12 RADIOLOGIEREPORTRUHR 2015 MRT & RHEUMA licheReaktionenderBänderzwischen den Dornfortsätzen sowie an den Ge- lenken zwischen den Rippen und den Wirbelkörpern oder den Querfortsät- zen der Brustwirbelsäule sind weitge- hend spezifisch für die seronegative Spondylarthritis. Bei der Untersu- chung des Beckens sollte der Radiolo- ge auch auf Enthesitiden (Ödeme und Enhancement im Übergang zwischen Sehnen und Knochen) achten, die bei dieser Erkrankung nicht selten auftre- ten. „Es gibt also ein ganzes Spektrum von Veränderungen, die bei dieser Er- krankung auftreten können. Je mehr solcheVeränderungenvorhandensind, umso wahrscheinlicher ist es, dass der Patient an ihr leidet. Achtet der Ra- diologe bei einer Wirbelsäulen-MRT auf diese Veränderungen, kann er sehr hilfreich dabei sein, dass die Diagnose deutlich früher gestellt wird, als es bis jetzt der Fall war. Äußerst hilfreich ist eine kurze Schmerzanamnese, denn der Rheumapatient klagt besonders über nächtliche Schmerzen mit Ma- ximum am frühen Morgen, die sich Jahre. Die meisten Betroffenen den- ken zunächst an die Volkskrankheit Rückenschmerzen und gehen deshalb nicht unbedingt zu einem Arzt und unter Belastung reduzieren – frei nach dem Motto ‚Sich regen bringt Segen‘“, erklärt Erlemann. Der Fachmann hat abschließend noch einen Rat für seine Kollegen parat: „Wenn man Veränderungen er- kennt, die für eine seronegative Spon- dylarthritis an der Wirbelsäule spre- chenkönnten,solltemaneinesagittale fettgesättigte kontrastmittelverstärkte T1-gewichtete Sequenz dieser Region anfertigen, da man mit dieser die ver- schiedenen Veränderungen am zuver- lässigsten nachweisen kann.“ schon gar nicht zum Rheumatologen“, erklärt Dr. Grisar. Und auch in einem Nativröntgen, das meist am Anfang der Diagnostik steht, sind nicht alle Stadien und Formen der Erkrankung erkennbar. Weil man aber nicht bei jedem Pa- tienten sofort eine MRT durchführen kann, ist die primäre Vorgehenswei- se zunächst das Röntgen des Kreuz- R heumatische Erkrankungen sind sehr komplex und dem- entsprechendzahlreich sinddie inder Bildgebung auftretenden Veränderungen. Das klassische Rönt- gen ist zwar weiterhin das am häu- figsten eingesetzte radiologische Ver- fahren, doch die Magnetresonanzto- mographie(MRT)nimmteineimmer wichtigere Rolle ein. Insbesondere bei entzündlichen Wirbelsäulenerkran- kungen hat sie deutliche Vorteile gegenüber dem klassischen Röntgen. „Bei alleinigem Einsatz des konventi- onellen Röntgens kann die Diagnose einer seronegativen Spondylarthritis nicht selten bis zu zehn Jahre nach dem ersten Schub dauern. Mit der MRT kann man schon beim ersten Schub Veränderungen an der Wirbel- säule nachweisen. Deswegen hat die MRT hier einen entscheidenden Vor- teil“, sagt Prof. Dr. Rainer Erlemann, Chefarzt des Instituts für Radiologie der Helios St. Johannes Klinik in Duisburg-Hamborn. In Deutschland leiden rund 1,5 Milli- onen Menschen an entzündlich-rheu- matischen Erkrankungen – das ent- sprichtetwa2Prozentdererwachsenen Bevölkerung. Bei der seronegativen Spondylarthritis (Rheumafaktoren sind negativ) erfolgt die Erstmanifesta- tion fast immer an den Sakroiliakalge- lenken oder an der Wirbelsäule. Viele D er Leidensdruck der Patienten ist immens, aber nicht selten wirddieaxialeSpondylarthritis (SpA) verkannt beziehungswei- se erst nach langer Krankheitsdauer diagnostiziert. Die chronisch-ent- zündliche rheumatische Systemer- krankung, die vor allem mit einer wissenschaftlicheStudienbelegenden diagnostischen Nutzen der MRT bei dieser Untergruppe der rheumatolo- gischenErkrankungen.Dieklassischen Frühveränderungen an den Sakroilia- kalgelenkensindKnochenmarködeme beidseits der Gelenkspalten. Weitere Veränderungen können abschlussplat- tennah an den vorderen oder hinteren Entzündung an der Wirbelsäule ein- hergeht, ist eine von circa 400 rheu- matischen Erkrankungen und gehört zur größeren Gruppe der Spondylar- thopathien. Um die Erkrankung bes- ser und früher erkennen zu können, wird Priv.-Doz. Dr. Johannes Grisar, Rheumatologe und Oberarzt der II. Kanten oder mittig abschlussplatten- nah in einem Wirbelkörper auftre- ten. Ein Enhancement im Übergang zwischen vorderem Längsband und Wirbelkörper („Geburt eines Syndes- mophyten“) ist ein deutlicher morpho- logischerHinweisaufeineseronegative Spondylarthritis. Entzündungen meh- rerer kleiner Wirbelgelenke, entzünd- Medizinischen Klinik am Kranken- haus der Barmherzigen Schwestern in Wien, erklären, was er und seine Kol- legenvomRadiologenfürdenBefund gern wissen möchten. „Die Latenzzeit vom Symptom- beginn bis zur Diagnose der axialen Spondyarthritis beträgt etwa sieben AufdenSpurendesRheumas anderWirbelsäule MRTschafftKlarheit beimPuzzeln Nach seinem Medizinstudium und der Dissertation an der Medizinischen Fakultät Wien absolvierte Priv.-Doz. OA Dr. Johannes Grisar seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie an der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III. Es folgte ein zweieinhalbjähriger Auslandsaufenthalt an der Stanford University, USA, an der Division of Immuno- logy and Rheumatology. Seit 2013 ist Dr. Grisar als Oberarzt an der II. Medizinischen Abteilung im Kran- kenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien tätig. Sein wissenschaftliches Interessengebiet und seine Forschungstätigkeit liegen hauptsächlich im Bereich der Spondylarthropathien. Prof. Dr. Rainer Erlemann leitet seit 1991 als Chefarzt das Institut für Radiologie der HELIOS St. Johannes Klinik in Duisburg-Hamborn. Seine Facharztausbil- dung hat er am Clemens-Hospital und am Universi- tätsklinikum in Münster absolviert. Der Facharzt für Radiologie und Neuroradiologie hat sich 1990 an der Universität Münster habilitiert und wurde 1996 zum außerordentlichen Professor ernannt. Erlemann wur- de unter anderem mit dem Felix-Wachsmann-Preis der DRG, dem Preis der Association pour l’Etude et la Recherche en Radiologie und mehrmals mit dem Editor’s Recognition Award der Fachzeitschrift „Radio- logy“ ausgezeichnet. Veranstaltungshinweis: Raum: Congress-Saal Donnerstag, 29.10.2015, 12:00 Uhr Rheuma oder doch nicht? Wirbelsäule Rainer Erlemann, Duisburg Session: Gelenke Sagittale fettgesät- tigte kontrastmit- telverstärkte T1- gewichtete Sequenz mit Enhancement im Übergang zwischen vorderem Längsband und Wirbelkörpern (Geburt von Syndes- mophyten). Unauffälliges Nativröntgen (Bild 1) einer 28-jährigen Patientin mit entzündlichem Rückenschmerz und einer rechtsseitigen floriden Entzündung im MRT der ISG(Bild 2). 1 2 12