der Herz-CT eine gute, genaue und scho- nendeTechnikhaben.Nunmüssenwirüber folgendeFragennachdenken:Wiesetzenwir diese Technik am besten ein? Wie verhält es sich mit der Kosteneffizienz dieser Tests? Wie sehen die klinischen Szenarien aus? Welche Patientenpopulation profitiert am meisten von diesen neuen Untersuchungs- methoden?WosinddieseTestsanzusiedeln? Das sind die großen Themen, die uns in den nächstenJahrenbeschäftigenwerden.“Dazu liege bereits eine gute Evidenzgrundlage vor, erklärtSchoepf:„DieSchaffungnochgröße- rerEvidenzdafür,wodieHerz-CTeingesetzt werden kann, ist derzeit unser Hauptschwer- punkt.“ 8 CT2016GARMISCH Donnerstag,21.01.2016, 10:30Uhr UpdateHerz-CTA UweSchoepf,Charleston,USA Session:KardiovaskuläreCT Veranstaltung um den Blutfluss vorauszusagen. Noch beeindruckender sind Maschinenlernver- fahren, bei denen der Computer nach dem Studium von Hunderten von Koronarste- nosen eigenständig herausfindet, welche Ste- nose eine Gefahr für den Patienten darstellt. Schoepf: „Wir sprechen hier von Big-Data- Anwendungen – und das ist keine Zukunfts- musik. Zu diesem Thema werden die ersten PublikationennochindiesemJahrerwartet.“ Die neuen Verfahren haben einen posi- tivenNebeneffekt:DieStrahlungsbelastung für den Patienten sinkt noch mal deutlich. Eine komplette Herzangiographie kann derzeit bereits oft bei 80 kV mit 30 ml Kon- trastmittel durchgeführt werden. Laut einer aktuellen Studie der Medical University of SouthCarolina,anderSchoepfbeteiligtwar (Spearman et al, Radiology 2015, Oct 16), hat die Einführung der automatisierten kV- Selektion die durchschnittliche Strahlendo- sis bei weltweit insgesamt 80.000 Untersu- chungenum14Prozentreduziert.Dasistein Ergebnis, das noch vor wenigen Jahren für großes Aufsehen gesorgt hätte – allerdings spielt das Thema „Strahlenbelastung“ heute keinesogroßeRollemehr.„HierindenUSA wirddieDosisdiskussiongeradeweitgehend zu den Akten gelegt“, so Schoepf. Dass die Strahlendosis – vor allem in den USA – vor einigen Jahren so stark in den Fokus gerückt war,hatteoffenbarvoralleminnenpolitische Gründe. „Viele Radiologen vermuten, dass das Thema ‚Strahlendosis‘ dazu diente, ,Ob- amaCare‘ vorzubereiten: als Argument, um den Einsatz der Bildgebung herunterzufah- ren, um zeitgleich mit der Reform des US- Gesundheitswesens möglichst viel Geld ein- zusparen.“ Inzwischen ist die Gesundheits- reform des US-Präsidenten Barack Obama etabliert.„SeitdemhatmanvonderStrahlen- belastung kaum mehr etwas gehört“, konsta- tiert Prof. Schoepf. AuftechnischemGebietjedochbleibtdie weitereDosisreduktionimFokus,bekräftigt der deutsch-österreichische Radiologe. Die Frage lautet: Wie kann man Strahlendosis und Kontrastmitteldosis weiter verringern und trotzdem dieselbe Bildqualität errei- chen? Bislang jedenfalls sei das gelungen, be- tontSchoepf:InmanchenFällenseidieBild- qualität sogar noch gesteigert worden. „Jetzt geht es darum, unsere diagnostischen Fähig- keiten auszubauen“, sagt er. Gewebecharak- terisierung, Dual Energy, Einzelphotonen- detektion – das seien derzeit die wichtigsten Schlagworte auf der Forschungsagenda. AberauchandereFragenhältSchoepffür ganz wesentlich: „Wir wissen, dass wir mit Die CT-Angiographie entwickelt sich zusehends von einer mor- phologischen, anatomischen zu einer funktionellen Bildge- bungsmodalität. In den vergangenen zwei JahrenwurdenverfeinerteTechnikenfürden Einsatz der CT-Perfusionsmessung am Her- zenentwickelt,dieeineVorhersageerlauben, welcheLäsiontatsächlicheineVerringerung desBlutflussesnachsichzieht.„Wirkommen dem Ziel bereits sehr nah, bei der koronaren Herzkrankheit auf nicht invasive Weise festzustellen, was eine Verengung der Herz- kranzgefäße für den einzelnen Patienten be- deutet, die Chancen abzuschätzen, ob bei diesem Patienten eine Intervention hilfreich ist, und auch noch die passende Art der The- rapiezueruieren“,fasstProf.Dr.UweJoseph Schoepf, Professor für Radiologie, Kardiolo- gie und Kinderheilkunde und Direktor der Abteilung für Kardiovaskuläre Bildgebung der Medizinischen Universität South Caroli- na(USA),denaktuellenEntwicklungsstand zusammen: „Das ist tatsächlich personali- sierte Medizin.“ Mittlerweile können bei einer Herz-CT sowohl Röhrenspannung als auch Röhren- strom automatisiert an den individuellen Pa- tienten angeglichen werden. Auch die neu- en Multidetektor-CT-Geräte eröffnen neue Perspektiven:MittelsDualEnergy–alsodes gleichzeitigen Einsatzes von zwei Röhren an einem Patienten – lässt sich der Blutgehalt des Herzmuskels bestimmen. „Auch sind heutzutage direkte dynamische Blutfluss- messungen im Herzen möglich, indem man schnell über das Herz hin- und herscannt, während der Kontrastmittelbolus durch den Herzmuskel hindurchfließt“, berichtet Schoepf. Vielversprechend ist auch die Tech- nologie der Einzelphotonendetektoren, an denen die Gerätehersteller derzeit arbeiten. „Man kann damit auf ein einzelnes Photon schauen und wie es sich verhält“, erläutert Schoepf,„dasbietetganzneueMöglichkeiten fürdieGewebecharakterisierung,zumBeispiel fürdenNachweisderJodverteilungimKörper.“ AberauchdieEntwicklungvonAlgorith- men und statistischen Verfahren hat rasante Fortschritte gemacht. So werden zum Bei- spiel thermodynamische Modelle genutzt, sert.VonzentralerBedeutungfürdenErfolg war es stets, die Klappengröße möglichst ex- aktvordemEingriffauszumessen,umKom- plikationenzuvermeidenunddiePrognosen zu verbessern. „Lange war die Echokardio- graphieimRennen.DocherstmitderCTals echtemhochauflösendem3-D-Verfahrenist es gelungen, die Klappengröße möglichst ex- akt im Vorfeld zu bestimmen. Auch in Stan- ford ist die Untersuchung von Patienten vor dem geplanten Aortenklappenersatz die Do- mäne dessen, was wir in der kardialen Bild- gebung machen“, erklärt der Professor. Die CT wird auch immer mehr genutzt, um die linksventrikulären Assist Devices (LVAD) bildgebend darzustellen. Zum einen geht es hier um die Überprüfung der richtigen Plat- zierung und zum anderen darum zu sehen, ob die Zuleitungen offen sind und sich mit Kontrastmittel füllen oder ob sie thrombo- siert sind. Gerade die CT mit ihrer hohen Auflösung erlaubt es, auch kleinste Ablage- rungen darzustellen. Trend zur Dual Source Die neueste Gerätegeneration scannt den ge- samten Körperstamm in 6 bis 7 Sekunden. Da gerade die TAVI-Patienten unter einer eingeschränkten Nierenfunktion leiden, ist es eminent wichtig, diese so gut wie möglich zu erhalten und nicht weiter mit Kontrast- mittel zu belasten. Becker: „Wenn ein solch schnellerScangeschicktgemachtwird,kann man mit minimalen Mengen von Kontrast- mittelauskommen.WieinMünchenbegon- nen,führenwirinStanfordUntersuchungen Es ist eine der höchsten Auszeich- nungen für einen Wissenschaftler und Prof. Dr. Hans-Christoph Be- ckerhatsieerhalten:eineBerufung an die Eliteuniversität Stanford in Kalifor- nien. Seit gut einem Jahr forscht und arbei- tet der Münchner Radiologe unter in mehr- facherHinsichtsonnigenBedingungen.„Es gibt klar zugewiesene Zeiten, um seine Pro- jektevoranzubringen.AndersalsinDeutsch- land läuft die Forschung nicht neben der Krankenversorgung, sondern es gibt struk- turierte Bedingungen und eine großartige Infrastruktur“, schildert Prof. Becker seine positiven Erfahrungen in den USA. Diese werden auch in seinem Vortrag „TAVI und neue kardiale Devices – die Aufgabe der CT- Bildgebung“ immer wieder deutlich werden. Seit die Transkatheter-Aortenklappen- implantation vor 14 Jahren zum ersten Mal durchgeführt wurde, hat sich vieles verbes- Prof. Dr. Hans-Christoph Becker war von 2001 bis 2014 als Oberarzt am Institut für Klinische Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München tätig. Im Jahr 2009 wurde er zum Professor für Radiologie mit dem Schwerpunkt auf nichtinvasiver kardialer Bildgebung ernannt. Vor gut einem Jahr ist er dem Ruf der Stanford-Universität nach Kalifornien gefolgt. Hier hat er ein ergiebiges Budget zugewie- sen bekommen, um ein onkologisches Forschungs- labor aufzubauen, ähnlich dem, das er bereits an der LMU München etabliert hat. Aufgewachsen in München, studierte Prof. Dr. Uwe J. Schoepf hier Medizin und absolvierte seine Facharz- tausbildung am Institut für Klinische Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität. 2001 verließ er Ba- yern, im Gepäck sein leidenschaftliches Interesse an kardio-thorakaler Bildgebung und im wahrsten Sinne des Wortes bereits ausgezeichnete Kenntnisse. Scho- epf siedelte an die Ostküste der USA um: Bis 2004 in Massachusetts als Radiologe am Brigham & Women’s Hospital tätig, ist er inzwischen in Charleston Profes- sor für Radiologie, Kardiologie und Kinderheilkunde und Direktor der Cardiovascular-Imaging-Abteilung der Medizinischen Universität South Carolina. Möglichkeiten der 3-D-Bildgebung noch lange nicht ausgeschöpft Gute Aussichten – Big Data in der Herz-CT Alles im Fluss Die Cardio-CT (FFR-CT) erlaubt die Bestimmung der sogenannten Blutflussreserve im Herzkranz- gefäß schon bei der Herz-CT-Untersuchung. Für die Wahl der richtigen Klappengröße müssen die anatomischen Parameter so genau wie möglich in den verschiedenen Raumebenen ausgemessen werden. Die Darstellung der Zugangswege ist für die Planung des Eingriffs unabdingbar. Häufig ge- nug verhindert ausgeprägte Atherosklerose die Möglichkeit eines minimal invasiven Eingriffs. Schwer zu diagnostizieren: läsionsspezi- fische Ischämie Herz über Kopf