20 MR 2015 Garmisch Fett interpretiert aber schwerstgradig malign. „Die jährliche Inzidenz liegt bei ungefähr 1 auf 1 Million Personen, in Bayern sind das entsprechend 12 Personen. „In einem solchen Fall ist der einzige kurative Ansatz die radikale chirur- gischeEntfernungdesTumorgewebes“,stellt Uder fest. Bei dem zweiten Szenario gilt es zu klären, ob es sich bei einer vorgefundenen Raumforderung um eine Metastase oder ein Adenom handelt. Letztere sind bei etwa 3 Prozent der Bevölkerung anzutreffen, bei Patienten über 60 Jahren 5 Prozent und bei Subgruppen,wieDiabetikernoderMenschen miteinersekundärenHypertonie,istessogar jeder fünfte Patient. Adenome sind gut zu differenzieren. „Be- findetsichFettimGewebederNebennieren, können wir relativ sicher sein, dass es sich um ein gutartiges Nebennieren-Adenom handelt. Wenn wir kein Fett finden, klassi- fizieren wir dies als Non-Adenom“, erklärt der Fachmann. Zur Unterscheidung beider Fälle ist die MRT ein sehr gutes diagnostisches Verfah- ren, denn – wie bereits erwähnt – lässt sich durch sie mikroskopisches Fett gut nach- weisen. In Redaktionen sitzen selten Radiologen, daher die wichtige Erkenntnis für uns zuerst: Nieren und Nebennieren haben überhaupt nichts miteinander gemein, außer dem Wort Niere. Dass die beiden Or- gane dennoch immer in einem Vortrag be- handelt würden, stimme ihn traurig, sagt Prof. Dr. Michael Uder, Leiter des Radiolo- gischen Institut des Universitätsklinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlan- gen-Nürnberg, im Gespräch über seinen Vortrag „Nieren, Nebennieren, ableitende Harnwege“. Die Niere Bei der Diagnostik der Niere geht es vor allem darum, einen operationswürdigen von einem nicht-operationswürdigen Be- fund zu unterscheiden und dafür gibt es laut Uder eine einfache Strategie: Um he- rauszufinden, um welche Art von Tumor es sich handelt, muss vor allem genau geprüft werden, ob der Tumor fetthaltig ist. „Bei einem hohen Fettgehalt handelt es sich um ein gutartiges Angiomyolipom, ansonsten mit ziemlicher Sicherheit um ein Nierenzell- Karzinom. Die MRT ist dafür ein ausge- zeichnetes diagnostisches Tool“, berichtet der Radiologe. Folgt man dieser Strategie bleiben ein paar Prozent an Tumoren übrig, die nicht genauer klassifiziert werden können. Aller- dings gibt es neue Ansätze, um auch diese zuzuordnen. Da sind vorderhand T2-ge- wichtete und Diffusionsgewichtete Sequen- zen zu nennen sowie die sogenannte „che- mical-shift-Bildgebung“. Mit letzterer kann Fett auf mikroskopischer Ebene angezeigt werden: Wasserstoffgebundene Protonen werden daraufhin interpretiert, ob die was- ser- und fettgebundenen Wasserstoffkerne in dieselbe Richtung Signale abgeben oder sich gegenseitig neutralisieren. Die Nebenniere LautProf.UderhatdieNebenniereeigentlich einen eigenen Vortrag verdient, denn „sie ist zwar ein verhältnismäßig kleines Organ, das jedocheinezentraleRolle–vorallemimHor- monhaushalt–desKörpersspielt.Zudemist sie ein bevorzugter Ort für die Bildung von Metastasen.“ InseinemVortragstellterzwei Szenarien vor: Im ersten Fall wird gezielt nach einem Nebennierentumor, beispielsweise einem primären Nebennierenkarzinom, gesucht. Der kommt zwar sehr selten vor, ist dafür Prof. Dr. Michael Uder studierte Humanmedizin an der Universität des Saarlandes, Homburg, wo er auch seinen Facharzt für Radiologie ablegte. Nach seiner Habilitation im Jahr 2002 über die Nebenwirkungen von Röntgenkontrastmitteln an der Niere war er von 2003 bis 2009 als Professor für Radiologie am Radio- logischen Institut der Universitätsklinik Erlangen tätig. Seit 2009 steht er dem Institut als Direktor vor. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen auf den Nebenwirkungen von Kontrastmitteln, der Diagnostik des Urogenitalsystems, der Interventionellen Radiolo- gie sowie auf Strahlendosis und Dosisreduktion. Die Nebenniere Vernachlässigt und doch so wichtig GrundkursMRT Mi.,28.01.14:00-14:30Uhr Niere,Nebennieren, ableitendeHarnwege M.Uder/Erlangen Session:Abdome Veranstaltung die MRT liefert auch Bilder kleinster Lä- sionen. Sehnen weisen oft sehr kleine Rup- turen auf, die mit der MRT besser zu se- hen sind als im Ultraschall – dem größten Konkurrenzverfahren auf diesem Gebiet. „Und gerade die kleinen Risse sind beson- ders schmerzhaft“, führt Prof. Zanetti wei- ter aus. Weitere radiologische Fragestel- lungen sind, ob im Rotatorenmanschetten- Intervall Läsionen mit verschiedenen Liga- menten – Pulley-Läsionen (Abbildung 2) – vorliegen, oder ob man es mit einer soge- Fast alles an der Schulter kann grundsätzlich schmerzhaft sein“, weiß Prof. Zanetti, Leiter des Zen- trums für Muskuloskelettale Radi- ologie in Hirslanden in Zürich. Das beginnt bei den Sehnen, der Rotatorenmanschet- te, geht über zu kleinen Veränderungen des Knorpels oder Knochens bis hin zu Labrum- Strukturen, die Schmerzen verursachen (Abbildung 1). Diese Grunderkrankungen der Schulter und weitere, die sogar noch schmerzhafter sein können, diagnostiziert der Radiologe am besten mit der MRT. Für den Spezialisten des Bewegungsapparates ist sie der One-Stop-Shop in der Schulter- bildgebung, die ohne Umwege und ohne zusätzliche Arbeitsschritte zur treffenden Diagnose führt. Oftdaseinzige,wasRadiologenineinem Röntgenbild bei fortgeschrittenen Deforma- tionensehenwürden,wärenVeränderungen der Gesamtgeometrie, z.B. wenn sich der Humeruskopf nach kranial dezentriiert. Da erkennt der erfahrene Experte gleich, dass die Rotatorenmanschette rupturiert ist. Doch die MRT liefert darüber hinaus eine Aussage über das Ausmaß der Erkrankung. IndenMR-BildernistnichtnurdieUrsache der Schmerzen zu erkennen, sondern auch die Ausbreitung auf Muskeln und Sehnen. „Hat es der Radiologe zum Beispiel mit ei- ner gerissenen Sehne zu tun, nützt es nichts, wenn der Chirurg sie zusammennäht und der Muskel, der nachgeschaltet ist, bereits komplett atrophiert ist. Dann ist zwar die Sehne genäht, aber der Patient kann den Armtrotzdemnichtbewegen.“DasAusmaß der Schädigung – ist eine Sehne oder sind mehrere rupturiert, ist der Knorpel so stark angegriffen, dass besser ein künstliches Ge- lenk implantiert wird – ist nur in der MRT zu ermitteln, sodass gerade der Operateur währenddesEingriffsnichtüberraschtwird. „Deswegen ist die MRT eine robuste und zuverlässige Methode, die von der Dia- gnose bis zur Ermittlung des Ausmaßes alles liefert“, sagt der Spezialist. Vorteile und Grenzen der MRT Basiserkrankungen der Schulter sind Rotatorenmanschetten-Rupturen und Labrum-Läsionen. „Das ist das allererste, wonach man mittels MRT sucht.“ Aber MRT: One-Stop-Shop bei der Schulterbildgebung Abb. 1: Koronale intermediär gewichtete Sequenz zeigt eine artikuläre Partialruptur der Supraspinatus- sehne (schwarzer Pfeil), Labrum- läsion, SLAP-Läsi- on Typ II (weisser Pfeil) und eine AC-Gelenksar- throse: Alle diese Veränderungen sind potenziell schmerzhaft. Abb. 2: Parasagittale T1-gewichtete MR-Arthrographie zeigt eine Pulley-Läsion (schwarzer Pfeil) mit Ablösung des kranialen Ab- schnittes der Subscapularissehne (weiße Pfeile). Die lange Bizepssehne zeigt eine ausge- prägte Tendinopathie (weisser Kreis).