24 CT2016GARMISCH EingutesBeispielhierfüristdieCTderBrust. FürdieBrustbildgebungistdasErkennenvon Mikrokalzifikationen essenziell. Bisher ha- ben wir angenommen, dass wir Mikrokalk mit der Computertomographie nie würden ausreichend gut erkennen können. Inzwi- schen haben wir jedoch nachgewiesen, dass mit dem Einsatz von Cadmiumtellurid-De- tektorendiesesgenausogutodersogarbesser geht. Die Mammographie ist ein Projekti- onsverfahren, bei dem sich Details hinter ver- schiedenen hintereinander gelagerten Struk- turen verstecken können. Das führt zu einer Sensitivität, die sehr deutlich unter 100 Pro- zentliegt.DiesesDilemmawolltenwirlösen. Die MRT ist doch hervorragend geeignet, Kalzifikationen in der Brust zu erkennen. Warum jetzt auch noch CT? Die MRT dauert länger und ist daher bela- stender für die Patienten. Zudem ist sie auch erheblich teurer. Die morphologische Unter- suchungkanndieCTbesseralsdieMammo- graphieunddieFunktionbesseralsdieMRT. Und wie sieht es mit der Strahlung bei der Brust-CT aus? Die Dosiswerte liegen im Rahmen einer Mammographie. Eine Gefährdung von Pa- tientinnen schließe ich persönlich aus. Die Brust-CT mit zu viel Strahlung in Zusam- menhangzubringen,isteinunnötigesBange machen der Patientinnen, denn bei diesen Dosiswerten erwarten wir keinerlei Auswir- kungen. Vielen Dank für das Gespräch. Klar, dass auch im Jahr 2016 Physi- ker, Mediziner und die Industrie sich mit technischen Fortschrit- ten bei CT-Systemen beschäfti- gen werden. „Doch mit sehr großen Über- raschungen sollte nicht gerechnet werden“, mutmaßt im Interview Prof. Dr. Willi A. Kalender, Direktor des Instituts für Medi- zinische Physik an der Friedrich-Alexander- Universität in Erlangen-Nürnberg und Er- finder der Spiral-CT-Technologie. Welche Fortschritte kann es bei der CT noch geben? Ich bin ein CT-Liebhaber, die CT ist meine Welt. Allerdings steht das Verfahren wegen des Zwangs zur Dosisreduktion, der immer schnelleren Untersuchungszeiten der MRT und wegen des Sparzwangs im Gesundheits- wesen unter Druck. Ansonsten ist die CT eine sehr ausgereifte Technik, die sich nur langsam weiterentwickeln wird. Ich erwar- te nur kleine inkrementelle Verbesserungen. Und welche sind das genau? DurchRöntgenröhrenmitgrößererLeistung kann die Gantry schneller rotieren. Damit treten weniger Artefakte auf und es hat Vor- teilefürdiePatienten,weildieUntersuchung noch schneller abläuft. Mich persönlich interessieren vor allem die sogenannten Einzelphotonen-Detek- toren, die mit Direktkonvertern ausgestat- tet sind, zum Beispiel mit Cadmiumtellurid. Das Besondere an diesen Detektoren ist der Umstand,dassdieeinfallendeRöntgenstrah- lung sofort in elektrische Ladung umgewan- delt wird. Dass also gerade nicht, wie sonst üblich, mittels Szintillation erst Lichtpho- tonenerzeugtwerden,diedanngestreutwer- den und die Auflösung verschlechtern. Das heißt, mit weniger Röntgen- strahlen kommt man zum gleichen Ergebnis? Nein. Der positive Effekt ist, dass es keine Verminderungen der Ortsauflösung gibt. Bei bestimmten CT-Systemen ist es so, dass im Fall von Direktkonvertoren keine einzel- nen Detektorelemente benötigt werden, die gegeneinander abgeschirmt werden müssen. DenndieserAbschirmprozessführtzutoten Räumen, die die geometrische Effizienz ver- ringern. Das kann man mit Cadmiumtellu- riddeutlichverringern.MitanderenWorten: EinehöhereOrtsauflösungistmöglich,ohne dafür geometrische Effizienz zu opfern. Prof. Dr. Willi A. Kalender studierte Mathematik und Physik in Bonn und Medizinische Physik an der Uni- versität von Wisconsin, USA, wo er 1979 promovierte. Zurück in Deutschland habilitierte er sich 1988 in Tü- bingen. Fast 20 Jahre war er für die Siemens AG in Er- langen tätig, bevor er 1995 den Lehrstuhl für Medizi- nische Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg übernahm. Prof. Kalender gilt als Erfinder der Spiral-CT. Er ist Geschäftsführer der PET- Net GmbH, die Radiopharmaka für die Positronen- Emissions-Tomographie herstellt. CT Innovation: „Ich erwarte keine großen Überraschungen“ der Weg ins Media- stinum frei ist. Als behandelnder Arzt muss man hier sehr schnell eingreifen. Denndiesogenannte fasziale Falltür kom- muniziert direkt mit dem „Danger Space“. Sobald Infektionen, aber auch Tumoren den Weg ins Mediasti- num gefunden haben, ist die Prognose deut- lichschlechter.ImParavertebralraumfinden wir Veränderungen, die meist aus der Wir- belsäulekommenwieTumoren,Metastasen, Entzündungenbzw.Spondylodiszitiden.Im posterioren zervikalen Raum zeigen sich ger- neLymphknotenundzumTeilauchNerven- tumoren. Im Viszeralraum sind u.a. Kehl- kopf- und Schilddrüsentumoren zu finden. Generell gilt: für eine gute radiologische Differentialdiagnose im HNO-Bereich ist die Kenntnis der Krankheitsbilder der ein- zelnen Kompartimente und deren Ausbrei- tungswege von Vorteil. Welche Rolle spielt die CT in der Diagnostik? DieCTistderMRToftbeiklassischenKehl- kopftumoren und Tumoren des Hypopha- rynx überlegen, weil diese Patienten beim Liegen schlecht Luft bekommen und häu- fig Probleme haben, nicht zu schlucken. In denAbschnittenNasopharynx,Oropharynx und Hypopharynx hilft die CT weiter, wäh- rendbeiderTumordiagnostikimBereichder Mundhöhle und Zunge eher das MRT ein- gesetzt wird. Auf diesem Gebiet hat die CT große Limitationen, weil durch Zahnmetall, Inlays und ähnlichem oft starke Artefakte entstehen. In welchen Kompartimenten droht noch Unheil? Im Carotisraum finden wir typischerwei- se andere Läsionen als in den übrigen Kom- partimenten. Hier kommen vor allem gefäß- oder nerven-assoziierte Tumore wie Glomu- stumore(Paragangliome)oderSchwannome vor, aber auch Aneurysmen, Thormbosen oder Dissektionen. Gefäß- oder nerven-assoziierte Tu- more des Carotidsraums drücken den Parapharynge- alraum nach vorn und sind im CT in der Regel gut zu erkennen. Der Mastikator- raum umfasst die Kaumus- kulatur. Am häufigsten tre- tenTumorenauf,manchmal Metastasen,aberauchSarkomeoderEntzün- dungen muss man im Blick behalten. Im pharyngealen Mukosaraum, dem Schleimhautraum, können ebenfalls Tumo- ren auftreten wie beispielsweise nasopharyn- geale Karzinome, die sich gerne intrakrani- ell ausbreiten. Weitere Entitäten sind Lym- phome, Adenoide oder Entzündungen. Bei RaumforderungenimMukosaraumwirdder Parapharyngealraum nach außen gedrückt. Der Retropharyngealraum liegt hinter dem Schlund und ist im gesunden Zustand eher unscheinbar. Hier siedeln sich sehr ger- ne Entzündungen an, die sehr gefährlich sein können, da – wie schon beschrieben – Zahnmetall – z.B. Implantate oder Inlays –führt häufig zu ausgedehnten Artefakten in der CT, in diesem Fall lässt sich das Zungenrandkarzinom kaum abgrenzen. Karzinom des Zungengrundes mit Beteiligung der Glosstonsillarfurche und lokoregionären Lymphknotenmetastasen. Aufgrund des weitgehend fehlenden Zahnstatus lässt sich das Zungenkarzinom hier auch gut in der CT abgrenzen. Donnerstag,21.01.2016, 8:50Uhr Innovationeninder Hardware:SpezifischeScanner undPhoton-Counting-CT WilliA.Kalender,Erlangen Session:Radiologie2026 Veranstaltung Impressum Impressum Herausgeber: Kongressverein für Radiologische Diagnostik e.V. und EUROKONGRESS GmbH GbR Schleissheimer Str. 2 D-80333 München V.i.S.d.P.: Prof. Dr. h.c. Maximilian Reiser Verlag: EUROPEAN HOSPITAL Verlags GmbH Theodor-Althoff-Str. 45 D-45133 Essen www.healthcare-in-europe.com Geschäftsführung: Daniela Zimmermann Redaktion: John Brosky, Brigitte Dinkloh, Karoline Dobbert-Laarmann, Sascha Keutel, Michael Krassnitzer, Meike Lerner, Marcel Rasch, Sylvia Schulz Übersetzung: Annette Bus Medienberatung: Ralf Mateblowski Anzeigenverwaltung: Janka Hoppe Art Director: Michael Marasson, www.agentur-marasson.de Druck: Druckerei Vogl GmbH & Co KG, Georg-Wimmer-Ring 9, 85604 Zorneding © 2016 EUROPEAN HOSPITAL Verlags GmbH Samstag,23.01.2016, 11:30Uhr HalsCT-Differentialdiagnosen anhandderKompartimente BirgitErtl-Wagner,München Session:HNO Veranstaltung HNO & Technik