20 CT2016GARMISCH Intervention schichten mit abgebildet wird. Mit dieser Technik ist eine millimetergenaue Nadel- platzierung auch bei angulierten Zugangs- wegen und ausgeprägten atemabhängigen Bewegungen des Patienten möglich. „Wir empfehlen eine Kombination des Quick-Check-Verfahrens mit einer Low- Milliampere-Technik an MSCTF-fähigen Geräten“, erläutert Paprottka. In München wird diese Kombination bereits seit einigen Jahren mit einer sehr geringen Strahlendosis (10 mAs CT-Fluoroskopie-Protokolle) be- trieben. „Wir haben den Einsatz dieses Ver- fahrenssicherlichvorangetrieben“,betontder Oberarzt,„undeshatauchvielerortsEinzug gehalten, leider wird es aber noch nicht flä- chendeckend praktiziert.“ Von der peri-interventionellen Überwa- chung des Eingriffs über die unmittelbare Erfassung von post-interventionellen Kom- plikationen bis zur Evaluation des Therapie- effektesimweiterenVerlaufistdasVerfahren anallenStelleneinsetzbar.„JederSchrittlässt sich direkt kontrollieren; das trägt natürlich erheblich zur Patientensicherheit bei“ erläu- tert Paprottka. VoralleminderOnkologiekommenCT- gesteuerte Interventionen immer mehr zum Einsatz. „Bei den heutigen Therapien mit modernen Medikamenten ist man zuneh- mend auf wiederholte histologische Proben angewiesen, um etwaige Rezeptoren genau bestimmen zu können“, berichtet Paprottka. „Viele Materialien lassen sich auch gar nicht anders entnehmen – wenn etwa das Biopsie- arealtiefimAbdomensitzt.“EinweiteresAn- wendungsgebietistdieTherapievonKompli- kationen. „Bei postoperativen Infektionen können wir gezielt Drainagen einlegen.“ Da- rüber hinaus ist die CT-gesteuerte Interven- tion bei lokal-ablativen Verfahren wie RFA Interventionen unter CT-Kontrolle sind deutlich auf dem Vormarsch. Denn de- ren Vorteile liegen auf der Hand: mehr Kontrolle für den Arzt und hierdurch mehr Sicherheit für den Patienten. Der Anwendungsbereich für dieses Verfahren wächst obwohl sonographisch und magne- tresonanztomographischgesteuerteInterven- tionenernstzunehmendeKonkurrenzverfah- ren sind, da die Computertomographie als einzigebildgebendeModalitätzurSteuerung von Interventionen in allen Körperregionen (inklusive Lunge und Knochen) eingesetzt werden kann. Hierdurch kann man der stei- genden Nachfrage der Patienten und Zuwei- ser nach minimalinvasiven Verfahren sowie demstetigwachsendeSpektrumgerechtwer- den. PD Dr. Philipp Paprottka, Oberarzt in derAbteilungfürInterventionelleRadiologie am Klinikum Großhadern der Ludwig-Ma- ximillians-Universität München berichtet über die „CT-gesteuerte Intervention: Tech- nikenundBildgebungzurVerlaufskontrolle“. Die CT-Fluoroskopie (CTF) ist die tech- nische Weiterentwicklung der konventio- nellen Durchleuchtung und verfügt über eine deutlich verbesserte räumliche Auflö- sung. CT-Scanner mit erweiterter Gantry- öffnung, eine Beschleunigung des Eingriffs durch eine intrainterventionelle Steuerung wesentlicher Funktionen des Interventions- CTs über eine spezielle Bedieneinheit durch den interventionellen Radiologen selbst so- wiedieAngularBeamModulationzurScho- nung der Hand des Untersuchers und strah- lensensibler Organe des Patienten haben zu einerdeutlichenVerbesserungundBeschleu- nigung der Eingriffe geführt. Die CT-Fluoroskopie kann als Echtzeit- verfahren oder als Quick-Check-Verfahren durchgeführt werden. Beim Echtzeitver- fahren erfolgt die Nadelpositionierung un- ter kontinuierlicher Fluoroskopie. Bei der Quick-Check-Methode wird die Nadel in- nerhalb der Gantry platziert und die Nadel- position anschließend durch kurze Fluoro- skopie (Quick Check) verifiziert. Wegen der erheblichgeringerenStrahlenbelastungfavo- risiertPaprottkadasQuick-Check-Verfahren. „Man positioniert die Nadel, durchleuchtet ganz kurz und es wird die Schicht in der Ein- griffsebenesowieimdefiniertenAnstandda- runterunddarüberdargestellt.Istmannicht zufrieden,korrigiertmandiePositionierung der Nadel und generiert das Bild neu.“ In beiden Fällen ist die Mehrschicht-CT- Fluoroskopie (MSCTF)-Technik mit brei- ten Detektoren hilfreich, da auch bei Ab- weichungen aus der Schicht die Nadelspitze in den gleichzeitig akquirierten Nachbar- „Möglicherweise hat das mit der deutschen Volksseelezutun,dasswirmehranschweren Lasten tragen als unsere europäischen Nach- barn“,lässtsichHelmbergerzueheramüsiert- philosophischenÜberlegungenverleiten.„In Deutschland muss man sein Kreuz tragen. Der Calvinist trägt kein Kreuz und hat folg- lich weniger Rückenschmerzen.“ Die Radi- ologie hält mit Behandlungsmethoden wie der periradikulären Therapie/Infiltrations- therapie (PRT/PRI), der Facettengelenks- Blockade/ -Infiltrationstherapie (FIT) und der Iliosakralgelenk-Infiltration (ISG) ein gutes Arsenal an gezielten und hoch wirk- samen Behandlungsoptionen bereit. Doch Helmberger ist Realist: „Schmerzpatienten landen in der Regel zuerst beim Orthopä- den.“ Nicht selten greift dieser zur Injektion, in der Hoffnung, dass der Wirkstoff auch tatsächlich an die betroffene Stelle gelangt. Für den Chefarzt macht das „Schrotschuss- Verfahren“ trotzdem Sinn: „Wer heilt, hat recht: Bei vielen Beschwerden kann dieses Vorgehen durchaus ausreichen und ange- sichts der volkswirtschaftlichen Dimension ist das auch wünschenswert.“ Bei Helmberger in der Klinik landen in der Regel gut vordiagnostizierte Patienten mitzielgerichtetenAufträgenwieSpondylar- throse, Einengung des Neuroforamens oder diskaler Schmerz. Helmberger: „Facettenge- lenk LWK 3/4 links kann beispielweise der ganz konkrete Arbeitsauftrag vom Ortho- päden,Neurochirurgenoderphysikalischen Mediziner an uns lauten. Ebenso landen die Fälle bei uns, die erstmal der gezielten Dia- gnostik und dann der Intervention bedür- fen. Die dritte Gruppe sind Patienten mit chronischem Schmerz und beispielsweise einer massiv degenerativ veränderten Wir- belsäule oder degenerierten Bandscheiben, wo wir ganz gezielt an das gereizte Gelenk oder den Zwischenwirbelraum herangehen können. Nach der meist CT-geführten, kon- trolliertenInjektionvonschmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkstoffen verspürt der Patient oft schnell eine Besse- rung.“. Gerade Patienten mit chronischem Schmerz sind häufig von der Effektivität der Methode überrascht. Konkurrenz und/oder Berührungs- punkte mit dem operierenden Fach ergeben sich insbesondere in der minimalinvasiven Chirurgie. Mithilfe der MAST-Prozeduren (Minimal Access Spine Technology) als en- doskopisches Verfahren können nicht nur Neuroforamen befreit werden, sondern Verschleißerscheinungen im Bereich der Bandscheiben und der Zwischenwirbelge- lenke, aber auch Fehlbela- stungen der Wirbelsäule führen häufig zu einer Beeinträchtigung der Nervenwurzel und des umgebenden Gewebes mitsamt un- liebsamen Folgen: Rückenschmerz. Neben anderen medizinischen Fächern ist auch die Radiologie gefordert. Prof. Dr. Thomas Helmberger, Chef- arzt des Instituts für Diagnos- tische und Interventionelle Ra- diologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Bogenhausen in München, be- richtet über die „CT-gesteuerte Schmerztherapie an der Wirbel- säule“ und grenzt Methoden der Radiologie von Behandlungs- optionen der Orthopädie sowie Chirurgie ab. InDeutschlandhatsichderRückenschmerz zu einer Volkskrankheit entwickelt: Jeder Zweite hat mittlerweile mal „Kreuz“. Dabei haben Klinikaufenthalte nach dem Kran- kenhausreport 2015 der Barmer GEK in den vergangenen Jahren um 50 Prozent zu- genommen; 415.000 Krankenhausaufent- halte wegen lumbalen Rückenschmerzes ver- zeichnetdieKrankenkassefürdasJahr2013. PD Dr. Philipp Paprottka ist Oberarzt am Institut für Klinische Radiologie am Klinikum der Ludwig-Maxi- millians-Universität München, Standort Großhadern. Nach dem Studium an der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster ist er seit 2008 an der LMU tätig, seit 2013 als Leiter der Abteilung Angiographie und Interventionelle Radiologie. Wissenschaftlich beschäftigt er sich mit der Interventionellen Tumor- therapie, Molecular Imaging und Kontrastmitteln im multidisziplinären Projekt Advanced Photonics. Technischer Fortschritt schafft Sicherheit „Der Calvinist trägt kein Kreuz“ Freitag,22.01.2016, 14:30Uhr CT-gesteuerteIntervention: TechnikenundBildgebung zurVerlaufskontrolle PhilippPaprottka,München Session: AbdomenundIntervention Veranstaltung Die CT-gesteuerte Intervention bei lokal-ablativen Verfahren wie RFA oder Mikrowelle die Methode der Wahl. … ein anderer Pfeil im Köcher der Interventionalisten ist die CT-gesteuerte Facettengelenksblockade Die periradikuläre Therapie ist eins der radiologischen Verfahren bei Rückenschmerz … oderMikrowelledieMethodederWahl:„In derKrebstherapiekönnenwirTumoreankri- tischen Stellen in der Leber oder der Lunge zielgerichtet entfernen“, führt er aus. Bei der Beurteilung der post-interven- tionellen Untersuchungen ist es besonders wichtig, zwischen vorübergehenden gutar- tigen physiologischen Reaktionen wie z.B. anfängliche reaktive Hyperämie oder Fibro- se und Riesenzell-Reaktion oder residualem Tumorgewebe bzw. einem Randrezidiv zu unterscheiden.„Denndieminimalinvasiven Eingriffe selbst lösen gelegentlich auch Ver- änderungenimGewebeaus,diefehlinterpre- tiertwerdenkönnen“,soPaprottka.„Folglich bekommen wir z.T. falsch positive Befunde zugewiesen,diewirdannkorrigierenmüssen. DafürmöchteichdieKollegengernesensibi- lisieren.“