Artikel • Round-up Gelenk

Korrelation von Bildgebung und Anatomie

Die bildgebende Diagnostik mit der Anatomie und der Pathologie zu korrelieren, so Donald Resnick, Professor für Radiologie an der Kalifornischen Universität in San Diego, ist der Schlüssel zur präziseren Diagnose von Gelenkverletzungen.

Dazu sei es unerlässlich, auch Details einzubeziehen, erklärt der Radiologe, denn jedes Detail könne helfen, „die ganze Geschichte“ einer Verletzung – die Pathogenese – zu erzählen. Gehe man so vor, werde dies die Behandlung und das Ergebnis bei muskuloskeletalen Verletzungen verbessern. Als international anerkannter Nestor der muskuloskeletalen Radiologie hat Donald Resnick diesen Ansatz über viele Jahre hin entwickelt. Die Vorteile erläutert er in mehreren Sessions des 17. Internationalen MRI Symposiums in Garmisch am Beispiel der diagnostischen Bildgebung zu Knochen- und Knorpelverletzungen des Knies.

Korrelation von Bildgebung  und Anatomie

„Der Großteil meiner Arbeit basiert auf der Korrelation von Bildern, seien es klassische Röntgenbilder oder MRT-Scans. Aber die Korrelierung der Bilder mit der Anatomie oder Pathologie ist etwas, was ich schon immer für sehr wichtig gehalten habe“, so der Experte.

Die MRT hat die Diagnose von Schäden an der Knochenoberfläche, dem Knorpel, insbesondere im Knie, erheblich erleichtert. „Mir geht es darum“, unterstreicht Resnick, „zu erkennen, warum wir das sehen, was wir auf den Bildern sehen – in diesem Falle den MRT-Scans. Es gibt Radiologen, die einfach nur auswendig lernen, was auf den Bildern erwartbar zu erkennen ist, aber sie versuchen nicht zu verstehen, warum etwas zu sehen ist. Daher möchte ich mit meinem Vorgehen zeigen: Wenn wir uns ein bisschen mit Anatomie und Biomechanik auskennen, können wir dank der Einzelheiten eines Bildes die vollständige Geschichte erkennen, zum Beispiel wie genau es zu einem Schaden am Knie oder an einem anderen Gelenk gekommen ist.“

Korrelation von Bildgebung  und Anatomie

„Für mich sind diagnostische Aufnahmen ein Spiegel, der die zugrundeliegenden Ursachen reflektiert. Und wir müssen lernen, diese Reflexionen, die wir sehen, zu verstehen. In der Medizin, und vor allem in der Radiologie, tendieren wir dazu, uns zu sehr auf unser Gedächtnis zu verlassen und nicht in ausreichendem Maße zu hinterfragen, warum etwas passiert.“

In seiner Präsentation beschäftigt sich Professor Resnick insbesondere mit dem Gelenkknorpel und der umfassenden Analyse von Bildern mit dem Ziel, zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu einer eindeutigen Aussage über den Knorpelschaden und zu einer Verletzungsprognose zu gelangen.

„Viele unserer Patienten sind Sportler, das heißt, eine Verletzung kann für sie zu einem massiven wirtschaftlichen Schaden führen“, erläutert Resnick, „daher versuchen wir, anhand unseres anatomischen Wissens so früh wie möglich zu beurteilen, wie schwerwiegend das Problem ist. Das hilft meiner Meinung nach dem Patienten auf lange Sicht.“

Selbst auf einem MRT-Bild enthüllt der Knorpel seine Geheimnisse nicht vollständig und bleibt eine echte Herausforderung für den Radiologen.

Professor Donald Resnick

Während auf einem herkömmlichen Röntgenbild der Gelenkknorpel natürlich nicht zu sehen ist, lassen die Zwischenräume dennoch Schlüsse über den Knorpelzustand zu. Der Radiologe erkennt zumindest, ob eine Schädigung vorliegt. Die MRT bietet hier einen wesentlichen Fortschritt, doch warnt Resnick vor übertriebenen Erwartungen: „Der MRT-Scan mag Knorpel in einer Art und Weise darstellen, wie das mit dem Röntgenverfahren nicht und auch mit einem CT-Scan nicht möglich ist. Aber selbst auf einem MRT-Bild enthüllt der Knorpel seine Geheimnisse nicht vollständig und bleibt eine echte Herausforderung für den Radiologen.“

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Donald Resnick ist Professor für Radiologie an der University of California in San Diego.

Moderne und stärkere Magneten liefern immer bessere Bilder und neue MRT-Sequenzen werden möglicherweise helfen, den Knorpel besser zu verstehen. Professor Resnick hofft daher, dass „wir in Zukunft mit Hilfe der MRT in der Lage sein werden, frühzeitig den Zustand des Gelenkknorpels präziser vorauszusagen, nämlich dann, wenn eine Intervention für den Patienten noch von Nutzen sein kann.“


Profil:
Donald Resnick ist Professor für Radiologie an der University of California in San Diego (UCSD), einem weltweit anerkannten Zentrum für muskuloskelettale Bildgebung. Im Laufe seiner mehr als 30 Jahre Arbeit am UCSD hat er sich auf muskuloskelettale Bildgebung, insbesondere die Magnetresonanztomographie, spezialisiert. Professor Resnick hat mehr als 1.100 wissenschaftliche Artikel veröffentlich und ist Autor und Ko-Autor von 16 Büchern, darunter ein mehrbändiges Lehrbuch über Knochen- und Gelenkbildgebung.

Veranstaltungshinweis

Freitag, 03.02.2017, 09:45-10:15 Uhr
MRT des Knies
D. Resnick, USA-San Diego
Session: Muskuloskelettale Bildgebung

Freitag, 03.02.2017, 14:30-5:50 Uhr
Bildgebung bei ossären und chondralen Verletzungen

D. Resnick, USA-San Diego
Session: Filmreading undSpecial Focus Sessions: MSK & Abdomen

02.02.2017

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