Ursachen des Schlaganfalls: Die meisten Schlaganfälle werden von einer...
Ursachen des Schlaganfalls: Die meisten Schlaganfälle werden von einer Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht.

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Jeder fünfte Schlaganfall bleibt rätselhaft

Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder Ablagerungen in den Halsschlagadern: Ein Großteil der jährlich rund 270.000 Schlaganfälle in Deutschland geht auf Erkrankungen der Gefäße oder des Herz-Kreislauf-Systems zurück. Doch bei etwa 20 bis 30 Prozent der Hirninfarkte bleibt die Ursache im Dunkeln. Ärzte sprechen dann von einem „kryptogenen Schlaganfall“.

Solche Schlaganfälle verlaufen in der Regel weniger schwer und hinterlassen weniger bleibende Schäden als solche, bei denen die Ursache schnell geklärt werden kann. „Insgesamt haben kryptogene Schlaganfälle eine bessere Prognose als Schlaganfälle mit bekannter Ursache“, betont Prof. Dr. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Sie dürften aber nicht weniger ernst genommen werden, weil auch hier die Mangelversorgung eines Gehirnareals aufgrund eines verengten oder verschlossenen hirnversorgenden Blutgefäßes zu bleibenden Hirnschäden führt, wie der Kardiologe aus Hamburg betont. „Daher sollte bei jedem Schlaganfall mit der Notrufnummer 112 der Notarzt gerufen werden, der die betroffene Person in eine Klinik mit Schlaganfall-Einheit bringt“, so Meinertz. „Ob es sich um eine Vorstufe des Schlaganfalls in Form einer transitorischen ischämische Attacke, kurz TIA, oder einen Schlaganfall kryptogener Ursache handelt, kann nur durch die nachfolgende Diagnostik geklärt werden.

Angeborene oder erworbene Herzfehler

Je nach Lebensalter kommen unterschiedliche Ursachen für einen kryptogenen Schlaganfall in Betracht. Bei jüngeren Patienten im Alter zwischen 16 und 30 Jahren stecken nicht selten angeborene Herzfehler dahinter – insbesondere das offene oder persistierende Foramen ovale, kurz PFO. Bei diesem Herzfehler ist die Scheidewand zwischen dem rechten und dem linken Vorhof nicht richtig verschlossen. Das begünstigt die Bildung von Blutgerinnseln, die ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen können. „Etwa die Hälfte der Patienten mit der Diagnose ,kryptogener Schlaganfall‘, die jünger als 60 Jahre sind, haben ein PFO“, so Meinertz. Im Alter zwischen 31 und 60 Jahren spielen erworbene Herzkrankheiten als Ursache des kryptogenen Schlaganfalls eine größere Rolle. Dies können beispielsweise Herzklappenfehler oder Kardiomyopathien, also Herzmuskelerkrankungen, sein.

Prof. Dr. Thomas Meinertz, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der...
Prof. Dr. Thomas Meinertz, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung.

Quelle: Andreas Riess

Vorhofflimmern wird häufig nicht erkannt

Bei älteren Schlaganfallpatienten über 60 Jahren ist Vorhofflimmern eine häufige Ursache des kryptogenen Schlaganfalls. Tritt die Herzrhythmusstörung nur anfallsweise auf, ist sie jedoch schwer zu diagnostizieren und wird dann oft nicht als Ursache erkannt. „Bei älteren Patienten mit einem Schlaganfall vermeintlich unbekannter Ursache sollte immer systematisch nach Anfällen von Vorhofflimmern gesucht werden“, so Meinertz. Der Nachweis sei allerdings häufig nur mit aufwändiger Diagnostik möglich wie mit wiederholten Langzeit-EKGs oder dem Einsatz von „Event-Rekordern“, die eine kontinuierliche Beobachtung der Herzfrequenz ermöglichen. Bei Vorhofflimmern können sich leicht Blutgerinnsel in den Herz-Vorhöfen bilden. Gelangen diese ins Gehirn und verstopfen dort eine Arterie, kommt es zum Schlaganfall. Viele Patienten mit der Herzrhythmusstörung nehmen daher gerinnungshemmende Medikamente ein, um einem Schlaganfall vorzubeugen.

Warnzeichen rechtzeitig erkennen

Bei diesen Symptomen sollten Sie sofort die Notrufnummer 112 wählen

Herzpatienten sollten die Symptome und auch mögliche Vorboten eines Schlaganfalls kennen. Oft treten einzelne Symptome bereits Tage oder Wochen vorher auf, verschwinden aber nach wenigen Minuten wieder. Diese Warnzeichen können auf einen Schlaganfall hinweisen oder ihn ankündigen:

  • Lähmung in einem Arm, Bein oder einer Gesichtshälfte
  • Schwierigkeiten beim Sprechen
  • Plötzlich auftretende Sehstörungen
  • Plötzliche starke Kopfschmerzen

Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

15.03.2019

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