MEDICA-Förderpreis 2010 geht an das Projekt "Findrisk"

Neues Screeninginstrument zum Diabetesrisiko gewinnt den MEDICA-Förderpreis für Interdisziplinäre Projekte in der Medizin 2010

Mit einem einfachen Fragebogen lässt sich das Risiko eines Menschen für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes kostengünstig und präzise ermitteln: „FINDRISK“ wurde nach finnischem Vorbild für Deutschland adaptiert und auf seine Vorhersagekraft getestet. Federführend in den umfassenden interdisziplinären Studien dazu und damit Gewinner des Preises ist Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz, Abteilung Prävention und Versorgung des Diabetes, Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden.

Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert, wird von der Zeitschrift Klinikarzt (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) gestiftet und wurde von der MEDICA Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Medizin e. V. am 17. November im Rahmen der MEDICA 2010 in Düsseldorf verliehen.

Der Typ-2-Diabetes gilt als Epidemie des 21. Jahrhunderts. Bereits jetzt fließen rund 20 % der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung in die Behandlung des Diabetes und seiner Folgekrankheiten, mit steigender Tendenz. Wegen der herausragenden Bedeutung des Lebensstils für die Entstehung und den Verlauf des Typ-2-Diabetes ist eine breit angelegte Prävention die einzige Möglichkeit, die Gesundheit der Bevölkerung und damit die Finanzierung des Gesundheitswesens nachhaltig zu sichern. Voraussetzung für eine nachhaltige Lebensstil-Änderung ist die möglichst einfache, kostengünstige und präzise Ermittlung des individuellen Diabetesrisikos, die unmittelbar Betroffenheit erzeugt („Das geht mich etwas an!“).

Mit dem Risikofragenbogen „FINDRISK“ steht ein derartiges, bestens evaluiertes Screening-Instrument für den Einsatz in unterschiedlichen Settings zur Verfügung. „FINDRISK“ eignet sich sowohl zur Diagnostik bei Gesunden als auch zur Verlaufsprognose bei bekannten Risikopersonen. Daher erscheint sowohl eine Verwendung in bevölkerungsweiten Kampagnen sinnvoll (z. B. Verbreitung über die Krankenkassen oder die Medien) als auch der systematische Einsatz im hausärztlichen, klinischen oder betriebsärztlichen Umfeld. Die Evaluation wurde von der Deutschen Diabetes Stiftung unterstützt (http://diabetes-risiko.de).

Die exzellente prospektive Aussagekraft des Risikofragenbogens ist in umfangreichen Studien dokumentiert. Dabei liefert „FINDRISK“ weitaus mehr als nur eine Aussage zu Parametern des Diabetesrisikos wie etwa der Insulinresistenz. Zuverlässig erfasst wird auch das Risiko für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms und damit für Herzkreislauferkrankungen insgesamt.

Auf der Basis des Fragebogens als Screeninginstrument hat Prof. Schwarz inzwischen mit seiner Arbeitsgruppe eine nachhaltige Diabetes-Präventionsstrategie für Deutschland beschrieben, die in Sachsen als Modellregion von einem Netzwerk von sogenannten Präventionsmanagern bereits umgesetzt und evaluiert wurde. Es zeigte sich, dass bei Identifikation von Risikopersonen und gezielter Intervention durch Lebensstil-Änderung das Auftreten eines Typ-2-Diabetes auf die Hälfte reduziert werden kann. Voraussetzung für den deutschlandweiten Einsatz als Screeninginstrument schaffte 2009 auch die Einbindung in die Praxis-Leitlinie Diabetes der DDG als auch der europäischen Diabetes-Präventions-Leitlinie.

Unter 24 exzellenten Bewerbungen um den Förderpreis hatte die Jury eine schwierige Auswahl zu treffen. „Das Projekt „FINDRISK“ erfüllt in vorbildlicher Weise unsere Ansprüche an Interdisziplinarität, wissenschaftliche Exzellenz und Praxisrelevanz, nicht nur für die Prävention von Diabetes, sondern auch für viele andere gesundheitliche Probleme, die mit einer Lebensstil-Änderung angegangen werden können“, betont Prof. Dr. med. Werner A. Scherbaum, Präsident der MEDICA-Gesellschaft. „Das Projekt hat ein hohes Potenzial für die strukturierte und verantwortungsbewusste Einbindung vieler medizinischer und nicht-medizinischer Gruppen, von Krankenkassen und Patienten, aber auch von gesunden Bürgern, die noch keine Patienten im medizinischen Sinne sind und es auch möglichst gar nicht erst werden sollen.“

Die Zeitschrift klinikarzt als Organ der MEDICA Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Medizin e. V. wird das prämierte Projekt veröffentlichen.
 

06.12.2010

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