2 mr2017garmisch mrt visionär gleichen können; wir brauchen sie, um die konsistenz und die qualität zu verbessern. und nicht zuletzt benötigen wir standardi- sierung bei den daten, damit wir im zuge derergebnisanalysedenwertdermodalität belegen und die evidenzbasierte versorgung voranbringen können. was bedeutet „integration“ in diesem kontext? die bildgebung ist im zeitalter der com- putational oncology – der informatikba- sierten onkologie – lediglich ein element in einem kontinuum und in einer matrix der diagnostik. die integration der bildge- bung bezieht sich nicht nur auf die patholo- gie, das labor und klinische daten – unsere klassischen stärken –, sondern auch auf die „omics“ proteinomics, genomics, metabo- lomics – sie alle sind für das diagnostische gesamtbild unerlässlich. wollen wir die prä- zisionsmedizin voranbringen, können wir die bildgebung nicht in einem vakuum be- trachten. als radiologen sind wir nicht nur bildbefunder, sondern echte berater, die in der patientenversorgung eine zentrale rolle spielen. auf dem symposium in garmisch 2015 haben sie über „präzisionsmedizin“ und die verbindung von mrt-techniken, z. b. hp-mrsi, und tumor biologie und bioinformatik zur verbesserung der therapie und patientenversorgung in der onkologie gesprochen. welche fortschritte sind hier zu verzeichnen? die präzisionsmedizin ist zu einer festen größegeworden,keinzweifel.allerdingsist sie, wie das in dem übersichtsartikel „reali- zingthefullpotentialofprecisionmedicine in health and health care“, den die nati- onal academy of medicine im vergangenen jahr veröffentlichte, so schön ausgedrückt wurde, ein „kühnes konzept“ und ein „ver- wegenes ziel“. je mehr wir verstehen, was es mit der präzisionsmedizin auf sich hat, de- sto klarer wird, dass wir das ziel noch nicht ganz erreicht haben. die größten heraus- forderungen sind die patientenauswahl und das wissen um die individuelle tumorbi- ologie, um ökologie und räumliche hete- rogenität. je mehr wir lernen, desto deut- licher wird auch die zentrale rolle der bild- gebung und der radiologie – sie liefern die tumorspezifische ‚signatur‘ ebenso wie die quantitativen daten, die die präzisionsmedi- zinbraucht,umteildertäglichenklinischen praxis werden zu können. welche rolle werden ihrer meinung nach maschinenlernen (ml) und künstliche intelligenz (ki) in der radiologie spielen? der hype um das maschinenlernen ver- setzt gerade, völlig unbegründet, manche radiologen in angst und schrecken. die intellektuelle saat der ki, nämlich das sogenannte deep learning oder machi- ne learning, und die entwicklung künst- licher neuraler netz-algorithmen wurde bereits in den 1940er und 1950er jahren gesät. radiologen sind schon immer sehr maschinen- und technologieaffin gewe- sen. bereits 1960 sagte lusted in radio- logy „einen elektronischen scannercom- puter” voraus, mit dem man photofluoro- gramme des thorax untersuchen und nor- male thoraxfilme von anormalen würde unterscheiden können. lusteds ideen wa- ren prophetisch. 57 jahre später kommen mustererkennung und maschinenlernen langsam in der medizin an. wir radio- logen sollten erkennen, dass ki und ma- schinenlernen notwendige tools sind, die uns routine- und monotone aufgaben in unserer täglichen arbeit abnehmen und so dazu beitragen, dass unsere disziplin auf- regender und dynamischer wird. ein radi- ologe kann unmöglich alle rund 4000 bil- der, die bei einer einzigen modernen mrt- untersuchung generiert werden, befunden. die menge an daten, sowohl diejenigen, die wir mit bloßem auge sehen, als auch diejenigen, die nur durch eine software er- kannt werden, nimmt kontinuierlich zu. die radiologie hat sich von der subjektiven wahrnehmungsfähigkeit zu einer objek- tiven wissenschaft entwickelt. daten, ki und ml machen die modernen radiolo- gen besser, genauso wie das software- und hardwareinnovationen, etwa das pacs, vor einigen jahren getan haben. ki, ma- schinenlernen und computer wird man in zukunft als zuverlässige verbündete be- trachten, die uns helfen, aussagekräftige erstdiagnosen zu erstellen. wenn die diagnosen in zukunft automatisch erstellt werden können, was bedeutet das für den radiologen und den berufsstand allgemein? ich denke nicht, dass künftig die abschlie- ßende diagnose und die empfehlungen für das patientenmanagement automatisch generiert werden. ich gehe vielmehr davon aus, dass die befunde priorisiert und eine mögliche diagnose vorgeschlagen wird. man hört immer wieder unkenrufe, dass „intelligente maschinen“, die funktion der radiologen (und anderer berufe wie jour- nalisten, rechtsanwälte oder werber) über- nehmen werden. meiner ansicht nach liegt die optimale anwendung dieser technolo- gien jedoch in der unterstützung der kennt- nisse und fertigkeiten von ärzten, nicht in der automatisierung ihrer aufgaben. man darfnichtvergessen,dassderradiologearzt ist, der einen lebenden menschen behandelt, kein technokrat, der eine komplexe, aber unpersönliche gleichung löst. es wird sich viel verändern – wir werden uns anpassen und auch die radiologische praxis neu er- finden müssen, um ihren wert zu steigern. aber am ende wird unser beruf, auch dank maschinenlernenundki,stärkerundvitaler sein als je zuvor. die mrt bietet als leistungs- starkes tool in der klinischen medizin und forschung ein un- vergleichlichespotenzial,davon ist prof. dr. h.c. hedvig hricak, leiterin der radiologie des memorial sloan-ket- tering cancer center und professorin für radiologie am cornell university medical college, überzeugt. auf dem symposium in garmisch beschäftigt sich prof. hricak, die zusammen mit prof. reiser die wissen- schaftliche leitung innehat, mit gegenwart und zukunft des bildgebenden verfahrens. wohin entwickelt sich ihrer meinung nach die mrt als nächstes und welche rolle wird die mrt in zehn jahren spielen? die mrt ist eine der führenden modali- täten der diagnostischen bildgebung, und das wird sie im nächsten jahrzehnt und da- rüber hinaus auch bleiben. mehr noch: wir werden das ungeheure und unvergleichliche potenzial der mrt weiter erschließen. sie bietetnichtnurexzellentengewebekontrast, sondern liefert auch erkenntnisse zur gewe- bebiologieundfunktion,seieszurperfusion oder diffusion oder – mit hilfe der mr- spektroskopie – zum stoffwechsel. kurz: die mrt bietet spezifische informationen, die keine andere modalität liefern kann, sie ist ein etabliertes und leistungsstarkes tool in der klinischen medizin und forschung. was die zukunft betrifft, so wird sich die mrt-forschung vor allem mit den vielfäl- tigen und sich permanent wandelnden an- forderungen des gesundheitswesens und mit gesellschaftlichen fragen auseinander- setzen.darüberhinauseröffnenfortschritte in der tumorbiologie und im bereich „co- gnitive computing“ neue ansätze, um die einzigartigen stärken der mrt zur beant- wortung spezifischer, biologiebasierter und klinisch relevanter fragen herauszuarbei- ten. darüber hinaus beschäftigen wir uns mit dem potenzial der mrt, biologie und funktion zu beurteilen und über die verbin- dung von wissenschaft und technologie zu zeigen, dass die mrt einen tatsächlichen mehrwert für das patientenmanagement bietet. zudem möchten wir die mrt ro- buster machen, wir arbeiten an der standar- disierung und an der vereinfachung der in- terpretation der bilder. alle diese anstren- gungen helfen uns, den mehrwert der mrt zu steigern und mehr patienten zugang zu denenormendiagnostischenmöglichkeiten dieser modalität zu verschaffen. durch die entwicklung neuer oder ver- besserter sequenzen erweitern wir auch kontinuierlich das einzigartige anwen- dungsspektrum der mrt. die fortschritte in der hyperpolarisierten und funktionalen mrt, der diffusion und perfusion, helfen, molekularbiologie, funktion und metabo- lismus in lebendem menschlichen gewebe zu beurteilen und zu quantifizieren. denn dasquantitativepotenzialdermrtistnoch größtenteils unerschlossen. die weiterent- wicklungendermrtwerdenkontinuierlich in die klinische praxis integriert – das zeigt, dass der wert der heutigen forschung die verbesserung der praxis von morgen ist. an- dererseits besteht durchaus die gefahr, dass mrt-untersuchungen zu kompliziert oder zu langwierig werden. daher ist die standar- disierungsowichtig: wirmüssenoptimierte, reproduzierbare und robuste protokolle entwickeln, die klinische routinefragen beantworten. und wir brauchen mehr ge- schwindigkeit, nicht nur um den patienten- durchsatz zu steigern, sondern auch um den komfort und die akzeptanz der mrt bei den patienten zu steigern. standardisierung ist dringend erforderlich, damit wir unter- suchungen, die an unterschiedlichen ein- richtungen durchgeführt wurden, auch ver- prof. dr. h.c. hedvig hricak wurde in zagreb im ehe- maligen jugoslawien geboren. ihr medizinstudium absolvierte sie in ihrer geburtsstadt und am karolins- ka institut in schweden. heute ist sie leiterin der ra- diologie des memorial sloan-kettering cancer center, professorin für radiologie am cornell university me- dical college und radiologin am memorial hospital in new york. professor hricak ist trägerin des marie curie preises der society of women in radiology und der beclere-medaille der international society of ra- diology. ihre klinischen fachgebiete sind die diagnos- tische radiologie und die onkologische bildgebung des urogenitaltrakts. mrt und radiologie in den kommenden zehn jahren die aktuellen strategien zur behandlung genom-definierter metastasen im hirn sind aufgrund der uneinheitlichen und schwachen überwindung der blut-hirn-schranke nur begrenzt erfolgreich, d. h. bei akzeptablen dosen bleibt die tumorpenetration gering. in der behandlung primärer und sekundärer hirntumore müssen der transport zum tumor sowie der therapeutische index bestehender medikamente verbessert werden. in dieser ersten am menschen durchgeführten phase-1- studie wird mit hilfe von zwei bildgebungsmodalitäten (pet-optisch) die gewebepenetration und -diffusion eines ultrakleinen kohlenstoffpunkts (c dot) in primär- und sekundärtumoren im menschen beurteilt. an die oberfläche des c dot wird ein radionuklid, i-124, angedockt. ein verkapseltes cy5 fluoreszenzsignal ermöglicht dann die quantitative beurteilung der parti- kelaufnahme sowie die überwachung der verteilung und des ansprechens auf die behandlung. baseline-daten dieser machbarkeitsstudie bestätigen präklinische befunde und zeigen, dass c dots unter um- ständen kleine molekülinhibitoren zum gesamten tumor transportieren können, was potenziell zu einer verbesse- rung des therapeutischen indexes führen könnte. donnerstag,02.02.2017, 9:20-9:40uhr mrtundradiologieinden nächsten10jahren: innovationundintegration– furchtlosundweise h.hricak,newyork,usa session:mrtinnovationen veranstaltung „die bildgebung ist im zeitalter der computational oncology lediglich ein element in einem kontinuum und in einer matrix der diagnostik.“