Artikel • Sportliche Folgen

Achillessehne: des Menschen Schwachpunkt, des Schallers Paradeobjekt

Schmerzen in der Achillessehne können eine ganze Palette unterschiedlicher Indikationen aufweisen. Dr. Horst Sattler, Rheumatologe und Sportmediziner mit Sitz in der Inneren Abteilung der Park-Klinik Bad Dürkheim, weiß die Besonderheiten und Indikationen jedoch sonographisch gut zu differenzieren.

Mittlerweile ist der Schallexperte so anerkannt, dass Orthopäden ihre Patienten mit Schmerzen an der Achillessehne an ihn überweisen. In unserem Gespräch verrät Dr. Sattler, welche Ursachen Schmerzen an der Achillessehne haben können und worauf es bei der Sonographie ankommt.

Undefinierbare Schmerzen

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Position des Applikators über der Achillessehne

Zu viele Belastungen, gerade durch die in Mode geratene Laufsportkultur, führen zu Problemen an der Achillessehne. Der Patient selbst leidet, vermag aber nicht zu sagen, wo es genau weh tut. „Die Patienten haben Schmerzen um die Achillessehne herum, am Ansatz und um die Ferse“, so Sattler, „die man dank Ultraschall genauer spezifizieren kann.“ Im Jahre 2007 untersuchte man 1.000 Marathonläufer und stellte fest, dass nicht wie vermutet das Knie, sondern die Achillessehne die größte Schwachstelle der Läufer war. „Der wichtigste pathologische Befund zeigte die echoarme Auftreibung der Achillessehne, eine Verbreiterung plus eingesprossener Gefäße, die sogenannte Angioneogenese. Diese war sogar auffälliger und trat häufiger auf als etwaige Probleme am Knie“, berichtet der Experte.

Der Schall liebt die Achillessehne

Wir können den Schmerz in der Achillessehne durch den Schall sehr genau spezifizieren.

Dr. Horst Sattler

„Die Achillessehne ist das Paradeobjekt für den Schaller hinsichtlich der Sehnenpathologie“, berichtet Sattler. „Sie hat keinen synovialen Schlauch wie die Bizepssehne und somit keine Flüssigkeit um die Sehne herum, die den Schall schluckt. Dafür kann sie echoarme Verbreiterungen des sogenannten Peritendineums externum aufweisen.“ Dass dies isoliert auftreten und Schmerz auslösen kann, diagnostizierte Sattler bereits bei vielen Patienten. „Wir können den Schmerz in der Achillessehne durch den Schall sehr genau spezifizieren. So sehen wir, ob eine Peritendinitis vorliegt, die Sehne direkt intratendinös ist, der Achillessehnenansatz und damit die Insertionstendopathie Schmerzen bereitet, oder eine Bursitis vorliegt, die ebenfalls isoliert auftreten kann.“ Oft liegt eine Kombination von Veränderungen vor. „Als Rheumatologe bin ich sehr an den seronegativen Spondylarthritiden interessiert. Rheumapatienten haben verstärkt Probleme mit der Achillessehne, denken wir hier nur an Morbus Bechterew. Manchmal hat der Patient aber auch eine Bursitis und Achillessehnenveränderungen, die ihm nicht bewusst sind, weil er sie nicht spürt. Es gibt also eine breite Palette an Indikationen.“

Welche Methode dient der Spezifikation?

„Am besten nutzt man einen Hochfrequenzschallkopf ab 9 MHz“, verrät Sattler. „Nutzen kann man Sonden bis zu 18 MHz Linearschallkopf. Wichtig ist, dass die Achillessehne quer und längs geschallt wird. Der Fuß sollte über einer Rolle liegen und frei beweglich sein“, erklärt er die Herangehensweise. „Die Sehne darf nicht gespannt sein und der Fuß muss sich dynamisch zeigen.“

Durch die Farbdopplersonographie wird es leichter, Einsprossungen der Gefäße in der Achillessehne zu erkennen: „Eine intratendinöse Neovaskularisation ist ein Zeichen für die Zerstörung bzw. das Eindringen von Gefäßen in die Achillessehne. Diese drücken auf die Nerven und sind Ursache für den intratendinösen Schmerz“, erklärt er weiter. Wichtig beim Einsatz des Farbdopplers ist es, nicht zu starken Druck auszuüben, damit die einsprossenden Gefäße gut zu erkennen bleiben.

Neu bei der Achillessehnendiagnostik ist der Einsatz der Elastographie, dank derer die unterschiedlichen Elastizitätsgrade der Sehne gemessen werden können. Durch die Elastographie kann zusätzlich ermittelt werden, ob es sich um eine Entzündung oder andere krankhafte Veränderungen der Sehne handelt, macht der Sportmediziner deutlich.

Welche Therapie erhalten die Patienten?

Praktischerweise lässt sich die Therapiekontrolle ebenfalls sehr gut sonographisch durchführen.

Dr. Horst Sattler

„Zunächst einmal bekommen die Patienten Antiphlogistika, also eine normale antientzündliche Therapie“, berichtet der Experte. Patienten sollten zudem sportmedizinisch beraten werden. Die Aktivitäten, die die Achillessehnen besonders belasten, sollten reduziert oder vorübergehend eingestellt werden. „Auch Kryotherapie, also eine gezielte physikalische Therapie hilft“, berichtet Sattler.

Schmerzen an der Achillessehne können aber auch durch Fußdeformierungen entstehen. „Dann muss eine Therapie zur Behandlung dieser Fußdeformitäten in Betracht gezogen werden“, klärt Sattler auf. „Auch Sprunggelenksarthrosen belasten die Achillessehne. Sportmedizin bedeutet, den Patienten umfassend zu beraten.“

Praktischerweise lässt sich die Therapiekontrolle ebenfalls sehr gut sonographisch durchführen. Die Perfusion der Gefäße zeigt schnell und zuverlässig, ob eine Therapie wirkt: „Geht der Flow unter medikamentöser Therapie rasch zurück und sind weniger Gefäße intratendinös, desto besser ist das Ergebnis“, konstatiert Dr. Sattler abschließend.

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Dr. Horst Sattler, Rheumatologe und Facharzt für innere Medizin

Profil:
Dr. Horst Sattler ist Rheumatologe und Facharzt für Innere Medizin sowie Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Der ehemalige Chefarzt der Park-Klinik Bad Dürkheim ist Autor von vier Büchern und zahlreichen Veröffentlichungen. Obwohl er offiziell seit 2009 seinen wohlverdienten Ruhestand genießt, betreibt er eine Privatpraxis und arbeitet an einem Tag in der Woche weiterhin in der Rheumatologie im Ultraschall. Auch Fortbildungen gibt Sattler nach wie vor in seinen Spezialgebieten, der Abdominalsonographie und Arthrosonographie.

Veranstaltung
Raum: A Wisshorn
Freitag, 25.09.2015, 15:30
Sonografie der Achillessehne: woher kommt der Schmerz bei Achillodynie – eine sonografische Differenzierung
Horst Sattler, Deutschland
Session: Refresher Bewegungsapparat: Achillessehne/Interventionen

24.09.2015

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