Kein Geld für chirurgische Innovationen?

An neuartigen Diagnose- und Behandlungsansätzen mangelt es in der Chirurgie nicht, trotzdem finden gegenwärtig nur 1 Prozent der Innovationen ihren Weg in die Praxis. Es fehlt an wissenschaftlichen Studien, die Nutzen und Risiken der Verfahren und Techniken belegen. Professor Dr. med Hartwig Bauer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), kennt die Gründe und zeigt Gegenmaßnahmen auf.

Professor Dr. med. Hartwig Bauer
(Quelle: DGCH)
Professor Dr. med. Hartwig Bauer
(Quelle: DGCH)

Ob ein neues operatives Verfahren wirksam und sicher ist, müssen zunächst klinische
Studien belegen. In der Chirurgie ist es jedoch besonders schwierig, dafür optimale
Bedingungen zu schaffen, erklärte Prof. Dr. med. Bauer im Dezember 2008 auf einer Pressekonferenz der DGCH zum Thema "Sinnvoller Einsatz von Innovationen" in Berlin. „Kontrollierte klinische Studien sind in der Chirurgie leider noch viel zu selten, denn die Definition der Vergleichsgruppen und die technische Ausführung sind sehr aufwendig und mitunter kaum umsetzbar“, so Professor Bauer.

Neben den Patientenmerkmalen und standardisierten Techniken müssten die operativen Befunde und das gesamte, auch nicht-operative Behandlungskonzept vergleichbar sein. Problematisch seien vor allem korrekt durchgeführte verblindete Studien, bei denen weder Betroffene noch Ärzte oder Pflegepersonal von der angewandten Therapie Kenntnis haben dürften.


Insbesondere mangele es in Deutschland an großen nicht-kommerziellen Studien zur
chirurgischen Versorgung von Patienten. „Es fehlt an einer ausreichenden Finanzierung
dieser sehr aufwendigen Studien, die vor dem breiten Einsatz innovativer Verfahren
erforderlich wären“, sagt Professor Bauer. Ein weiteres Problem sei es, Innovationen zeitnah
in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen. Sind Technologien
oder Medikamente zugelassen, treten neue Probleme auf: Hohe Kosten für den Patienten
oder mangelnde Information über die neuen Behandlungsmöglichkeiten.


Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Italien: Ansässige Pharmafirmen zahlen hier
fünf Prozent ihres Marketingbudgets in einen Topf, um industrieunabhängig versorgungsnahe Studien zu unterstützen. Im Jahr 2006 finanzierten sich daraus 54 wissenschaftliche Studien: Sie konnten auf insgesamt 35 Millionen Euro zurückgreifen.
 

In Deutschland fördert die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie seit 2004 mit dem SDGC Studienzentrum klinische Studien in der Chirurgie, um den Transfer chirurgischer Innovationen in die Praxis voranzutreiben - und damit die bestmögliche Versorgung der Patienten.

19.12.2008

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