12 radiologiereportruhr 2016 mehr sicherheit durch einheitliche befunde durch die klassifizierung mittels der eindeutig definierten li-rads fea- tures werden die unsicherheiten bei der interpretation der ct- oder mrt- bilder deutlich reduziert, so dass auch radiologen mit einem geringeren er- fahrungsschatz im bereich der leber- befundung eine sichere befundung durchführen können. denn selbst bei schwierigen grenzfällen, bei denen er- fahrung fraglos von vorteil ist, bietet die li-rads klassifikation zusätz- liche unter-kriterien (ancillary fea- tures),diederradiologezurbefundung heranziehen kann und die zusätzliche sicherheit geben. trifft ein ancillary feature zu, erhöht oder verringert dies den li-rads score, je nachdem ob es die wahrscheinlichkeit für mali- gnität vergrößert. „natürlich gibt es aber immer wieder auch grenzfälle, die keine eindeutige aussage zulas- sen, das sind aber wirklich ausnah- men. wenn die scheu vor dem neuen erst einmal überwunden ist, bietet die li-rads-klassifizierung eine wert- volle befundmethode, die durch ein- heitliche terminologie und objektive, klar definierte kriterien wesentlich zu einer verbesserten befunderstellung beitragen kann“, bekräftigt pd dr. thorsten persigehl. z war nimmt die inzidenz des he- patozellulärenkarzinoms(hcc) seit jahren stetig zu, nach wie vor gehört die diagnostik des hcc jedoch nicht zur täglichen routine in radiologischen praxen. bei der beur- teilung der leber mittels ct oder/und mrt kommt es darum häufiger als bei anderen krebsarten zu unsicher- heiten und ungenauigkeiten in der be- fundschreibung. abhilfe kann hier die li-rads klassifikation schaffen, die dem befunder exakte angaben zur be- urteilung der leber an die hand gibt. „auf den ersten blick scheint die li-rads klassifikation recht kom- plex zu sein, weshalb gerade jüngere kollegen vor der anwendung des dia- gnose-schemas zurückschrecken. da- bei ist das gegenteil der fall und die befundkaskade führt in den meisten fällen zur klaren charakterisierung der leberläsion, deren klassifikation gemäß li-rads dem onkologen auf- grund der objektiven und eindeutigen befundbeschreibung die arbeit erheb- lich erleichtert“, weiß pd. dr. thor- sten persigehl, leitender oberarzt der radiologie an der uniklinik köln. in seinem vortrag auf dem diesjährigen radiologiekongressruhr wirbt er da- rum ganz gezielt für die anwendung der li-rads klassifikation und der strukturierten befunderstellung. eindeutige klassifizierung durch objektive kriterien eingesetzt wird die li-rads klassi- fikation bei risikopatienten, beispiels- weise patienten mit leberzirrhose, nichtalkoholischer fettleberhepati- tis und hepatitis-b- oder c-infekti- onen. dort wird li-rads zur erst- beurteilung und zum follow-up von unklaren läsionen verwendet. so- bald bildmorphologisch hcc dia- gnostiziert wurde, erfolgt das wei- tere therapiemonitoring gemäß der hcc-spezifischen mrecist krite- rien. treten jedoch unter therapie neue läsionen auf, erfolgt die dia- gnostik erneut auf basis von li-rads. dieser von dem american college of radiology (acr) entwickelte algo- rithmus nimmt eine unterteilung in fünf kategorien vor, der li-rads score reicht dabei von lr-1 (sicher benigne) bis lr-5 (definitiv ein tu- mor). reichert die läsion beispiels- weise sehr stark arteriell an, weist ein spätes washout auf und besitzt eine gewisse größe, wird sie zumeist ein- deutig gemäß der li-rads klassifi- kation der kategorie lr-5 als hcc zugeordnet, womit auch eine weitere histologische verifikation in den mei- sten fällen überflüssig wird. ‚pseudo-karzinom‘, das auch ohne be- handlung niemals zum problem gewor- den wäre – dann stimmt die nutzen/ risiko- oder nutzen/schaden-rech- nung nicht mehr“, so kuhl. „das ist auch der tatsächliche grund, warum die großen leitlinien derzeit das psa- screening nicht mehr empfehlen: der psa-test ist de facto gut, denn er ist die einzigeerwiesenemöglichkeit,prostata- krebs früh zu entdecken. das problem ist die weitere abklä- rung“. die bisherige vorgehensweise, also die fächerbiopsie, ist invasiv, hat damit ei- genenebenwirkungen, und ist relativ unzu- verlässig hinsichtlich der unter- wie auch überdiagnose. „auf jedenmann,dervom psa-screeningdurch vorverlegung der di- agnose wirklich pro- fitiert, kommen drei bisvier,dienurnach- teile, und zwar rele- vante nachteile, da- vontragen.dasistein zu schlechter schnitt“, erläutert kuhl. „aber auch die ‚active surveillance‘ hat ihre tücken, denn auch innerhalb ei- ner prostata kann das karzinom he- terogen wachsen. und es kommt vor, dass der biologisch relevante anteil eines tumors mit der nadel verfehlt wurde – da reichen wenige millime- ter – und die nadel kommt im ver- gleichsweiseharmlosenanteilzuliegen. „dann hat der patient die diagnose i mer noch viel zu selten“, kommt nach einschätzung von prof. dr. christiane kuhl, direktorin der kli- nik für diagnostische und inter- ventionelle radiologie der uniklinik rwth aachen, die mrt als diagnos- tisches verfahren zur diagnostik des prostatakarzinoms zum einsatz. stan- dard ist nach wie vor die vom urologen durchgeführte fächerbiopsie. fächerbiopsie: „durchstan- zen“ eines organs auf der suche nach einem karzinom liegt ein erhöhter psa-wert vor, so kann dies ein wichtiger hinweis auf das vorliegen ein prostatakarzinoms sein – wobei es viele andere gründe für leicht erhöhte psa-werte gibt; dazu gehört zum beispiel die benigne pro- stata-hyperplasie (bph), aber auch klinisch asymptomatisch verlaufende prostatitiden. je nach alter eines pati- enten setzt man 3 ng/ml bis 4 ng/ml als obergrenze an. als erster schritt erfolgt üblicherweise die transrektale, ultraschall-gesteuerte (trus) fäch- erbiopsie, bei der systematisch in be- stimmten arealen der prostata gewebe- proben entnommen werden. wird in den ca. 12 stanzzylindern kein karzi- nom gefunden, wird weiter zugewartet. persistiert der erhöhte psa-wert, oder steigt gar weiter an, wird der vorgang wiederholt. „viele patienten durchlau- fen diese ziemlich unangenehme pro- zedur drei-, vier- oder gar fünf mal“, weiß kuhl. unangenehme nebenwir- kungen wie blutungen, harnverhalt und infektionen sind relativ häufige die folge. unter- und überdiagnose weit bedeutsamer ist aber, dass die di- agnostische aussagekraft solcher fäch- erbiopsien begrenzt ist. „stanzt man ein organ von der größe der prostata mit einer 18-g-nadel 6 bis 12 mal, ist es natürlich gut möglich, dass man ein vorhandenes karzinom nicht trifft“, er- klärt kuhl. „das trifft insbesondere bei karzinomen im anterioren abschnitt zu oder bei kleineren befunden.“ mindestens ebenso problematisch ist der umstand, dass das prostata- karzinom biologisch sehr heterogen ist. mit dem gleason-score versucht man, die biologische aggressivität ab- zuschätzen. während gleason-6 kar- zinome in aller regel wenig bedrohlich sind, oft nur langsam, lokal begrenzt fortschreiten und selten metastasieren, sind karzinome mit höheren scores biologisch aggressiv und können zum tode führen. „die urologen berück- sichtigen bei der wahl der weiteren therapie diese biologische heteroge- nität durchaus. so gibt es mittlerweile das konzept der ‚active surveillance‘, bei der patienten mit gleason-6-kar- zinom nicht aktiv therapiert, sondern engmaschig verlaufskontrolliert wer- den.“ das setzt sich allerdings nur lang- sam durch – und birgt einige risiken, falls das karzinom sich doch anders verhält als ausweislich der trus-bi- opsie vorhergesagt. „viele patienten, und ebenso viele urologen, würden im zweifel doch therapieren wollen“, so kuhl. leider ist die behandlung des prostata-karzinoms ist relativ häufig mit relevanten nebenwirkungen asso- ziiert, darunter schwerwiegende und oftmals bleibende wie inkontinenz und impotenz. „behandelt man ein hcc-diagnostik einplädoyerfürdiemrt li-rads leitet zum sicheren befund diagnoseverfahren beim prostatakarzinom dr. thorsten persigehl ist seit 2015 leitender oberarzt am institut für diagnostische und interventionelle radiologie am universitätsklinikum köln, wo er zuvor drei jahre als oberarzt im institut und der poliklinik für radiologische diagnostik tätig war. das studium der humanmedizin absolvierte der 42-jährige an der rheinischen friedrich-wilhelms universität in bonn und anschließend an der westfälischen-wilhelms uni- versität münster, wo er auch 2009 seine anerkennung zum facharzt für radiologie erhielt. 2010 und 2011 verbrachte er an der columbia university, new york, usa. seit 2013 ist thorsten persigehl aktives mitglied in der deutschen röntgengesellschaft und engagiert sich dort in der ag onkologische bildgebung, wo der er die verantwortung für das gebiet “strukturierte onkologische befundung“ trägt. auf dem diesjährigen radiologiekongressruhr erhält der radiologe den preis für den besten vortrag im ärzte-programm 2015. univ. prof. dr. christiane kuhl nahm nach abschluss ihres studiums eine c3-stelle in der onkologischen diagnostik und interventionellen radiologie am uniklinikum bonn an. seit 2010 ist sie direktorin der klinik für diagnostische und interventionelle radiologie des universitätsklinikums aachen. prof. kuhl zählt zu den renommiertesten deutschen brustkrebsforschern und macht sich insbesondere für die brustkrebs-früherkennung mittels magnet- resonanztomografie stark. ihre arbeiten wurden im in- und ausland mit zahlreichen preisen gewürdigt. klassifiziert veranstaltungshinweis: raum: congress-saal donnerstag, 03.11.2016, 14:10-14:45 uhr li-rads thorsten persigehl, köln session: interventionen hepatozelluläres karzinom im mrt – abb. 1: arteriell, abb. 2 spät-venös 69-jähriger patient; psa 6.3 ng/ml, ansteigend. z.n. mehrfacher trus- gesteuerter biopsie, immer mit benignem ergebnis. histologie nach mr-geführter biopsie: prostata-karzinom gleason 8 (4+4) 1 2 12