Notfallmedizin

Das Unerwartete erwarten - Zwischenfälle in der Radiologie

Stellen Sie sich vor: Während einer ganz normalen Routineuntersuchung in Ihrer radiologischen Praxis fängt ein Patient plötzlich in der Röhre an zu krampfen. Hand aufs Herz: Wüssten Sie, wie Sie sich in dieser Situation am besten verhalten sollen?

Brandmeisterin Stefanie Detje
Brandmeisterin Stefanie Detje

Wenn Brandmeisterin Stefanie Detje als Rettungsassistentin im Einsatz ist, besteht der häufigste Kontakt zur Radiologie, wenn Personen Opfer eines Unfalls geworden sind und im CT auf innere Verletzungen untersucht werden müssen. Treten bei den Betroffenen dann tatsächlich innere oder Hirnblutungen auf, können sie noch während der radiologischen Untersuchung spontan anfangen zu krampfen. Ähnliches gilt auch für Schlaganfallpatienten oder Epileptiker. Im Krankenhaus gibt es für solche Notfälle den Herzalarm, im niedergelassenen Bereich nicht. Zwischen Notruf und Eintreffen des Rettungsteams ist das Personal hier also auf sich gestellt – bis zu acht Minuten, denn so lange ist die offizielle Hilfsfrist für Rettungsdienst und Feuerwehr.

Wer als MTRA jedoch die Symptome eines Krampfanfalls, einer Blutung oder anderer Zwischenfälle kennt, kann bereits vor Ankunft eines Mediziners wichtige Erstmaßnahmen einleiten, sagt Stefanie Detje: „Die MTRAs dürfen die meisten Medikamente zwar nicht selbst verabreichen, aber wenn sie sich damit auskennen, können sie die richtigen Mittel schon einmal bereitstellen und vorbereiten. Das spart eine Menge Zeit und kann im Ernstfall Leben retten.“ Einer der am häufigsten auftretenden Zwischenfälle in der Radiologie ist eine Kontrastmittelreaktion. Diese kann von leichten Unverträglichkeiten wie Juckreiz, Quaddelbildung, Brech- oder Hustenreiz bis zu einem schweren anaphylaktischen Schock reichen. Insbesondere Patienten, die das erste Mal eine Untersuchung mit Kontrastmittel haben, verfügen über keinerlei Vorwissen darüber, ob sie allergisch reagieren oder nicht. „Bei einer Anaphylaxie sollte nicht nur der Rettungsdienst, sondern unbedingt auch der Notarzt alarmiert werden“, betont die Expertin, „wenn der Patient selbst nicht ansprechbar ist, benötigen wir außerdem anamnestische Informationen von den Praxismitarbeitern, ob eventuell andere Allergien oder Vorerkrankungen bekannt sind, aus denen wir wichtige Rückschlüsse ziehen können.“

Des Weiteren sollte man dem Rettungsdienst immer den Hinweis geben, dass Metallteile im MRT-Bereich nicht mitgeführt werden dürfen, da sie von dem starken Magneten erhitzt oder angezogen werden können. Nicht jeder Rettungsdienstler denkt im Eifer des Gefechts daran.

Am wichtigsten ist Stefanie Detje jedoch eine Sache: „Der Patient sollte unter keinen Umständen allein gelassen werden. Es ist schon vorgekommen, dass ich zu einem Einsatz gerufen wurde und der Patient lag ohne jegliche Beobachtung im Untersuchungszimmer. Im schlimmsten Fall hätte er einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden können, der primär unbeobachtet geblieben wäre. Außerdem sind die meisten Patienten nach einem Zwischenfall aufgewühlt und verunsichert. Es tut einfach gut zu wissen, dass da noch jemand ist.“

 

PROFIL:

Stefanie Detje arbeitet seit Oktober 2011 als Rettungsassistentin und Brandmeisterin bei der Feuerwehr Dortmund. Zuvor war sie insgesamt elf Jahre für den Malteser Hilfsdienst tätig, davon 3,5 Jahre in Wesel und 7,5 Jahre in Düsseldorf. Nach dem Schulabschluss absolvierte sie ein Jahrespraktikum im Evangelischen Bethesda-Krankenhaus Essen. Es folgten die Ausbildungen zur Rettungssanitäterin, später Rettungsassistentin und zuletzt zur Brandmeisterin. Heute bildet die 33-Jährige selbst den Rettungsdienstnachwuchs aus.

 

29.12.2014

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