DGVS begrüßt neue Organspende-Regelung

Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) begrüßt die im Mai vom Bundestag beschlossene Neuregelung zur Organspende. Danach wird jeder Erwachsene in Deutschland künftig dazu aufgefordert, sich für oder gegen eine Organspende nach seinem Ableben zu entscheiden.

Professor Dr. med. Michael P. Manns
Professor Dr. med. Michael P. Manns

 „Dies veranlasst hoffentlich mehr Menschen dazu, sich dafür auszusprechen, die eigenen Organe zu spenden“, erklärt die DGVS zum diesjährigen Tag der Organspende. Denn nach wie vor fehle es an Spenderorganen. Besonders lange warten Patienten hierzulande unter anderem auf eine Leber.

„Zurzeit können wir nur etwa jedem zweiten Patienten, der dringend eine neue Leber benötigt, auch ein entsprechendes Spenderorgan anbieten“, erklärt DGVS-Experte Professor Dr. med. Michael P. Manns, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Laut Statistik der zentralen Vermittlungsstelle für Spenderorgane, der Stiftung Eurotransplant, wurden im Jahr 2011 in Deutschland 1039 Lebern transplantiert. Zum Jahresende 2010 standen 2087 Menschen auf der Warteliste. „Wir hoffen sehr, dass sich die Zahlen in Zukunft einander annähern“, so Manns. Entscheidend sei es, die Wartezeiten auf ein Spenderorgan zu verkürzen und so die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern.

Entsprechend der neuen Regelung werden die Krankenkassen künftig jeden Bürger über 16 Jahren schriftlich über das Thema Organspende informieren und nach seiner Spendebereitschaft fragen. „Die Entscheidung bleibt freiwillig“, betont DGVS-Beirat Manns. Bislang mussten Menschen, die sich zur Organspende bereit erklären wollten, aus eigener Initiative einen Organspendeausweis besorgen oder sich gegenüber ihren Angehörigen erklären. „Durch die neue Regelung werden sich hoffentlich viele stärker mit dem Thema befassen“, sagt Michael Manns.

Bei unheilbaren Lebererkrankungen ist die Lebertransplantation heute das Mittel der Wahl. „Bislang müssen wir abwägen, welche Patienten die Transplantation am dringlichsten benötigen“, erklärt Manns. Vorrangig behandelt würden dabei Patienten, deren Leben durch ein akutes Leberversagen oder eine lebensbedrohliche Leberverletzung unmittelbar bedroht ist. Die häufigste chronische Erkrankung, die eine Lebertransplantation notwendig macht, ist die Hepatitis C, eine durch ein Virus verursachte Infektionskrankheit. Außerdem kommen häufig Patienten mit alkoholtoxischen Lebererkrankungen zur Transplantation. „Transplantiert werden aber nur Patienten, die nachweislich und langfristig abstinent sind“, erklärt Manns.

Neben der Neuregelung zur „Entscheidungslösung“ begrüßt die DGVS auch den ebenfalls verabschiedeten Gesetzesentwurf, der die Berufung eines Transplantationsbeauftragten in den etwa 1350 Kliniken mit Intensivstationen vorsieht. „Aufgabe dieser Personen wird es sein, die Organspenden zu koordinieren und Angehörige von potenziellen Spendern, die keine Erklärung abgegeben haben, zu beraten“, erklärt Experte Manns.

Die DGVS nimmt den bundesweiten Tag der Organspende am 2. Juni 2012 zum Anlass, um auf die dringend benötigten Organspenden hinzuweisen. Zentraler Veranstaltungsort des Tages, der unter dem Motto „Richtig. Wichtig. Lebenswichtig!“ steht, ist in diesem Jahr Dresden. Auf dem Altmarkt lädt der „Marktplatz fürs Leben“ mit Informations- und Mitmach-Aktionen, wie etwa begehbaren Organen, Interessierte dazu ein, sich zum Thema zu informieren.
 

 

12.06.2012

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