10 MR 2015 Garmisch precision medicine plinen wird es vor allem um die Bildgebung der nächsten Generation gehen und darum, die Stärken der MRT mit pathologischen Befunden und Genomik-Daten zu verbin- den. „Denn wir werden über die MRT hi- nausgehen und wollen die heterogene Bio- logie des Eierstockkarzinoms verstehen und Bildgebungsphänotypen mit Genotypen matchen, um so das metastatische Potenzial zu ermitteln“, erläutert Sala. „Dazu gibt es allerersteErkenntnisseausmeinenaktuellen Forschungsarbeiten“, fügt sie hinzu. „Unser Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Benchmarks, um ein Proof of prin- ciple zu erbringen. Sollte sich erweisen, dass jeder Bildgebungsphänotyp eine genetische Basis hat, kann die Bildgebung als Leitdiszi- plinfürBehandlungsentscheidungendienen und uns helfen, Mehrfachbiopsien zu ver- meiden,“ betont die Spezialistin, denn „wir können doch nicht zehnmal biopsieren, bis die Patientin wie ein Nadelkissen aussieht. Daher möchten wir die MRT als virtuelles Biopsie-Instrument validiert sehen.“ ÜberdieMRThinauszugehenbedeutet für Dr. Sala, tiefer in die Materie einzudrin- gen und Erkenntnisse über die biologische Heterogenität und die Genom-Zusam- mensetzung des Tumors zusammenzutra- gen. Wir wollen herausfinden, ob wir die Zellenerkennenkönnen,diemetastatisches Potenzialhabenunddiejenigen,diesichder Therapie widersetzen.“ So wird es um die Verbindung von In- novationen in der Genomik und der MRT- Bildgebung gehen, damit Aussagen zur räumlichen Quantifizierung der Tumorhe- terogenität und der klonalen Zusammenset- zungdesGenomsmöglichsindunddiagnos- tiziertwerdenkann,wiesiesichwährendder Behandlungverändern.„Vielleicht“,sohofft Sala, „liefert das in Zukunft die Grundlage für gezielte Therapien und bessere Ergeb- nisse.“ Bei einer wirksamen Krebstherapie geht es nicht nur darum, dem richtigen Pati- enten das richtige Medikament zum rich- tigen Zeitpunkt zu verabreichen, sondern das richtige Medikament zum richtigen Teil des Tumors zu bringen. Dr. Sala: „Wir wis- sen, dass Tumore ganz unterschiedlich sind, dass sie verschiedene Milieus und Cluster in sich vereinen. Und letztere sind für die Resistenz gegen Chemotherapie verantwort- lich. Wenn wir genauer feststellen können, welcher Bereich genau für den Widerstand gegen die Chemotherapie verantwortlich ist, können wir dem Patienten schnell ein anderes Medikament anbieten.“ Fortschritte bedeutet in diesem Zusam- menhang, als Radiologe über das Erkennen von Strukturen mit dem bloßen Auge hi- nauszugehen. Zwar bleibt die Interpretati- on eines Bildes das A und O der klinischen Praxis,aberschonheutebieteteinMRT-Bild viel mehr dank quantifizierbarer Daten, die extrahiert werden können. Im Memorial Sloan Kettering Center versammelt man deshalb ein Team aus Physikern, Bio-In- formatikern, Genetikern, Pathologen, On- kologen, Chirurgen und Radiologen: „Wir arbeiten heute in Disease Management Teams. Die Zeiten, in denen der Radiologe ein Einzelkämpfer war, sind vorbei“, so Sala abschließend. Der Vortrag „MRI of the Adne- xa, Essentials and Beyond“ prä- sentiert nicht nur Tipps und Tricks für die klinische Rou- tine, sondern gibt auch einen Einblick in die neueste Forschung: Die Integration von Bildgebungs- und Genomikdaten soll eine bessere Beurteilung des Eierstockkrebses ermöglichen. „Wir müssen präzisieren können, ob ein Tumor gutartig ist“, unterstreicht Evis Sala, M.D., Ph.D., Leiterin der Abteilung Body Imaging am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York City, denn un- eindeutige Diagnosen verengen den Hand- lungsspielraum des medizinischen Teams. Mehr noch: „Es mag einfacher sein, Bös- artigkeit nicht auszuschließen, aber damit helfen wir dem Zuweiser nicht, und noch weniger dem Patienten“. So fokussiert Evis Sala zunächst auf Grundlagen der MRT der Adnexregion und verrät Tipps und Tricks, wie man eine hochpräzise Charakterisierung von Ovarial- tumorenerreichtunddabeidenHerden,die bösartigzuseinscheinen,nichtaufdenLeim geht. „In 90 Prozent aller Fälle kann mittels MRT genau beurteilt werden, ob ein Tumor gut- oder bösartig ist. Und das ist es, was der Patient von uns wissen möchte und unsere Raison d’être als klinische Radiologen“, so Dr. Sala. Auch die verschiedenen MR-Sequen- zen und ihre Weiterentwicklung werden ein Thema sein, denn „die MRT stellt die Anatomie sehr gut dar und hat außerdem den Vorteil, dass mit ihr eine ausgezeichne- te funktionelle Bildgebung möglich ist. Die diffusionsgewichtete Bildgebung hilft uns, Zelldichte und Integrität der Zellmembran zu beurteilen, während die Perfusionsbildge- bung die Vaskularisierung des Tumors zeigt – zwei wesentliche Faktoren für die Beurtei- lung maligner Herde. Darüber hinaus sind diese Verfahren sehr wertvoll zur Beurtei- lung des Ansprechens auf eine antitumorale Therapie und können sogar prognostische Hinweise liefern. So stellt Dr. Sala moderne MRT-Tech- niken und -Methoden vor, die aktuell in klinischen Studien und in der prädiktiven medizinischen Forschung eingesetzt wer- den, warnt aber gleichzeitig davor, sich aus- schließlich auf die Bildgebung zu verlassen. „Radiologen sollten nicht isoliert arbeiten, sondern klinische Daten und Bildgebung verbinden, um so zu einer präzisen Diagno- se zu gelangen. So möchte ich beispielsweise wissen, wie alt die Patientin ist, welche Sym- ptome sie hat und wie die Laborergebnisse aussehen, bevor ich mir die Bilder ansehe.“ Bei der Integration unterschiedlicher Diszi- dem Leiomyom verwechselt werden kann, das Uterussarkom. Das MRT ist wichtig, um vor einem operativen Eingriff solch ein Sarkom auszuschließen.“ Ähnliches gilt auch für das Endometri- um-Karzinom, das von der benignen Endo- metriums-Hyperplasie bzw. dem Endome- trium-Polypen unterschieden werden muss. Das Endometrium-Karzinom tritt für ge- wöhnlich nach der Menopause auf und ist somit typischerweise das Karzinom der äl- teren Frauen. „Der Stellenwert des MRT liegt hier vor allem in der Beurteilung der Tumorausdehnung vor einer Operation“, erläutert Frau Prof. Kubik-Huch. „Da bei den meisten Betroffenen jedoch ohnehin die komplette Gebärmutter entfernt wird, ist die Rolle im Moment eher begrenzt. Zu- künftig erhofft man sich jedoch, vermehrt diejenigen Patientinnen zu definieren, bei denen z.B. eine Lymphknoten-Entfernung nicht notwendig ist.“ Vom Gebärmutterhalskrebs dagegen sind typischerweise jüngere Frauen betrof- fen, bei denen die Familienplanung häufig noch nicht abgeschlossen ist. Hier stehen heuteOperationsformenzurVerfügung,die eine die Fertilität erhaltende Teilentfernung des Uterus ermöglichen. Voraussetzung da- für ist, dass das Zervixkarzinom bereits in einem frühen Stadium erkannt wird, so Ku- bik-Huch abschließend: „Das MRT kann die Tumorgröße, die Zervixlänge und den Abstand des Tumors zum inneren Mutter- mund bestimmen. Bei Tumoren > 2 cm ist das MRT zudem die beste Methode, um die Parametrien-Invasion, also das Einwachsen des Tumors in die angrenzenden Lymph- und Blutgefäße, zu beurteilen. Wenn so ein bereits fortgeschrittenes Tumorstadium vor- liegt, wird die Bestrahlung in der Regel der Operation vorgezogen. Dank der Vorsor- geuntersuchung und möglicherweise auch durch die HPV-Impfung ist der Gebärmut- terhalskrebs in den westlichen Ländern je- doch zum Glück selten geworden und hat heute eine sehr gute Prognose.“ VielePatientinnen,dievoneiner Erkrankung der Gebärmutter betroffen sind, befinden sich ineinerLebensphase,indersie sich wünschen, früher oder später schwan- ger zu werden. Für sie hat der Erhalt ihrer Fertilität oberste Priorität. Durch die ge- naue bildgebende Darstellung der gut- oder bösartigen Uterusveränderung, der Früh- erkennung des Cervixkarzinoms und scho- nendere Therapieverfahren ist dies in vielen Fällen auch möglich. Welchen Einfluss die MRT auf die Entscheidung nimmt, welche Behandlung wann am besten geeignet ist und welche Rolle die MRT heute bei der Ab- klärung von Gebärmutterveränderungen hat, berichtet Prof. Dr. Rahel Kubik-Huch, Chefärztin am Institut für Radiologie am Kantonspital Baden in der Schweiz. Die häufigsten gutartigen Verände- rungen im Uterus sind die Leiomyome, gut- artige häufige Neubildungen der Gebärmut- ter, wie auch die Adenomyose, namentlich der Nachweis von Drüsengewebe innerhalb der Muskelschicht des Myometriums. Sie verlaufen zwar häufig symptomfrei, können jedoch auch zu Unterleibsschmerzen, verlän- gerten oder unregelmäßigen Menstruations- blutungen sowie Störungen der Fruchtbar- keit führen. Der Kinderwunsch ist es, der viele Patientinnen, bei denen eine gut- oder bösartige Veränderung im Uterus diagnos- tiziert wurde, dazu bewegt, sich für eine or- ganerhaltendeTherapieformzuentscheiden. Manchmal sind es aber auch kulturelle Unterschiede,dieüberProundContraeiner Hysterektomiebestimmen,sagtdieRadiolo- gin:„InderSchweizwareslangeZeitüblich, den Uterus ganz zu entfernen. Vor allem äl- tere Frauen über 40 waren da recht pragma- tisch und fanden, dass sie ihre Gebärmutter nichtmehrbrauchten.Ganzanderssiehtdas beispielsweise in den USA aus, wo man sehr früh angefangen hat, nach Alternativen zu suchen. Daraus sind schonendere Verfahren entstanden, die z.B. bei Myomen der Gebär- mutter eine gezielte Therapie ermöglichen wielaparoskopischeEingriffe,Embolisation oder Radiofrequenzablation.“ Erst durch diese Vielfalt an Behand- lungsmöglichkeitenhatdieMR-Bildgebung so stark an Bedeutung gewonnen. Etwa bei der Unterscheidung zwischen gut- und bös- artigen Läsionen, erläutert die Schweizer Spezialistin: „Ein sogenanntes gestieltes gut- artiges Uterusmyom kann im Ultraschall leicht mit einem bösartigen Ovarialtumor verwechselt werden. Die korrekte Differen- zierung mittels MRT hat nicht nur Einfluss auf die Prognose für die Patientin, sondern auch auf die Therapie. Andererseits gibt es z.B. einen seltenen Tumor, der leicht mit Dr. Evis Sala ist Leiterin der Abteilung Body Imaging Services und der gynäkologischen Bildgebung am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Ihre aktuelle Forschung zielt darauf ab, neue multimodale funktionale Bildgebungstechniken vom Labor in die klinische Praxis überzuleiten. Vor ihrem Wechsel an das MSKCC im Jahr 2012 war Dr. Sala für die radiologische Lehre an der Universität Cambridge (UK) verantwortlich, wo sie auch selbst unterrichtete. Darüber hinaus war sie Honorary Consultant Radiolo- gist am Addenbrooke’s Hospital, Cambridge, dessen gynäkologischen Bildgebung sie sieben Jahre lang geleitet hat. Dr. Sala schloss 1991 ihr Studium an der medizinischen Fakultät der Universität Tirana, Alba- nien, ab und erhielt im Jahr 2000 ihren Doktor an der Universität Cambridge. Ihre Ausbildung als klinische Radiologin beendete sie im August 2005 in Cambridge. Das prädiktive Potenzial der MRT in der Onkologie MRT bei Uteruserkrankungen Mehr als Diagnose Von Fall zu Fall FestsaalWerdenfels Fr.,30.01.14:30-14:50Uhr J.Doppmanlecture: MRIofthecervix–combining morphologyandfunction E.Sala/NewYork,NY Session:Film-Reading undSpecialFocusSessions: MSK&Abdomen Veranstaltung Die multiparametrische MRT und PET Fusion demonstriert eine ausgeprägte intratumorale Heterogenität bei einer Patientin mit hochgradig malignem Ovarialkarzinom. Leiomyom Endometriumkarzinom Cervixkarzinom mit LK: nach Kontrastmittel (oben) und mit T2-Wichtung (unten)