. So arbeiten wir bereits im Vorfelddaran,allevonunseremneuen Standort zu überzeugen. Und da gibt es einige Punkte, die begeistern: Das Leipziger Kongresszentrum ist hoch- gradig funktional und sehr professi- onell, hier machen wir einen großen Schritt nach vorn. Kurze Wege und eine offene, helle Architektur fördern Lernen und Kommunikation. Und Vortragssäle und Ausstellungshalle liegen sehr nah beieinander. Neue Wege stellen wir natürlich auch unter inhaltlichem Aspekt vor: die neuesten technologischen Entwick- lungen, aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft und in der klinischen Ra- diologie. Auch wenn wir das gesamte Spektrum abdecken wollen, gibt es doch vier Schwerpunkte, die wir kon- zentriert behandeln. Das erste Thema sind die „Wirbelsäulenerkrankungen“, dasnächsteistdie„Mammadiagnostik“, dieweiterensind„UltraschallinderRa- diologie“ sowie „Fehler und Komplika- tionen in der Radiologie“. Bei den Veranstaltungsformaten geht der RöKo ebenfalls neue Wege: Wir werden mehr fallbasiertes Lernen anbieten, häufiger Hands-on-Work- shops durchführen und mehr Refe- renten erleben, die Themen in Dialog- formpräsentieren.Dennwirsetzenum, was wir aus Teilnehmerbefragungen gelernt haben: Gewünscht wird mehr Kommunikation und Interaktion. Welche Herausforderungen gibt es im Bereich der Wirbelsäulenerkrankungen? BeidenWirbelsäulenerkrankungenist die Radiologie sowohl bildgebend als auch interventionell vielfach gefordert. Das Gebiet ist sehr weit gefasst: Von degenerativen Wirbelsäulenerkran- kungen und der Traumadiagnostik bis zum schweren Polytrauma, von Tu- morerkrankungen über entzündliche Erkrankungen bis zur postoperativen Bildgebung der Wirbelsäule – alles wird abgedeckt. Der Rückenschmerz ist neben der arteriellen Hypertonie in Deutschland der häufigste Grund, warum Patienten ihren Arzt aufsuchen. Die Diagnose ist also medizinisch und volkswirtschaft- lich ein enormer Posten. Es gibt gute Leitlinien und Studien, die vorgeben, in welcher Konstellation Bildgebung relevante Erkenntnisse bringt und wann nicht. Wir müssen verständlich machen, in welchen Fällen die Bildge- bung unverzichtbar ist. Die Radiologie hatdanktechnischerInnovationenund neuer Verfahren immense Fortschritte gemacht – leider können ihr die Ge- sundheitspolitik und die Kostenträger nicht immer folgen. Da bildgebender Fortschritt oft mit Kosten verbunden ist, wird versucht, Entwicklungen über die Erlösseite einzudämmen. Die Gefahr besteht dann, an der falschen Stelle den Hahn zuzudrehen. Als wis- senschaftliche Fachgesellschaft ist es unsere Aufgabe, frühzeitig Stellung zu beziehenundunsGehörzuverschaffen. EineKernfragemüssenwirRadiologen unsaberauchstellen:AnwelcherStelle haben wir klinischen Einfluss? Wo be- einflussen wir tatsächlich mit unserer Diagnostik die Therapie des Patienten so, dass er davon profitiert? Wir müs- sen also auch darüber sprechen, wann keine Bildgebung gebraucht wird oder wannwirzuvieldavonmachen.Dasist ein anspruchsvolles Thema, aber eine wissenschaftlicheFachgesellschaftmuss auch darauf Antworten haben, gerade in Zeiten finanzieller Verknappung. Was können Sie zur Mammadiagnostik und zum Ultraschall sagen? Die Therapie des Mammakarzinoms hat sich geradezu revolutionär weiter- entwickelt. So ist durchaus denkbar, dass in einigen Jahren viele Mamma- karzinome gar nicht mehr operiert werden müssen. Individualisierte Systemtherapien spielen in der Onko- logie eine immer größere Rolle. Ent- sprechend hat die Radiologie wichtige Aufgaben in der Früherkennung, der Indikationsstellung und der Individu- alisierung der Behandlung sowie bei VerlaufskontrolleundNachsorge. Wir wissen, dass durch das Screening tat- sächlich Tumoren in früheren Stadien diagnostiziertwerden,underwartendie ersten Bestätigungen der Epidemiolo- gen,dassdiePatientinnenauchwirklich davon profitieren. Der bildgebende Ultraschall ist in der Radiologie groß geworden und kommt nun wieder näher in die Radiologie zurück. Radiologen sind die Bildgebungsexperten, die auf allen Instrumenten spielen können. Wir beschäftigen uns nicht nur mit den High-Sophisticated-Sonogra- phietechniken wie Bildfusion und Kontrastmittelultraschall. Auch die grundlegenden Ultraschallanwen- dungen müssen mehr Berücksichti- gung finden. Mit anderen Worten: Wir werden in Leipzig in zahlreichen Hands-on-Kursen gerade auch den jungen Assistenzärzten den Abdomen- 0ultraschall näherbringen. Wir zei- gen in der Notfalldiagnostik, was der Ultraschall kann, und trainieren in- terventionelle Radiologen in der vas- kulären Sonographie. Für Studenten, die „hellsten Köpfe“ in der Radiologie – ein Programm, das seit Jahren beim Röntgenkongress läuft –, werden wir wieder ein umfangreiches Schulungs- programm auf diesem Gebiet anbie- ten. Allen Radiologen sage ich: Wer Ultraschallmacht,hatvielfachauchdie Steuerungsfunktion für den Patienten, wie es mit der Bildgebung und in der Therapie weitergeht. Ist „Fehler und Komplikationen“ ein eher schwieriges Thema? Wir lernen immer besser, mit un- seren Fehlern umzugehen. Jeder Pa- tient weiß, dass Fehler passieren, und nichts wäre schlimmer, als den An- schein zu pflegen, die Medizin wäre unfehlbar. Das ist selbst ein so tech- 25RADIOLOGIEREPORTRUHR 2015 RÖKO 2016 FOLLOW PATIENT PATHWAYS. ABOLISH HEALTHCARE BARRIERS. Besuchen Sie uns auf dem RadiologieKongressRuhr am Stand 45 NeueWegegehen Prof. Dr. Peter Landwehr war 14 Jahre lang in der Radiologie an den Universitäten Bonn, Würzburg und Köln tätig. Sieben Jahre Oberarzttätigkeit am Institut und in der Poliklinik für Radiologische Diagnostik, Uni- versitätskliniken Köln, davon dreieinhalb Jahre als lei- tender Oberarzt, prägten ihn in der Vorbereitung auf eine Leitungsfunktion. Im Januar 2001 trat er dann seine Chefarzttätigkeit an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Diakoniekranken- haus Henriettenstiftung in Hannover an. 2016 wird er Kongresspräsident des 97. Deutschen Röntgenkon- gresses in Leipzig. Porträt:Prof.Dr.PeterLandwehr,©MarenKolf,Wedemark nisiertesFachwiedieRadiologienicht. Andere Fächer, insbesondere die ope- rativen Disziplinen, waren uns eine Zeit lang im Umgang mit eigenen Fehlern voraus. Das zu ändern, ist ein wichtiges Ziel des Deutschen Rönt- genkongresses 2016. Jede Arbeitsgemeinschaft der Deut- schen Röntgengesellschaft und die as- soziierten Fachgesellschaften werden aus ihrem Bereich dieses Thema bear- beiten.Darüberhinauswerdenwiruns um einen übergeordneten Blick bemü- hen und beispielsweise die Fehlerstati- stiken des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung und der Schlich- tungsstellen genauer anschauen. Na- türlich werden sich auch Vorträge mit typischen Fehldiagnosen in der Radio- logie beschäftigen, damit wir auch am konkreten Beispiel lernen, wie wir we- niger Fehler machen können. Warum sollen Radiologen, MTRA, Physiker und die Industrie 2016 zum RöKo nach Leipzig kommen? Weil der Röntgenkongress noch bes- ser wird. Weil es in Leipzig viel Freu- de machen wird, Wissen zu erweitern und dabei Kolleginnen und Kollegen zu treffen. Und weil Leipzig eine tol- le Stadt ist, die voller Tradition, Kul- tur und Flair ist – die ideale Heimat für den Deutschen Röntgenkongress!